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Revolution der Lebensdauer

In der Bevölkerung Deutschlands laufen nach bevölkerungsstatistischen Berechnungen zwei Entwicklungen parallel:

  • Die Zahl der 60-Jährigen wird zwischen 1989 und 2050 um rund 10 Mio. Menschen zunehmen, während zur gleichen Zeit
  • die Zahl der 20- bis 60-Jährigen um 16 Mio. sinken wird.

Zuwachs und Rückgang stehen sich gegenüber. Die Zahl der über 80-Jährigen wird besonders schnell von drei Mio. auf rund 10 Mio. steigen. Die Alterung der Bevölkerung geht auf die erheblich längere Lebensdauer und eine niedrige Geburtenhäufigkeit zurück. Sie ermöglicht neue Formen der individuellen Lebensplanung und Lebensgestaltung.

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Umkehr der Alterspyramide

Vor dem Ersten Weltkrieg zeigte die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung (Bild 1) das Aussehen einer Pyramide (Alterspyramide):

  • Im Sockel die starken Jahrgänge der Neugeborenen,
  • dann durch Tod oder Auswanderung langsam abnehmende Jahrgänge der Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen bis zur
  • Pyramidenspitze der nur noch schwachen Jahrgänge über 80 Lebensjahre.

Während des 20. Jahrhunderts wurde die Alterspyramide durch

  • große Menschenverluste,
  • die Geburtenausfälle zweier Weltkriege und
  • die Weltwirtschaftskrise
  • Bevölkerungspyramide für Deutschland 1910, 1995 und 2040

tief aufgerissen und sieht eher einer „zerzausten Wettertanne“ ähnlich – so der Bevölkerungsstatistiker PAUL FLASKÄMPER. Die Bevölkerungsentwicklung tendiert dahin, die Pyramide umzukehren. Die starken Jahrgänge der jetzt 30- bis 60-Jährigen bauchten die Pyramide in der Mitte aus. In weiteren 50 Jahren werden die starken Jahrgänge die Spitze bevölkern und der Sockel wird nur zahlenmäßig kleine Jahrgänge von Neugeborenen aufweisen. Der proportionalen Abnahme bei Kindern und Jugendlichen steht die Zunahme bei den Alten auf ca. das Dreifache gegenüber.

Darin zeigt sich die Alterung der Bevölkerung (demografische Alterung). Die Bevölkerungsentwicklung zugunsten des Anteils der älteren Jahrgänge an der Gesamtbevölkerung hat zwei Hauptgründe, die ihrerseits von ganzen Reihen von Faktoren bestimmt sind:

  • den Jahrhunderttrend einer im Vergleich zur vor- und frühindustriellen Zeit geringeren und weiter abnehmenden Geburtenhäufigkeit,
  • die ungewöhnliche Steigerung der durchschnittlichen Lebensdauer (Lebenserwartung) seit Ende des 19. Jahrhunderts.

Seit 1871 hat sich die durchschnittliche Lebensdauer verdoppelt. Dabei trat der größte Sprung zwischen 1871 und 1910 auf; seitdem steigt die Lebenserwartung langsamer. Es wird angenommen, dass insbesondere medizinische und sanitäre sowie arbeits-, sozial- und siedlungspolitische Fortschritte sich positiv auf die Lebensdauer ausgewirkt haben.
Die „Revolution der Lebensdauer“ (TOM KIRKWOOD) äußert sich als

  • längere Lebensdauer (sie erhöhte sich im 20. Jahrhundert um rund 30 Jahre),
  • erhöhte Lebenserwartung auch bei bereits alten Menschen (so können heute 75-Jährige mit einer Lebensdauer von 85-86 Jahren rechnen).

Das Leben dauert je nach Geschlecht und sozialer Schicht im Durchschnitt unterschiedlich lang. Die deutlich längere Lebensdauer der Frauen schon im 20. Jahrhundert hat sich weiter verstärkt. Die Differenz liegt bei fünf bis sechs Jahren und wird u. a. auf günstigere Lebensbedingungen im Haushalt und der Arbeitswelt sowie gesundheitsbewusstere Lebensführung zurückgeführt. Menschen unterer sozialer Schichten tragen ein größeres Risiko, früher zu sterben (Differenz bis zu vier Jahre). Generell gilt, dass die Lebensdauer von sozioökonomischen und soziokulturellen Faktoren, wie Bildung, Beruf, Einkommen und Lebensführung beeinflusst wird.

Folgen der Langlebigkeit

Die demografische Alterung aufgrund steigender Lebenserwartung und niedriger Geburtenhäufigkeit ist ein lang angelegter Prozess, dessen generelle Richtung nicht kurzfristig beeinflussbar scheint. Sie hat praktische Folgen und eröffnet den Menschen neue Lebenschancen, die lange Zeit in Politik und Öffentlichkeit unterschätzt wurden.

  • Eine der zentralen Folgen der Langlebigkeit ist die größere Sicherheit, mit der Personen ihre Lebenszeit planen und eine längere Altersphase in die Normalbiografie einfügen können.
     
  • Die Alterung wirkt sich auf die Lebenszusammenhänge der verschiedenen Generationen innerhalb von Familien aus. In Familien leben jetzt bis zu 5 Generationen längere Zeit gemeinsam. Familien sind dadurch vertikaler aufgebaut. Die Familienzusammenhänge haben ihren Ort weniger unter dem Dach einer gemeinsamen Wohnung und eines gemeinsamen Haushalts als vielmehr in einem weiteren Nachbarschaftsraum. Typisch für die Alten sind Zwei- und Einpersonenhaushalte.
     
  • Das Netz der gegenseitigen Unterstützung folgt einem Grundmuster. Nach den Erhebungen des Alters-Surveys erweisen sich rund 40 % der Alten als Geldgeber, während die Kinder vornehmlich praktische Unterstützung im Haushalt, beim Einkaufen und bei kleineren Reparaturen leisten. Aufgrund ihrer materiellen Absicherung im Sozialstaat (Renten u. a.) sind die Alten in der Regel auf materielle Unterstützung nicht angewiesen. Beziehungen zwischen den Generationen ergeben sich aus zahlreichen, meist kleineren bis mittleren Erbschaften von Vermögen, für das in den westlichen Bundesländern in der ungewöhnlichen Wachstumsphase der Wirtschaft der 1950er- und 1960er-Jahre der Grund gelegt wurde.
     
  • Im Kontrast zu den verlängerten Beziehungen zwischen Generationen stehen Befunde zu Jugendlichen, die häufig angeben, keinerlei Kontakt zu den älteren Familienmitgliedern zu haben.
     
  • In der verlängerten Lebensphase übernehmen die Alten produktive Tätigkeiten vor allem bei der Betreuung von Kindern und Enkelkindern (27 % der Altersgruppe der 55- bis 69-Jährigen) und bei der Pflege untereinander. Nur wenige übernehmen freiwillige Ehrenämter in Vereinen und Organisationen; es dominiert der Rückzug in das Private.
     
  • Das geringere Risiko eines frühzeitigen Todes macht es möglich, die traditionellen Lebensabschnitte der Ausbildung, des Berufs, der Kinderzeit anders einzuteilen. So hat der Soziologe RALF DAHRENDORF vorgeschlagen, Phasen der Ausbildung und der Erwerbstätigkeit mehrmals im Leben wechseln zu lassen, um die Älteren in die produktive Tätigkeit einzubeziehen und zugleich den Arbeitsmarkt zu entlasten.

Die Ausgestaltung des längeren Lebens ist eine Aufgabe sowohl der Individuen als auch der Gesellschaft. Viele Überlegungen und Projekte stehen erst am Beginn. Als notwendig zeigt sich bereits, die üblichen Vorstellungen von menschlicher Produktivität und Bildung fortzuentwickeln, ebenso die Leitbilder von den Generationen und ihrer Abfolge. Dies würde einen Grund legen für Aufforderungen der Politik, „lebenslang zu lernen“ oder vermehrt bürgerschaftliches Engagement einzugehen.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Revolution der Lebensdauer." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/revolution-der-lebensdauer (Abgerufen: 13. June 2025, 19:19 UTC)

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Bevölkerungsentwicklung und globale Migration

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gehört die Bevölkerungsentwicklung zu den großen globalen Herausforderungen. In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Weltbevölkerung vervierfacht. Besonders in den Entwicklungsländern stieg die Bevölkerung stark an. In vielen Industrieländern reicht dagegen die Kinderzahl nicht mehr aus, um die bestehende Bevölkerungszahl zu erhalten.

Bevölkerungswachstum und -rückgang bringen spezifische Probleme mit sich. Die Geschwindigkeit, mit der die Bevölkerung wächst bzw. abnimmt, sowie deren regionale Verteilung, haben Einfluss auf alle Fragen von globaler Bedeutung, Ernährungssituation, Ressourcenverbrauch, Klimaveränderung, Migration und Verstädterung. Bevölkerungswachstum wie -rückgang beeinflussen die wirtschaftliche Entwicklung, die sozialen Systeme und die Gesundheitsversorgung ebenso wie die internationale Sicherheit in unterschiedlicher Weise.

Aufgaben des Gesundheitswesens

Unter Gesundheitspolitik versteht man alle Maßnahmen zur Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, die sich auf

  • die Gesundheitsvorsorge,
  • die Krankheitsbehandlung und
  • die Krankheitsfolgen beziehen.

In ihrer jeweiligen organisatorischen, rechtlichen und finanziellen Ausformung, wie sie hauptsächlich durch die Krankenversicherungsgesetzgebung erfolgt, bestimmen sie die Struktur des Gesundheitswesens. Die Ziele der Gesundheitspolitik lassen sich nach drei Ebenen unterscheiden (Handwörterbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. 4., völlig überarbeitete und aktualisierte Auflage, Bonn, 2000):

  • Auf der gesellschaftlichen Ebene steht das Solidaritätsprinzip im Vordergrund. Im Bedarfsfall soll jeder Bürger unabhängig von Einkommen und sozialem Status Anspruch auf die notwendige Gesundheitsversorgung haben.
     
  • Auf der medizinischen Ebene geht es um die bestmögliche Qualität der Gesundheitsversorgung unter Wahrung der menschlichen Würde und Freiheit.
     
  • Auf der ökonomischen Ebene geht es um die kostengünstige Versorgung mit Gütern und Diensten.

Alle drei Ebenen und die gesundheitspolitischen Ziele erfordern entsprechende Rahmenbedingungen und Strukturen.

Leitprinzip: Soziale Gerechtigkeit

Soziale Gerechtigkeit ist ein zentraler Grundwert und oberstes Ziel des Rechtsstaates und damit Teil des allgemeinen Gerechtigkeitsbegriffs: Als Ordnungs- und Verteilungsprinzip unterliegt soziale Gerechtigkeit ständigen Wandlungen und muss immer wieder neu bestätigt werden. Sie hat eine philosophische, politische und rechtliche Dimension.

In den vorbürgerlichen Herrschaftsverhältnissen bis zur Aufklärung existierte keine Rechtsgleichheit der Menschen. Gerechtigkeit war Besitzstandsgerechtigkeit. In der modernen bürgerlichen Gesellschaft steht Gerechtigkeit dagegen unter dem Vorzeichen der formellen Gleichheit aller Bürger (und heute auch Bürgerinnen) als Privateigentümer. Jeder Mensch kann für die gleiche Menge Geldes die gleiche Menge der gleichen Waren kaufen.

Der Sozialstaat kann nicht die Aufgabe haben, die soziale Gleichheit der Gesellschaftsmitglieder herzustellen. In der Bundesrepublik spricht man daher auch von „sozialer Gerechtigkeit“ als Leitprinzip sozialstaatlicher Tätigkeit, womit die Chancengleichheit in den Auf- und Abstiegsprozessen gemeint ist. Soziale Gerechtigkeit beeinflusst damit wesentlich das politische Verhalten in einem demokratischen Gemeinwesen.

Begriff und Bereiche der Sozialpolitik

Die Sozialpolitik behandelt ähnlich wie die Wirtschaftspolitik ein generelles Thema, das seit Gründung der ersten Sozialversicherung 1883 sehr viel umfangreicher und auf verschiedene Politikressorts verteilt wurde. Sozialpolitik reicht von der Politik der sozialen Sicherung über die Politik zum Schutz der Arbeitnehmer, der Betriebsverfassung und Mitbestimmung bis zur Gesundheits-, Wohnungs-, Familien- und Vermögenspolitik. Durch Sozialpolitik wird dem in der Wirtschaft vorherrschenden individuellen Erwerbsstreben die Idee der gesellschaftlichen Solidarität an die Seite gestellt. Sozialpolitik sieht sich deshalb denen verpflichtet, die im Wirtschaftsleben aus verschiedensten Gründen keinen Platz finden oder aber herausfallen und deshalb zu verarmen drohen.

Verstärkt seit den 1970er-Jahren kommt das Ziel hinzu, Sozialpolitik als Umverteilungspolitik zur Annäherung der individuellen Einkommen und Vermögen einzusetzen. Das rechte Maß einer Balance zwischen Chancen, Risiken und Belastungen von Individuen, Gruppen und Schichten zu finden (soziale Gerechtigkeit), erweist sich als ständige politische Aufgabe.

Sozialpolitik im Ländervergleich

Für den Begriff Sozialpolitik gibt es verschiedene Definitionen, resultierend aus zeitabhängig unterschiedlichen Zielen der Sozialpolitik, den Aktionsfeldern und ihrer wechselnden Vorrangigkeit sowie der jeweiligen Einstellung der Bürger zur Sozialpolitik.

„Als Sozialpolitik bezeichnet man alle Bestrebungen und Maßnahmen, die das Ziel haben, das Verhältnis der verschiedenen Gesellschaftsschichten untereinander und zum Staat zu beeinflussen. Durch die Sozialpolitik sollen Gegensätze und Spannungen innerhalb der Gesellschaft gemildert und beseitigt werden. Träger der Sozialpolitik ist in erster Linie der Staat mit seinen Unterverbänden (Länder, Gemeinden, Gemeindeverbände) aber auch andere öffentlich-rechtliche Körperschaften (z. B. die Kirchen) und private Zusammenschlüsse wie Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Genossenschaften und sozialpolitische Vereine ... Als betriebliche Sozialpolitik bezeichnet man die sozialen Maßnahmen, die im einzelnen Betrieb zu Gunsten der Belegschaft getroffen werden.“
(Das Wissen des 20. Jahrhunderts, Bd. 5, S. 657, Verlag für Wissen und Bildung, Rheda 1961, 1965)

Unter Sozialpolitik versteht man gegenwärtig:

  • „Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der arbeitenden (auch der nichtarbeitsfähigen) Menschen, besonders der Schutz vor Not durch Krankheit, Alter, Erwerbslosigkeit; umfasst Arbeitsschutz und -verfassung, Entlohnung, Sozialversicherung u. a. Es gibt staatliche und betriebliche Sozialpolitik.“
    (Der Brockhaus in einem Band, 2003)
  • „Planung u. Durchführung staatlicher Maßnahmen zur Verbesserung der sozialen Verhältnisse der Bevölkerung; Gesellschaftspolitik.“
    (DUDEN – Das große Fremdwörterbuch, 2003)
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