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Jean-Baptiste Say

* 5. Januar 1767 in Lyon
† 15. November 1832 in Paris

JEAN-BAPTISTE SAY war Sohn einer liberal humanistisch denkenden Unternehmerfamilie aus Lyon. Er absolvierte erst im elterlichen Betrieb und dann von 1785 bis 1787 in England eine kaufmännische Ausbildung. Dort sammelte er Erfahrungen mit der industriellen Revolution und machte sich mit den Werken der englischen Nationalökonomen vertraut, insbesondere mit den Werken von ADAM SMITH.Er war Anhänger der französischen Revolution, lehnte jedoch die radikale Herrschaft der Jakobiner ab. Von 1793 war er bis zu seiner Berufung 1799 als Mitglied des Tribunats des Finanzausschusses im Konsulat Napoléon Bonaparte als Journalist und Chefradakteur eines philosophischen Journals tätig. Inspiriert durch das Werk von ADAM SMITH „Wohlstand der Nationen“ entstand 1803 sein Hauptwerk „Traité d’économie politique“. 1806 verlor er wegen seiner liberalen Ansichten und der Kritik an der Wirtschaftspolitik NAPOLÉONS sein Amt als Tribun und arbeitete als Unternehmer einer Baumwollfabrik und später als Spekulant. 1815 wurde er als Mitglied in die Akademie der Wissenschaften berufen und bekleidete bis zu seinem Tod mehrere Lehrtätigkeiten.

JEAN-BAPTISTE SAY war Vertreter der klassischen Nationalökonomie französischer Schule, die nach dem Vorbild von ADAM SMITH eine vom Staat unabhängige Wirtschaftspolitik propagierte. Berühmtheit erlangte er insbesondere durch das nach ihm benannte saysche Theorem mit dem Kerngedanken „Jedes Angebot schafft sich auch seine Nachfrage“.

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Elternhaus und Ausbildung

JEAN-BAPTISTE SAY wurde als Sohn einer liberal humanistischen Unternehmerfamilie am 05. 01. 1767 in Lyon geboren. Nach einer Ausbildung im elterlichen Betrieb ging er von 1785 bis 1787 zusammen mit seinem Bruder nach London, um seine kaufmännische Ausbildung abzuschließen. In England studierte er die Werke der englischen Nationalökonomen, insbesondere die Werke von ADAM SMITH. Er sammelte praktische Erfahrungen mit der industriellen Revolution in England und beurteilte deren Ergebnisse positiv.

Revolution und Tribunat

Nach Frankreich zurückgekehrt, nahm er trotz seiner Vorliebe für Theater und Literatur eine Anstellung in einer Versicherung an.
In den Anfangsjahren der französischen Revolution von 1789, deren Anhänger er war, arbeitete er in der Redaktion vom Courier die Provence des gemäßigten Revolutionärs MIRABEOU und meldete sich im ersten Koalitionskrieg im Jahr 1792 freiwillig zur Armee. Die radikale Herrschaft der Jakobiner lehnte er jedoch ab.

1793 war SAY als Journalist tätig und übernahm 1794 den Posten des Chefredakteurs für das philosophisch-literarische Journal „La Décade de philosophique“.

1799 wurde er zum Mitglied des Tribunats in den Finanzausschuss im Konsulat NAPOLEON BONAPARTES berufen, dessen Aufgabe in der Beaufsichtigung und Kontrolle von Gesetzgebung und Verfassung bestand.
1803 veröffentlichte SAY sein Hauptwerk „Traité d’économie politique“, das noch zu seinen Lebzeiten mehrere Auflagen erlebte und ihn nicht nur in Frankreich, sondern auch international bekannt machte. In diesem Werk propagierte SAY in einfachen und verständlichen Worten den freien Handel und eine vom Staat unabhängige Wirtschaftspolitik.

Mit seiner Lehrmeinung stand SAY in Konfrontation zu der auf staatliche Intervention und Protektionismus ausgerichteten Wirtschaftspolitik NAPOLÉONs, der versuchte, seinen Einfluss auf das Werk geltend zu machen. SAY ging jedoch nicht auf die Vorstellungen NAPOLÉONs ein, sodass sich die zweite Auflage seines Werkes durch die Zensur bis zur Abdankung NAPOLÉONs verzögerte. Außerdem führte die Ablehnung NAPOLÉONs dazu, dass SAY gezwungen war, 1806 seinen Abschied vom Staatsdienst zu nehmen und sein Amt als Tribun im Finanzausschuss aufzugeben.

Unternehmer und Lehrtätigkeit

Nach seinem Rückzug aus dem Staatsdienst wurde SAY Unternehmer einer Baumwollfabrik von ansehnlicher Größe mit zeitweise 400 bis 500 Mitarbeitern. Er verkaufte jedoch nach einigen Jahren seine Anteile und ging als Spekulant nach Paris. Enttäuscht durch die Rückkehr der Bourbonen 1814 auf den französischen Thron und die mit der Restauration schwindende Hoffnung auf ein freies Frankreich, erwog SAY sogar die Auswanderung nach Nordamerika. Er nahm Kontakt zu THOMAS JEFFERSON auf, empfand sich jedoch mit 47 Jahren für eine Auswanderung zu alt und blieb in Frankreich.

SAY arrangierte sich mit dem politischen System und unternahm sogar im Auftrag der Regierung eine Studienreise nach England mit dem Ziel, den Einfluss von Kriegen auf das Wirtschaftssystem zu studieren. Er diskutierte seine Erfahrungen mit DAVID RICARDO und veröffentlichte seine Ergebnisse 1814 in der Schrift: „De l’Angleterre et des Anglais“. Zeitgleich mit seiner Mitgliedschaft in der Akademie der Wissenschaften erschien sein Werk:“Catéchisme d’économie politique“, in dem in kurzer Frage- und Antwortform die Grundzüge seiner Lehre wiedergegeben werden.

Nach Jahren intensiver Lehrtätigkeit übernahm SAY 1819 einen eigens für ihn am Conservatoire des Arts et Métier eingerichteten Lehrstuhl für Economie industrielle. Ein Briefwechsel mir THOMAS ROBERT MALTHUS in den 1820er-Jahren, zusammengefasst in den „Lettres à Malthus“, steigerte noch einmal seine Popularität. Von 1828 bis 1830 wurde der sechsbändige „Cours complet d’economie politique pratique“ herausgegeben, eine Sammlung seiner bisherigen Vorlesungen.
1830 wurde SAY an den Lehrstuhl für politische Ökonomie an das berühmte Collège de France berufen.
Nach einem Schlaganfall verstarb JEAN-BAPTISTE SAY am 15. November 1832 in Paris.

Das Werk von JEAN-BAPTISTE SAY

  • 1803 Traité d’economie politique ou Simple Exposé de manière dont se forment, se distribuent et se consomment les richesses
  • 1814 De l’Angleterre et des Anglais
  • 1815 Catéchisme d’économie politique1821 Lettres à M. Malthus sur l’économie politique et la stagnation du commerce
  • 1828–1830 Cours complet d’économie politique pratique

SAY gilt als Begründer der klassischen französischen Nationalökonomie, der nach dem Vorbild von ADAM SMITH eine vom Staat unabhängige Wirtschaftspolitik propagierte und die Lehren von SMITH nicht nur allgemein bekannt machte, sondern auch weiterentwickelte.

Auf SAY geht die in der Volkswirtschaftslehre übliche Einteilung der Wirtschaft in Herstellung (Produktion), Verteilung (Distribution) und Verbrauch (Konsumtion) zurück. Er erweiterte den Wohlstandsbegriff von SMITH um den Handel und das Humankapital, denen er auch eine Produktivität unterstellte.

SAY betont die herausragende Rolle des Unternehmers als entscheidende Kraft für die Erhöhung der Produktivität. Auf ihn geht der Begriff Entrepreneur (Unternehmer) zurück.
SAY beschäftigte sich mit der Theorie der Produktionsfaktoren und nahm eine noch heute gebräuchliche Einteilung in Arbeit, Kapital und Boden vor.
Dem technischen Fortschritt maß er die Bedeutung der Vermehrung von Wissen zu und nicht allein als Faktor für eine steigende Arbeitsteilung und Spezialisierung.

SAY lehnte die von DAVID RICARDO entwickelte Arbeitslehre ab, die den Wert eines Gutes über die darin enthaltene Arbeit definiert. Er erkannte, dass eine Ware, die keinen Nutzen stiftet, auch keinen Wert hat, unabhängig davon, wie viel Arbeit in diesem Produkt steckt.
SAY entwickelte daraus eine Theorie, die den Wert eines Gutes durch den subjektiven Nutzen für den Käufer bestimmt.

Am bekanntesten ist das nach ihm benannte saysche Theorem, ein Lehrsatz der klassischen Nationalökonomie, der besagt, dass Angebot und Nachfrage in einer Volkswirtschaft stets gleich groß sein müssen und keine Überproduktion möglich ist, weil jedes Angebot sich seine eigene Nachfrage verschafft. Dabei sorgt der Preismechanismus für eine stabile Nachfrage. Geld tritt als bloßer Vermittler der Tauschgeschäfte auf, eine Wertaufbewahrungsfunktion des Geldes sah SAY nicht. Abgesehen von kurzfristigen Schwankungen kann es aufgrund des Marktgleichgewichtes kein unzureichendes Nachfrageniveau geben.
Deshalb lehnen SAY und die Anhänger des Theorems eine nachfrageorientierte Politik durch den Staat und die Notenbanken ab.Trotz kontroverser Diskussionen über das Theorem gilt SAY als Vordenker der modernen Angebotstheorie, die bis heute ein Kernstück des ökonomischen Grundverständnisses darstellt.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Jean-Baptiste Say." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/jean-baptiste-say (Abgerufen: 20. May 2025, 09:57 UTC)

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