Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 3 Literaturgattungen
  4. 3.2 Epik
  5. 3.2.3 Die epischen Genres
  6. Anekdote

Anekdote

Die Anekdote ist eine pointierte epische Kurzform, die Begebenheiten aus dem Leben bekannter Persönlichkeiten oder am Rande historischer Ereignisse schildert, um damit auf allgemeinere Züge dieser Person oder Epoche zu verweisen. Anekdoten finden vor allem durch den Journalismus oder als Beiwerk in geschichtlichen und biografischen Texten Verbreitung.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Die Anekdote (griech.: anekdoton = das nicht Herausgegebene) ist eine epische Kleinform, deren Name sich von den „Anekdota“ des PROKOPIUS VON CAESAREA aus dem 6. Jahrhundert ableitet, in denen er nach dem Tod des römischen Kaisers JUSTINIAN (DER GROSSE, ca. 482–565 n. Chr.) nicht autorisierte Indiskretionen über ihn verbreitete. Und bereits PLUTARCH (um 46–um 120) schmückte seine Geschichtswerke mit Anekdoten über berühmte Männer.

Als sich im ausgehenden Mittelalter Schwank, Fabel und Novelle herausdifferenzierten, etablierte sich auch die Anekdote als eigenständiges Genre in der deutschen Literatur, wobei sie von der Kalendergeschichte, die eine beliebte Form der volkstümlichen Belehrung und Unterhaltung war, zunächst kaum abzugrenzen war. Die Form des pointierten Kurztextes pflegte bereits MATHIAS CLAUDIUS in seinem „Wandsbeker Bothen“, den er von 1770–1775 herausgab.

Seit dem 18. Jahrhundert erscheint die Anekdote in ihrer heutigen Gestalt:

  • Sie berichtet Details aus dem Leben berühmter Persönlichkeiten oder Begebenheiten am Rande historischer Ereignisse, die beispielhaft über charakteristische Züge dieser Person oder dieses Ereignisses Auskunft geben können.
  • Die kleinen Episoden sind auf eine Pointe hin erzählt, mitunter moralisierend, oft witzig, wobei das Humorvolle nicht vordergründiger Komik entspringt, sondern tieferer menschlicher Weisheit.
  • Anekdoten haben oft einen anonymen Verfasser und werden mündlich überliefert, ehe sie auf die eine oder andere Weise schriftlich fixiert werden.

So blühte etwa im 18. und 19. Jahrhundert nach dem Tode deutscher Herrscher jeweils die Anekdotenliteratur, welche deren Leben und Taten lobpreiste und das aufzeichnete, was man sich bis dahin erzählt hatte.

JOHANN PETER HEBEL („Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes“, 1811) und HEINRICH VON KLEIST, der zahlreiche Anekdoten (Audio 1) für die „Berliner Abendblätter“ 1810–1811 verfasste, führten die Anekdote Anfang des 19. Jahrhunderts auf einen literarischen Höhepunkt, der für BERTHOLD AUERBACH, JOHANN ANZENGRUBER, JEREMIAS GOTTHELF und THEODOR FONTANE vorbildhaft wurde.

Die Anekdote ist ein bis heute gepflegtes Genre, das, ähnlich wie der Witz, auch noch in der mündlichen Wiedergabe fortlebt. In der schnelllebigen Zeit der Moderne kommen die knappen Texte, die gleichermaßen das Informations- wie das Unterhaltungsbedürfnis befriedigen, den Wünschen einer breiten Leserschaft nach leicht konsumierbarer Lektüre sehr entgegen. Vor allem der Journalismus trug zur Verbreitung der Anekdote bei. Anekdoten sind zudem beliebte illustrierende Einsprengsel in geschichtlichen oder biografischen Werken.

Beispielanekdote

In folgender Beispielanekdote eines unbekannten Verfassers über den Reichskanzler BISMARCK zeigen sich sehr anschaulich die typischen Merkmale des Genres. Eine kleine Episode aus dem Leben des großen preußischen Politikers ist ausgewählt. Sie zeigt den „eisernen Kanzler“ als leutselig und kinderfreundlich, aber sie bringt auf ironische Weise auch den Hinweis auf die enorme Macht und das politische Geschick dieses Mannes sowie auf die tatsächlichen Machtverhältnisse im preußischen Staat.

Bismarck und unser Kronprinz
Eines Tages erschien der Reichskanzler im Schloss, um sich zum Vortrage bei Seiner Majestät Wilhelm II. zu begeben. Während er angemeldet wurde, trat er in die angelehnte Tür eines Nebenzimmers, aus welchem ihm fröhliche Kinderstimmen entgegen schallten.

Es war das Spielzimmer der kaiserlichen Kinder, und der Kanzler sah mit Freude, wie der Kronprinz einen Leierkasten drehte, nach dessen Klängen die beiden jüngeren Prinzen zu tanzen versuchten. Kaum erblickten sie den Kanzler, als Prinz Eitel Friedrich auf ihn zukam und ihn anredete: „Bitte, bitte, Fürst Bismarck, tanz einmal mit uns!“

Lächelnd wehrte der Fürst den stürmischen Knaben ab und sagte: „Nein, nein, dazu bin ich zu alt. Das kann ich wirklich nicht, aber wenn der Kronprinz mittanzen will, dann will ich so lange die Drehorgel spielen.“ Der Vorschlag wurde mit Jubel aufgenommen. Fürst Bismarck drehte den Leierkasten im Schweiße seines Angesichts – und die Prinzen tanzten danach.

Da öffnet sich plötzlich die Tür, und herein tritt der Kaiser, das seltsame Bild mit Staunen und Rührung betrachtend. „Nun, das muss ich sagen“, hub der Kaiser an, „es ist sehr liebenswürdig von Ihnen, lieber Fürst, sich mit den Kindern abzugeben. Aber – “ und dabei erhob der Kaiser scherzhaft drohend den Zeigefinger – „ei, ei, Sie fangen bei Zeiten an! So früh schon soll der künftige Thronerbe nach Ihrer Pfeife tanzen lernen? Das ist ja schon die vierte Generation, der Sie sich widmen.“ Der Fürst lachte, entschuldigte sich und folgte dem Kaiser in das Vortragszimmer.

  • titel34.mp3

    Audiodatei
  • titel34.ogg

    Audiodatei
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Anekdote." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/anekdote (Abgerufen: 14. July 2025, 11:07 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Kalendergeschichte
  • Volltext
  • eiserner Kanzler
  • Wandsbecker Bothe
  • Audio
  • JOHANN PETER HEBEL
  • anonymer Verfasser
  • PROKOPIUS VON CAESAREA
  • BERTHOLD AUERBACH
  • JOHANN ANZENGRUBER
  • Pointe
  • Anekdote
  • Geschichte
  • Moderne
  • Theodor Fontane
  • Schatzkästlein des Rheinischen Hausfreundes
  • Biografie
  • historisches Ereignis
  • PLUTARCH
  • Kronprinz
  • anekdoton
  • Persönlichkeit
  • 18. Jahrhundert
  • 19. Jahrhundert
  • literarisches Genre
  • pointierter Kurztext
  • HEINRICH VON KLEIST
  • WILHELM II.
  • Berliner Abendblätter
  • Reichskanzler
  • Episode
  • Bismarck und unser Kronprinz
  • JEREMIAS GOTTHELF
  • Primärtext
  • Kurzform
  • MATHIAS CLAUDIUS
  • Beispielanekdote
  • Mittelalter
  • epische Kleinform
  • Fürst BISMARCK
  • Epik
  • Journalismus
  • JUSTINIAN DER GROSSE
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Lion Feuchtwanger

* 07.07.1884 in München
† 21.12.1958 in Los Angeles

LION FEUCHTWANGER war eine der interessantesten Persönlichkeiten der deutschen Exilliteratur. Er war beseelt vom Geist des bürgerlichen Humanismus und der Aufklärung.
Mit seinem Roman „Jud Süß“ (1925) wurde er über Nacht ein internationaler Bestsellerautor und in Folge zu einem der auflagenstärksten deutschsprachigen Schriftsteller. Besonders im angelsächsischen Sprachraum wurde bei einem neu erschienenen Roman lange Zeit gesagt „It´s nearly like Feuchtwanger“. 1930 wurde FEUCHTWANGER für seinen zeitgeschichtlichen Roman „Erfolg“ zum Nobelpreis für Literatur vorgeschlagen.

Andere bekannte Werke sind beispielsweise „Die häßliche Herzogin Margarete Maultasch“ (1923), „Die Geschwister Oppenheim“ (1933), „Die Jüdin von Toledo“ (1955) und „Jefta und seine Tochter“ (1957).

Bertha von Suttner

* 09.06.1843 in Prag
† 21.06.1914 in Wien

Die Schriftstellerin, Pazifistin und Friedensnobelpreisträgerin BERTHA VON SUTTNER setzte sich Zeit ihres Lebens für die Verhinderung von Kriegen ein und wurde so zur Visionärin: Sie ahnte den Einsatz von Giftgas und Atombomben in kommenden Kriegen voraus.

Auch stritt sie für die Emanzipation der Frau und wandte sich entschieden gegen jegliche Form von Nationalismus und den offenen bis versteckten Antisemitismus ihrer Landsleute.

„Ein Leben wie eine Operette“  titelte die „Süddeutsche Zeitung“ am 16.02.2002 und kam zu dem Schluss: „Ihre Jugend wäre Stoff gewesen für Franz Lehar“. Aber das Leben BERTHA VON SUTTNERS war mehr als das, es war ein Leben voller Leidenschaft und engagierten Eintretens für ihre Überzeugungen.

Realismus in Frankreich

Der Realismus entwickelte sich zuerst als Schule in der Malerei, auch wenn man den Begriff bereits in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts zur Beschreibung von literarischen Texten und Tendenzen verwendet hat. Er konnte sich zuallererst in Frankreich entwickeln.

Um 1850 bedeutete Realismus

  • Nähe zum Historiker,
  • Detailtreue,
  • Lokalkolorit.

Später verstand man darunter die wahrheitsgetreue Darstellung der Gegenwart, die objektive Abbildung.
Die französischen Realisten beginnen mit HONORÉ DE BALZAC. Weitere Vertreter waren u. a. GUSTAVE FLAUBERT, STENDHAL und VICTOR HUGO.

Friedrich Schlegel

* 10.03.1772 in Hannover
† 12.01.1829 in Dresden

FRIEDRICH SCHLEGEL gilt als führender Kopf der Frühromantik, einer literarischen Gruppierung, die vor allem in Berlin und Jena aktiv war. Gemeinsam mit seinem Bruder AUGUST WILHELM gab er die Zeitschrift „Athenäum“ (1798–1800) heraus, das führende Publikationsorgan dieser Bewegung. Er gilt als Begründer der deutschen Indologie und der modernen Literaturkritik. Von großer Bedeutung waren seine systematischen philosophisch begründeten Studien zu Sprache, Literatur und Geschichte. In späteren Jahren verschrieb er sich mehr und mehr einem katholisch geprägten Konservatismus.

Heinrich Böll

* 21.12.1917 in Köln
† 16.07.1985 in Langenbroich

HEINRICH BÖLL schrieb Zeitromane, Satiren, Hörspiele und Kurzgeschichten. Fast immer übte er Kritik an gesellschaftlichen Missständen. Hauptthema vieler seiner Werke war das Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg; damit gehört BÖLL zu den Autoren der sogenannten „Trümmerliteratur“.
BÖLL war in der Literaturkritik oft umstritten, trotzdem gehört er auch heute noch zu den meistgelesenen zeitgenössischen deutschen Autoren im In- und Ausland. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Die schwarzen Schafe“ (1951), „Billard um halb zehn“ (1959), „Ansichten eines Clowns“ (1963) und „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ (1974).
BÖLL erhielt für sein Schaffen viele Preise, Höhepunkt war die Verleihung des Literaturnobelpreises 1972. Für sein politisches Engagement wurde er 1974 mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille geehrt.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025