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Enjambement

Ein Enjambement (franz.: Überschreitung) ist ein Zeilensprung. Man spricht von einem Enjambement bzw. Zeilensprung, wenn das Satzende nicht mit dem Versende zusammenfällt, sondern ein Satz- oder Sinnzusammenhang über die Versgrenze hinweg fortgeführt wird (Strophenenjambement).

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Zuweilen trennt ein Enjembement auch syntagmatisch zusammengehörende Wortgruppen (z. B. Artikel, Substantiv, Subjekt und Prädikat). Dann spricht man von einem harten Enjambement.

Beispiele

„Jähe Bewegung: von fernher ein Wind
Wirbelt in den Erinnerungszweigen.
“
(Strittmatter, Eva: Erinnerungsbaum. In: Die eine Rose überwältigt alles. Berlin: Aufbau, 1997)

„Ich bin allein, Gottlob! Es wird niemandes
Geschwätz
mein Zimmer grausam profanieren.
“
(Liliencron, Detlev von: Regentag im Sommer. In : Bunte Beute. Berlin: Schuster & Loeffler, 1903) )

In der Lyrik FRIEDRICH HÖLDERLINs treten Enjambements zuweilen gehäuft auf.

FRIEDRICH HÖLDERLIN
Abendphantasie

Vor seiner Hütte ruhig im Schatten sitzt
Der Pflüger;
dem Genügsamen raucht sein Herd.
Gastfreundlich tönt dem Wanderer im
Friedlichen Dorfe
die Abendglocke.

Wohl kehren izt die Schiffer zum Hafen auch,
In fernen Städten, fröhlich verrauscht des Markts
Geschäft'ger Lärm;
in stiller Laube
Glänzt das gesellige
Mahl den Freunden.

Wohin denn ich? Es leben die Sterblichen
Von Lohn und Arbeit
; wechselnd in Müh und Ruh
Ist alles freudig;
warum schläft denn
Nimmer nur
mir in der Brust der Stachel?

Am Abendhimmel blühet ein Frühling auf;
Unzählig blühn die Rosen und ruhig scheint
Die goldne Welt;
o dorthin nehmt mich,
Purpurne Wolken! und möge droben

In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid! -
Doch, wie verscheucht von höriger Bitte, flieht
Der Zauber;
dunkel wird's und einsam
Unter dem Himmel,
wie immer, bin ich -

Komm du nun, sanfter Schlummer! zu viel begehrt
Das Herz;
doch endlich, Jugend! verglühst du ja,
Du ruhelose, träumerische!
Friedlich und heiter ist dann das Alter.

(Hölderlin, Friedrich: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 1, Stuttgart: Cotta, 1946, S. 297-298.)

Das Enjambement „möge droben / In Licht und Luft zerrinnen mir Lieb und Leid!“ ist in ein hartes Enjambement, weil sich der Sinnzusammenhang über die Strophengrenze hinweg erstreckt (Strophenenjambement) und auch das Syntagma (möge ... zerrinnen) unterbrochen wird.

FRIEDRICH HÖLDERLIN
An Zimmern

Von einem Menschen sag ich, wenn der ist gut
Und weise, was bedarf er: Ist irgend eins,
Das einer Seele gnüget: ist ein Halm, ist
Eine gereifteste Reb auf Erden

Gewachsen, die ihn nähre: Der Sinn ist des
Also.
Ein Freund ist oft die Geliebte, viel
Die Kunst.
O Teurer, dir sag ich die Wahrheit.
Dädalus' Geist und des Walds ist deiner.

(Hölderlin, Friedrich: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 2, Stuttgart: Cotta, 1953, S. 278-279.)

Im Gedicht „An Timmern“ beginnt das Enjambement im dritten Vers und springt über die Strophengrenze hinaus in den fünften Vers.

Eines der ergreifendsten Gedichte HÖLDERLINs ist „Hälfte des Lebens“. Auch hier arbeitete der Autor stark mit Enjambements:

FRIEDRICH HÖLDERLIN
Hälfte des Lebens

Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.

(Hölderlin, Friedrich: Sämtliche Werke. 6 Bände, Band 2, Stuttgart: Cotta, 1953, S. 121)

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Enjambement." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/enjambement (Abgerufen: 20. May 2025, 10:04 UTC)

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