THORNTON WILDER wurde als Sohn eines amerikanischen Zeitungsverlegers am 17. April 1897 in Madison (Wisconsin) geboren. Während der Amtszeit seines Vaters als Generalkonsul in China verbrachte WILDER einige Jahre seiner Kindheit im Fernen Osten. Später studierte er unter anderem an der Yale University, in Rom und an der Princetown University Archäologie und Französisch. Zwischen 1921–28 war er als Lehrer tätig. 1930–36 arbeitete er als Professor an der University of Chicago, 1950–51 an der Harvard University. Seinen Militärdienst im Zweiten Weltkrieg leistete er in Italien ab. Insgesamt wurde WILDER dreimal mit dem Pulitzerpreis ausgezeichnet. 1938 erhielt er ihn für das Drama Our Town. Er starb am 7. Dezember 1975 in Hamden (Connecticut).
Bekannt wurde WILDER zunächst mit den Romanen, die metaphysische und philosophische Fragen verarbeiten. Der Roman The Bridge of San Luis Rey (1927) untersucht das Wirken des Göttlichen im scheinbar Sinnlosen. In The Ides of March (1948) zeichnet er ein philosophisch vertieftes, modern angelegtes Bild der Herrschaft Julius Cäsars.
Ab den 1930er-Jahren widmete sich WILDER verstärkt dem Drama. Die Theaterstücke Our Town (1938) und The Skin of our Teeth (1942) handeln beide von der Zeitlosigkeit menschlicher Erfahrung, dem Wert des Lebens und der Willenskraft zu überleben. Sie waren in den Vereinigten Staaten sowie in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg gleichermaßen populär. Formal setzt WILDER dem vorherrschenden sozialkritischen Realismus, dem es um eine wahrheitsgetreue Darstellung ging, eine Erneuerung entgegen: Hierzu greift er auf Mittel des epischen Theaters zurück und hebt die Bühnenillusion auf. So führt in beiden Dramen ein Spielleiter (stage manager) durch die Handlung: Er stellt die Personen vor, spricht die Zuschauer direkt an und kommentiert das Geschehen auf der Bühne. Auf diese Weise ist eine distanzierte Betrachtung der dargestellten Probleme und eine kritische Haltung ihnen gegenüber möglich.
WILDER verfasste auch Adaptionen klassischer und moderner Stoffe: A Life in the Sun (1955) geht auf das Stück „Alkestis“ (438) des griechischen Tagödiendichters EURIPIDES zurück. The Merchant of Yonkers (1939), das auch als Vorlage für das Musical Hello, Dolly! (1963) diente, beruht auf einem Volksstück des österreichischen Bühnenautors JOHANN NEPOMUK NESTROY. WILDERS heiter-gelehrsame Schelmenroman Theophilus North (1973) trägt autobiographische Züge und fasst WILDERS Überzeugung vom Wirken göttlicher Gnade im Menschen zusammen: Basis seines Weltverständnisses blieb, bei aller Vielfalt der Formen, ein optimistischer Humanismus, der auf christlicher Heilsgewissheit und europäischer Bildungstradition beruht.
WILDER wurde auch für seine Schriften zur deutschen Kultur und zu Goethe mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1957) und mit der Goethe-Plakette (1959) ausgezeichnet.
Romane
The Cabala (1926)
The Woman of Andros (1930)
Heaven's my Destination (1934)
The eighth Day (1967)
Dramen
Angel that troubled the Waters and other Plays (1928)
The long Christmas Dinner and other Plays in one Act (1931)
Essays
American Characteristics, and other Essays (hg. 1979)
Stand: 2010
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