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  6. Joseph Conrad

Joseph Conrad

* 03. Dezember 1857 in Berditschew (Ukraine)
† 03. August 1924 in Bishopsbourne (England)

Geboren wurde der englische Schriftsteller JOSEPH CONRAD als TEODOR JÓZEF KONRAD KORZENIOWSK. Er wuchs als Kind polnischer Eltern in der Ukraine auf. An eine Karriere als Schriftsteller dachte er zunächst wohl kaum: Er träumte davon, zur See zu fahren und diente erst auf französischen, dann auf britischen Handelsschiffen. Schließlich erwarb er das Kapitänspatent und befuhr die Meere Südamerikas und des Fernen Ostens. Erst mit Ende 30 ließ er sich in England nieder und begann, Romane und Erzählungen zu schreiben, die stark von seinen Erfahrungen auf See geprägt sind.
Aufgrund seiner besonderen Handlungsführung, die durch den Wechsel der Erzählperspektiven eine Vielzahl von Sichtweisen hervorbringt, gilt CONRAD heute als Wegbereiter des modernen englischen Romans.

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Lebensgeschichte

JOSEPH CONRAD – eigentlich TEODOR JÓZEF KONRAD KORZENIOWSK – wurde als Kind polnischer Eltern am 3.12.1857 in Berditschew (Ukraine) geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern wuchs er unter der Obhut seines Onkels in Polen auf. Schon immer träumte CONRAD davon, zur See zu fahren. Mit 17 Jahren ging er in Marseille auf die Marineschule und diente erst auf französischen, dann auf britischen Handelsschiffen. 1884 wurde er britischer Staatsbürger. Er erwarb 1886 das Kapitänspatent und befuhr die Meere Südamerikas und des Fernen Ostens.
1894 ließ CONRAD sich in England nieder. Er gründete eine Familie und begann zu schreiben. Seinen ersten Roman „Almayer's Folly“ veröffentlichte er 1895 im Alter von 38 Jahren. CONRAD schrieb in englischer Sprache, die er erst mit 19 Jahren erlernt hatte, aber meisterhaft beherrschte. Er verfasste in den folgenden Jahren Romane und Kurzgeschichten. Doch erst der 1913 publizierte Roman „Chance“ verhalf ihm zu größerer öffentlicher Anerkennung. CONRAD starb 1924 in England als renommierter Schriftsteller.

Literarisches Schaffen

Viele Romane und Kurzgeschichten JOSEPH CONRADs handeln von Seefahrten und verarbeiten autobiographische Erfahrungen. Als Grundthema seiner abenteuerlich-exotischen, psychologischen Romane und Erzählungen stellt CONRAD den Einzelnen in schicksalhaften Entscheidungssituationen dar. Teils sind diese Situationen (wie in seinem ersten Roman „Almayer's Folly“, 1895, dt. 1935 u. d. T. „Almayers Wahn“) in die farbig geschilderte Umwelt fremder Kulturen eingebettet; teils entstehen sie in Auseinandersetzung mit der Naturgewalt des Meeres – wie in CONRADs Roman „Lord Jim“ (1900), wo der Protagonist, ein Seeoffizier, bei einer Bewährungsprobe versagt, weil er im Augenblick der Gefahr heimlich sein Schiff verlässt. Als Ausgestoßener sucht er nach einer neuen Gelegenheit, sich zu bewähren und seine Selbstachtung wiederzufinden.

Das Geschehen und die Motive werden in CONRADs Werken mehr angedeutet als durchgängig erzählt. Beeinflusst ist diese Art des Erzählens von HENRY JAMES' impressionistischer und multiperspektivischer Erzähltechnik. Ähnlich wie JAMES bricht CONRAD die Handlungsführung durch Vor- und Rückblenden auf und wechselt häufig und abrupt die Erzählperspektive (point of view). Derart entstehen Texte, die dem Leser statt eines Panoramas eine kaleidoskopische Vielzahl von Sichtweisen präsentieren, sodass er sich mit keiner einzelnen Figur zu identifizieren vermag. WILLIAM FAULKNERs 1930 erschienener Roman „As I Lay Dying“ treibt diese Technik auf die Spitze.

Der Technik des Perspektivwechsels dient auch die Erzählerfigur Marlow, die bei CONRAD u. a. in den Romanen „Lord Jim“, „Chance“ (1912) und in der Erzählung „Heart of Darkness“ (1902, deutsch: „Das Herz der Finsternis“) auftritt.

Auch in CONRADs vielschichtigem Roman „Nostromo“ (1904) wechselt die Erzählperspektive. Inhaltlich wendet er sich politischen Fragen zu: Am Beispiel der Auseinandersetzungen um ein südamerikanisches Silberbergwerk wird die Verführbarkeit des Menschen durch materielle Interessen geschildert.
Der Roman „Chance“ (1912), CONRADs erster großer Erfolg, verbindet die romantische Liebe mit dem Motiv des Meeres.

Heute gilt CONRAD aufgrund seiner kunstvollen Erzählweise als wichtiger Wegbereiter der modernen englischen Literatur.

Weitere Werke

Romane

  • An Outcast of the Islands (1896, dt.: Der Verdammte der Inseln)
  • The Nigger of the Narcissus (1897, dt.: Der Nigger von der Narzissus)
  • The Secret Agent (1907, dt.: Der Geheimagent)
  • Under Western Eyes (1911, dt.: Mit den Augen des Westens)
  • The Shadow Line (1917, dt.: Schattenlinie)
  • The Arrow of Gold (1919)
  • The Rescue (1920)
  • The Rover (1923)

Erzählungen und Kurzgeschichten

  • Youth (1902, dt.: Jugend)
  • Typhoon (1903, dt.: Taifun)
  • Tales of Hearsay (hg. 1925)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Joseph Conrad ." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/joseph-conrad (Abgerufen: 07. December 2025, 01:45 UTC)

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  • Roman
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Realismus

Mit dem Begriff „Realismus“ wird eine Stilrichtung bezeichnet, die äußere Umstände, menschliche Charaktere und Beziehungen wirklichkeitsnah darstellt. Der Epoche des literarischen Realismus werden die englische, französische, deutsche, russische und amerikanische Literatur zwischen 1830 und 1880 zugerechnet. Beispielhaft sind die Romane von CHARLES DICKENS, HONORÉ DE BALZAC, GUSTAVE FLAUBERT, THEODOR FONTANE, HERMAN MELVILLE und F. M. DOSTOJEWSKI. Ihre Werke entwerfen ein kritisches Bild der gesellschaftlichen Verhältnisse, das durch präzise Beschreibungen, exakte Milieuschilderungen und psychologisch genau gezeichnete Charaktere besticht.
Allerdings entwickelten sich in jedem Land besondere Formen des Realismus. Während in Deutschland der poetische Realismus vorherrschte, orientiert sich der amerikanische Realismus an symbolischen Ausdrucksformen, die noch der Romantik nahe standen.

William Faulkner

* 25. September 1897 in New Albany (Mississippi)
† 06. Juli 1962 in Oxford (Mississippi)

WILLIAM FAULKNER gilt als einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Er experimentierte in seinen von der Geschichte der amerikanischen Südstaaten geprägten Romanen mit neuen Erzähltechniken. Nach dem Sezessionskrieg 1861–1865 verloren die Werte der alten Südstaatenaristokratie an Geltung, und die weiße Unterschicht stieg zur führenden Klasse des neuen Südens auf. Vor diesem Hintergrund erzählt FAULKNER in seinen Romanen verschlungene Familiengeschichten. Von großer Bedeutung ist dabei sein Erzählstil: Der ständige Wechsel von Erzählperspektiven fordert den Leser dazu auf, eigenständig aus der Vielzahl von Ansichten den Sinn herauszufiltern.
Außer Romanen und Kurzgeschichten verfasste FAULKNER auch Drehbücher zu bedeutenden Filmen, so zum Beispiel zu The Big Sleep (1946) mit HUMPHREY BOGART und LAUREN BACALL.

Henry James

* 15. April 1843 in New York
† 28. Februar 1916 in Chelsea (heute zu London)

Schon in seiner Jugend hielt sich der amerikanische Schriftsteller HENRY JAMES mehrfach in Europa auf. Als Schriftsteller ließ er sich schließlich in England nieder. Die meisten seiner als Meisterwerke des psychologischen Realismus’ geltenden Romane thematisieren die problematischen Begegnungen unbefangener Amerikaner mit der etablierten europäischen Gesellschaft. Die Protagonisten durchlaufen meist schmerzhafte Lernprozesse oder scheitern tragisch. Mit seiner Erzähltechnik, dem Leser das Geschehen aus dem Blickwinkel einer Person (point of view) zu schildern, spiegelt JAMES die Realität durch den Ausschnitt der individuellen Wahrnehmung wider.

Daniel Defoe

* 1659/1660 in London
† 26.04.1731 in London

DANIEL DEFOE wurde weltweit mit seinem ersten Roman The Life and Strange Surprising Adventures of Robinson Crusoe (1719, dt. Robinson Crusoe) bekannt: Ein Schiffbrüchiger muss 28 Jahre fern seiner europäischen Heimat auf einer Insel verbringen und vollzieht dort die kulturelle Entwicklung der Menschheit nach. Dieses Motiv wurde durch die großen Entdeckungsreisen beliebt und findet bis in die heutige Zeit viele Nachahmer in Literatur und Film. DEFOE markiert aufgrund seiner realistischen Darstellung einen Neubeginn in der Entwicklung der englischen Romankunst und wird häufig auch als „Vater des Romans“ bezeichnet.

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