Genetik

Der Begriff Genetik wurde 1906 geprägt. Er leitet sich aus dem griechischen Wort Genesis („Ursprung“) ab.

WILLIAM BATESON (1861–1926), ein junger englischer Biologe, wandte sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit Empörung von der damaligen Evolutionsbiologie ab. Er hoffte, eine systematischere Herangehensweise an das Problem der Varianten sei vielleicht fruchtbarer bzw. erfolgversprechender. Er war es schließlich auch, der den Begriff „Genetik“ erfand. In den Vereinigten Staaten drückte BATESONs Kollege THOMAS HUNT MORGAN (1866–1945) ähnliches Missfallen an der Evolutionsbiologie aus und widmete seine Aufmerksamkeit der Genetik in der Hoffnung, diese würde ihm die Geheimnisse der Entwicklung offenbaren. Die Resultate haben die Hoffnungen von BATESON und MORGAN mehr als bestätigt – und die Ideen eines JOHANN WOLFGANG VON GOETHE (1749–1832) rehabilitiert.

BATESON und andere Forscher wendeten sich also aus ihrer Enttäuschung heraus der experimentellen Biologie zu. Experimente konnten ihrer Auffassung nach wenigstens als solide Wissenschaft gelten. Ironischerweise sind es gerade die geistigen Nachkommen BATESONs, die Genetiker, die heutzutage die technischen Mittel haben, um jene Fragen zu berücksichtigen, die DARWIN (1809–1882) in seinen Gedanken ignorierte: den Ursprung von Gestalt und Struktur und auf welche Weise Babys heranwachsen.

In den Schulbüchern wird in der Regel nur kurz beschrieben, wie einige Botaniker kurz nach 1900 erneut die Vererbungsregeln aufdecken konnten, die JOHANN GREGOR MENDEL (1822–1884) bereits mehr als eine Generation vorher zusammengestellt hatte. Untersuchungen dieser Art wurden von nun an systematisch betrieben und auf andere – auch tierische – Lebensformen ausgeweitet. Damit tauchte die Notwendigkeit auf, der aufstrebenden Wissenschaft von der Vererbung einen angemessenen Namen zu geben, und man einigte sich auf „Genetik“. Vorgeschlagen wurde der Begriff also im Jahre 1906 von dem englischen Biologen WILLIAM BATESON, dem allein deshalb ein Platz in der Geschichte der Genforschung sicher ist, weil er MENDELs Arbeit übersetzt und so anderen britischen Wissenschaftlern zugänglich gemacht hat.

Untersuchungsgegenstand der Genetik sind die scheinbar widersprüchlichen Erscheinungen der relativen Konstanz und Variabilität der Arten. Beide Erscheinungen werden durch die Vererbung realisiert.

Die Vererbung ist die Übertragung von Erbmaterial (genetischer Information) auf die Nachkommen.

Voraussetzung für die Gleichheit der Merkmale der Eltern und Nachkommen ist das Vorhandensein von Erbanlagen (Genen), ihre identische Verdoppelung und Verteilung bei Kern- und Zellteilungsprozessen (Mitose und Meiose). Neben diesen Prozessen, die für die Konstanz der Arten sorgen, gibt es Möglichkeiten zur Veränderung der Erbsubstanzen und damit auch der Organismen. Solche Veränderungen erfolgen durch Mutation und Rekombination der Erbanlagen.

Die Genetik hat sich zu einem umfangreichen Teilgebiet der Biologie entwickelt und ist eng mit anderen biologischen Fachdisziplinen verbunden. So z. B. mit

  • der Pflanzen- und Tierzüchtung,
  • der Medizin,
  • der Zellenlehre (Cytologie),
  • der Biochemie,
  • der Physiologie und
  • der Mikrobiologie.

Die Tier- und Pflanzenzüchtung z. B. basiert auf Gesetzmäßigkeiten der Genetik mit der allgemeinen Zielsetzung, möglichst ertragreiche und gegen Krankheiten widerstandsfähige Sorten zu züchten. Andererseits erbrachte die Tier- und Pflanzenzüchtung die grundlegenden Erkenntnisse für die klassische Genetik. Pflanzenzucht wurde beispielsweise bereits um 883 v. Chr. von den Ägyptern betrieben, die die künstliche Bestäubung bei der Zucht von Dattelpalmen anwendeten.

Die Erscheinung, dass Kinder ihren Eltern ähnlich sind und Tiere und Pflanzen immer artgleiche Nachkommen hervorbringen, hat die Menschen schon seit dem Altertum beschäftigt. Wesentliche Erkenntnisse dazu konnten jedoch erst in den letzten 50 Jahren gewonnen werden.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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