Maurice Ravel

Jugend und Ausbildung

MAURICE RAVEL, einer der Hauptvertreter des französischen Impressionismus, wurde am 07.03.1875 in Südfrankreich als Sohn eines Ingenieurs und einer Baskin geboren und erhielt mit sieben Jahren ersten Klavierunterricht. Die Eltern unterstützten seinen Wunsch, eine professionelle Musikerlaufbahn einzuschlagen und 1889 bestand RAVEL die Aufnahmeprüfung am Pariser Konservatorium. In dieser Zeit spielte er mit dem Gedanken an eine Pianistenkarriere. Tatsächlich wurde er später als Interpret seiner eigenen Werke sowohl in Europa wie besonders auch in Nordamerika gefeiert. Am Konservatorium wechselte er jedoch schon bald in die Kompositionsklasse von GABRIEL FAURÉ (1845–1924) und studierte außerdem Harmonielehre und Orchestration.

Außerhalb des Lehrbetriebs bewegte er sich in den mondänen Pariser Salons und erwarb bald den Ruf eines Dandys. Mehrfach bewarb RAVEL sich um den Prix de Rome, der höchsten vom Konservatorium verliehenen Auszeichnung für Komponisten in Frankreich, konnte ihn jedoch nie gewinnen. Dies führte 1905 zu einem Eklat am Konservatorium, in dessen Folge der Direktor zurücktreten musste.

RAVEL lebte bis 1921 mit seiner Mutter und nach ihrem Tod mit seinem Bruder zusammen in Paris, bevor er sich in eine Villa auf dem Lande zurückzog. Er pflegte lebhaften Kontakt mit den Pariser Künstlerkreisen und nahm von dort vielfältige Anregungen für sein eigenes Werk auf.

Einflüsse

RAVELs Musikschaffen unterlag unterschiedlichsten Stileinflüssen.

  • Vermutlich 1901 lernte RAVEL CLAUDE DEBUSSY (1862–1918) kennen, dessen impressionistischer Stil ihn nachhaltig beeinflusste. Gegenseitige Plagiatsvorwürfe ließen diese Freundschaft später jedoch abkühlen.
     
  • Eine Zeitlang beeindruckte RAVEL auch ERIK SATIEs (1866–1925) neuartiger Kompositionsstil mit dessen harmonischen Experimenten.
     
  • Außerdem nahm er die seit der Pariser Weltausstellung 1889 grassierende Mode des Exotismus auf. Auf der Weltausstellung hatte sich erstmals die Gelegenheit geboten, nichteuropäische Kulturen kennen zu lernen und besonders asiatische Musik und Sujets faszinierten seither die Komponisten, die Anleihen daraus in ihre Werke integrierten.

Einfluss auf RAVEL hatte auch die Musik des „Mächtigen Häufleins“, einer russischen Gruppierung von Komponisten, die sich bewusst von der westeuropäischen Musiktradition abgrenzten und auf die eigene Volksmusik bezogen. RAVEL schöpfte jedoch auch aus der Auseinandersetzung mit der traditionellen französischen Barockmusik und nahm darüber hinaus Anregungen aus der Welt der Jazz- und Unterhaltungsmusik auf.

Als letzter wesentlicher Stileinfluss ist die spanische Volksmusik zu nennen. Der Franzose RAVEL wurde von seinen Zeitgenossen auch als „spanischster aller spanischen Musiker“ bezeichnet. RAVEL fühlte sich zeitlebens zum Land seiner Mutter hingezogen. Zu den Werken, die diesen Hang zur Musik und Kultur Spaniens widerspiegeln, gehören u.a.

  • die „Rhapsodie espagnole“ (1907),
  • die einaktige Oper „L’Heure espagnole“ (1907) sowie
  • seine berühmteste Komposition, der „Boléro“ (1928).

Dem Ruhm des letztgenannten Werkes, das ursprünglich als Ballett konzipiert war, stand RAVEL selbst jedoch äußerst distanziert gegenüber, da er es für wenig gelungen hielt.

Werk

In den Werken RAVELs blieb die Tonalität weitestgehend erhalten, wenn auch gelegentlich zur Polytonalität erweitert. Dennoch stießen die meisten Kompositionen beim breiten Publikum zunächst auf Unverständnis und Ablehnung, da sie weder gefällig folkloristisch noch im traditionellen Sinne harmonisch waren. Fachkritiker erkannten jedoch früh RAVELs Innovationskraft und seine außerordentliche Meisterschaft auf dem Gebiet der Klanggestaltung und Orchestration.

  • Für das Ballets Russes von SERGEJ DIAGHILEW (1872–1929), einem in Frankreich lebenden russischen Impressario und Ballettmanager, der sich der Entwicklung einer neuen Form des Balletts verschrieben hatte, komponierte RAVEL 1909–1912 „Daphnis et Chloé“. Es gilt als ein Meisterwerk der Orchestration.
  • Während des Ersten Weltkrieges diente RAVEL als Soldat und verarbeitete seine Eindrücke von einer untergehenden Welt in dem Orchesterwerk „La Valse“ (1920), das neben dem „Bolero“ zu seinen bekanntesten Kompositionen gehört.
  • Für den Pianisten PAUL WITTGENSTEIN (1887–1961), der im Krieg seinen rechten Arm verloren hatte, schrieb er das „Konzert für linke Hand und Orchester“ („Concerto pour la main gauche“, 1931).

RAVEL unternahm zahlreiche Konzertreisen, auf denen er eigene Werke spielte oder dirigierte. Ab 1933 zwangen ihn Lähmungserscheinungen, das Komponieren aufzugeben. Er verstarb 1937 nach einer Gehirnoperation.

Werke

Zu den Werken von RAVEL gehören

  • Orchesterwerke, darunter:
    – „Shéhérazade“ (1898),
    – „Rhapsodie espagnole“ (1907),
    – „La Valse“ (1920),
    – „Konzert für die linke Hand und Orchester“ („Concerto pour la main gauche“,1931);
     
  • Opern:
    – „L’heure espagnole“ (1907–1909, Uraufführung 1911),
    – „L’enfant et les sortilèges“ (1920–1925);
     
  • 2 Klavierkonzerte (1931);
     
  • Ballettmusiken:
    – „Daphnis et Chloé“ (1909–1912),
    – „Boléro“ (1928);
     
  • Vokalwerke, darunter:
    – „Chants populaires“ (1910),
    – „Chansons madécasses“ (1925/1926),
    – „Don Quichotte à Dulcinée“ (1932–1933);
     
  • Kammermusik, darunter:
    – Streichquartett (1902/1903),
    – Klaviertrio (1914),
    – Sonate für Violine und Violoncello (1920–1922),
    – Tzigane (1924, für Violine und Klavier),
    – Sonate für Violine und Klavier (1923–1927);
     
  • Klaviermusik, darunter:
    – „Jeux d’eau“ (1901),
    – „Miroirs“ (1905),
    – „Gaspard de la nuit“ (1908),
    – „Ma mère l’oye“ (1908, vierhändig),
    – „Valses nobles et sentimentales“ (1911),
    – „Le tombeau de Couperin“ (1914–1917).

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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