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Madame de Staël

* 22.04.1766 in Paris
† 14.07.1817 in Paris

MADAME DE STAËL war eine für ihre Zeit außergewöhnlich emanzipierte und unkonventionelle Frau. Sie hatte Umgang mit den großen Politikern, Künstlern und Denkern und verfasste Romane, literaturtheoretische Abhandlungen und politische Pamphlete. Eines ihrer Hauptinteressen galt der deutschen Literatur und Geistesgeschichte, und so wurde sie eine der wichtigsten Vermittlerinnen zwischen der deutschen und französischen Kultur.

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Kindheit und Jugend: Erste Schreiberfahrungen

ANNE LOUISE GERMAINE DE STAËL-HOLSTEIN (siehe PDF "Reinhold Steig - Heinrich von Kleists Berliner Kämpfe (Auszug)"), so ihr vollständiger Name, ist die Tochter des aus Genf stammenden Bankiers JACQUES NECKER (1732–1804), der sowohl unter dem König als auch zu Beginn der Französischen Revolution wichtige Ämter in der Regierung und der Finanzdirektion innehat sowie der schweizerischen Schriftstellerin SUZANNE NECKER, geborene CURCHOD DE NASSE (1739–1794). Sie wurde am 22. April 1766 in Paris geboren. Im elterlichen Salon traf GERMAINE schon früh auf einflussreiche Persönlichkeiten und bildete vielfältige, vor allem schriftstellerische Interessen und einen wachen Verstand aus.

Kaum 20-jährig wurde sie 1786 mit dem um vieles älteren schwedischen Diplomaten ERIK MAGNUS BARON VON STAËL-HOLSTEIN (1749–1802) verheiratet. Sie trennte sich von ihm 1800, doch schon in den Jahren ihrer Ehe hatte sie Liebesbeziehungen zu anderen Männern. In der Schweiz lernte sie 1794 den verheirateten Publizisten BENJAMIN CONSTANT kennen, mit dem sie mehrere Jahre eine komplizierte Beziehung führte. 1788 erschien ihre erste Abhandlung über die Schriften ROUSSEAUs („Lettres sur les écrits et le caractère de J.J. Rousseau“, 1787). In den 1790er-Jahren veröffentlichte sie zwei Dramen und die Novelle „Zulma“.

Die französische Revolution

Wie viele liberale französische Intellektuelle nahm sie zunächst an der Revolution lebhaften, zum Teil tatkräftigen Anteil, mit Beginn des Jakobinischen Terrors wurde es allerdings für sie und ihre Freunde immer gefährlicher in Paris. Sie ging zunächst auf den Familiensitz im Schweizerischen Coppet und dann, unmittelbar nach der Geburt ihres dritten Kindes, nach England und begann ihre mit der Königin MARIE ANTOINETTE sympathisierende Schrift „Réflexions sur le procés de la reine par une femme“ zu verfassen, die 1793 anonym erschien.

Nach dem Sturz ROBESPIERREs veröffentlichte sie zwei weitere Schriften, die sich mit der aktuellen Situation in Frankreich befassten. („Réflexions sur la paix, adressées à M. Pitt et aux Français“ (1794), „Réflexions sur la paix intérieure“ (1795). Kurzzeitig kehrte sie nach Paris zurück, denn Schweden hat die junge Republik frühzeitig diplomatisch anerkannt, doch das Direktorium, dem ihre Liberalität und ihr Salon als verdächtiger Hort von Konterrevolution erschienen, duldete sie nicht länger, zumal sie, nach englischem Vorbild, eine konstitutionelle Monarchie für Frankreich wünschte.

Der „Essai sur les fictions“ (1795) und die Schrift „De la littérature considérée dans ses rapports avec les institutions sociales“ (1796) sowie „De l’influence des passions sur le bonheur des individus et des nations“ (1797) befassten sich wiederum mit Literatur. Darin verwies sie auf das europäische Mittelalter als Orientierungswert anstelle der Antike und nahm Ideen der europäischen Romantik auf.

  • BWS-DEU2-0162-03.pdf (15.82 KB)

Reise durch Deutschland

In jener Zeit entstand ihr Interesse an der deutschen Literatur und sie unternahm mit CONSTANT eine fast einjährige Reise (1803–04) durch Deutschland, die unter den deutschen Intellektuellen für viel Beachtung sorgte. Sie traf alles, was Rang und Namen hatte: in Weimar GOETHE, SCHILLER (siehe PDF "Briefwechsel Goethe / Schiller") und WIELAND, und lernte in Berlin den Literaturwissenschaftler und Romantiker AUGUST WILHELM SCHLEGEL kennen.

Ihre ungezwungene, manchmal sehr unkonventionelle Art, mit Menschen umzugehen, sich zu kleiden, in Gesellschaften aufzutreten, dazu ihr beweglicher Verstand, ihr mitunter lautes, überschäumendes Temperament und ihr kräftiger Körperbau lösten vielfach Befremden aus und trugen ihr mitunter den Ruf eines „Mannweibes“ ein. Sie gewann den Literaturwissenschaftler AUGUST WILHELM SCHLEGEL für sich als Sekretär, literarischen Berater und Lehrer ihrer Kinder. Fortan begleitete er sie auf Reisen und lebte im Kreis ihrer Freunde und Familie in Coppet, ausgestattet mit einem großzügigen Salär, das er wiederum einsetzte, um seine Freunde aus der frühromantischen Bewegung zu unterstützen.

  • BWS-DEU2-0162-04.pdf (38.4 KB)

„Corinna“ und „De l’Allemagne“

1804 gingen SCHLEGEL und MADAME DE STAËL zunächst für einige Monate nach Italien. Dort entstand der Roman „Corinne ou l'Italie“ (1807, Auszug siehe PDF "Madame de Staël - Corinna oder Italien") über eine emanzipierte Frau. 1808 hielt sie sich in Wien auf. Dort sammelte sie weiteres Material für ihr Buch „De l’Allemagne“, das bei seinem Erscheinen 1810 sofort von der napoleonischen Zensur beschlagnahmt wurde, denn ihr Bild von dem regional zergliederten, beschaulichen Land, in dem Literatur und Philosophie einen so hohen Stellenwert genossen, wurde als Gegenentwurf zum revolutionsgeschüttelten, aggressiv nach außen agierenden Frankreich verstanden.

NAPOLEON, den CONSTANT und MADAME DE STAËL anfänglich unterstützt hatten, wurde bald ihr ärgster Feind, der sie mit großem Hass verfolgte und mit Verbannung und Hausarrest belegte. Und MADAME DE STAËL machte im Gegenzug überall, wo sie in Europa in Erscheinung trat (in Österreich, Russland, England, Schweden), antinapoleonische Propaganda.

„De l’Allemagne“, dessen Korrekturfahnen SCHLEGEL vor dem Zugriff NAPOLEONs gerettet hatte, wurde 1813 in London gedruckt und konnte nun erst seine Wirksamkeit entfalten. Es gilt als ein wichtiges Stück der Kulturvermittlung zwischen Deutschland und Frankreich. Ihre Schrift „Considérations sur les principaux événements de la Révolution française“ wurde 1818 gedruckt. (dt. 1818 mit einer Vorrede von A.W. SCHLEGEL). 1812 lernte sie den fast zwanzig Jahre jüngeren Offizier JOHN ROCCA kennen, er wurde Vater ihres fünften Kindes, und sie heiratete ihn heimlich 1816.

  • BWS-DEU2-0162-05.pdf (15.25 KB)

Rückkehr nach Frankreich

1814, nach der Abdankung NAPOLEONs, kehrte sie triumphal nach Paris zurück und knüpfte an ihre vormaligen Salon-Erfolge an, mit Unterbrechung der „100 Tage“ des NAPOLEON, die sie wiederum in Coppet zubrachte. Wenige Monate nach einem Schlaganfall starb STAËL 51-jährig am 1. Juli 1817 in Paris. Begraben wurde sie in Coppet neben ihren Eltern.

AUGUST WILHELM SCHLEGEL, ihrem literarischen Berater, überließ sie testamentarisch ihre unveröffentlichten Texte, der sie aus dem Nachlass herausgab.

  • BWS-DEU2-0162-06.pdf (76.06 KB)

Werke (Auswahl)

  • Lettres sur le caractère et les écrits de Jean-Jacques Rousseau. 1788
  • Versuch über die Dichtungen, 1796 (siehe PDF "Madame de Staël - Versuch über die Dichtungen")
  • De l’Influence des passions sur le bonheur des individus et des nations (1796),
    dt.: Über den Einfluß der Leidenschaften auf das Glück ganzer Nationen und einzelner Menschen (1797, siehe PDF "Madame de Staël - Über den Einfluß der Leidenschaften")
  • Delphine. 1802
  • Corinne ou l'Italie. 1807
  • De l'Allemagne. 1810/1813, 3 Bände
  • Considérations sur la Révolution française. 1818
  • BWS-DEU2-0162-07.pdf (38.31 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Madame de Staël." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/madame-de-stael (Abgerufen: 19. August 2025, 18:48 UTC)

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Johann Wolfgang von Goethe

* 28.08.1749 in Frankfurt am Main
† 22.03.1832 in Weimar

JOHANN WOLFGANG VON GOETHE war einer der berühmtesten deutschen und zugleich weltweit bekanntesten Dichter der „Sturm- und-Drang-Zeit“. Mit dem in dieser Epoche entstandenen Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ (1774) wurde er weltberühmt. In der später folgenden „Klassischen Periode“ GOETHEs entstanden vor allem Dramen wie „Iphigenie auf Tauris“ (1787), Egmont (1788), „Torquato Tasso“ (1790) oder die „Faust“-Tragödien, aber auch weitere Romane und zum Abschluss seines Schaffens seine Autobiografie „Dichtung und Wahrheit“ (1833, posthum). Eine Vielzahl der Werke GOETHEs entsprang der anregenden Freundschaft mit FRIEDRICH VON SCHILLER.
GOETHE hinterließ ein gewaltiges, an Widersprüchen reiches Werk, in dem sich seine große Persönlichkeit widerspiegelt und das zugleich Spiegelbild einer Epoche ist, die in ihrem inneren Widerspruch zu den fruchtbarsten und folgenreichsten in der deutschen Literatur gehört. Mit diesem seinem Werk nimmt GOETHE in der deutschen Literaturgeschichte eine herausragende Stellung ein. Die Schriften des Gelehrten, Naturforschers und Dichters GOETHE hatten von seinen Lebzeiten bis in die Gegenwart hinein enorme Wirkung auf die Literatur.

Goethe/Schiller: Über epische und dramatische Dichtung

1794 erfolgte eine Annäherung zwischen GOETHE und SCHILLER. Diese war möglich geworden durch eine veränderte Haltung SCHILLERs gegenüber der französischen Revolution. 1797 entspann sich zwischen den „beiden Dioskuren“, wie Zeitgenossen diese Freundschaft nannten, ein Briefwechsel zur Gattungspoetik, den GOETHE angeschoben hatte: „Über epische und dramatische Dichtung“.

Faust - Ein Fragment

Die Figur des Faust wurde in der Literatur seit der Reformation von vielen Autoren behandelt. U. a. schrieb CHRISTOPH ROSSHIRT die „Erzählungen vom Zauberer Faust“ (1570). Das „Volksbuch des Doktor Faust“ wurde Grundlage für CHRISTOPHER MARLOWES „Tragical History of Doctor Faust“ (Ende 16. Jhd.).

Das Puppenspiel vom Doktor Faust dürfte JOHANN WOLFGANG VON GOETHE bekannt gewesen sein, als er sich Anfang der 70er-Jahre des 18. Jahrhunderts mit dem „Faust“-Stoff zu beschäftigen begann. Etwa zeitgleich arbeitete der Stürmer und Dränger MAXIMILIAN KLINGER an dem Faust-Stoff in „Fausts Leben, Taten und Höllenfahrt“.

Das Fragment des goetheschen „Faust“ ist eine überarbeitete Fassung des „Urfaust“. Es erschien 1790. Die PDF enthält den Volltext des Stückes.

 

Ovid

* 20.03.43 v. Chr. in Sulmo (heutiges Sulmona, östlich von Rom)
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OVID (PUBLIUS OVIDIUS NASO) war der letzte bedeutende Dichter im augusteischen Rom. Er gilt als Klassiker der lateinischen und als einer der größten Erzähler der Weltliteratur. Als einer der großen Elegiker entwickelte er das Versmaß des elegischen Distichs zur absoluten Vollkommenheit.

Insbesondere durch sein berühmtes Versepos „Metamorphoses“, eines der schönsten Werke der Weltliteratur, das praktisch ein Kompendium der griechischen Mythologie darstellt, setzte OVID der gesamten abendländischen Kunst seinen prägenden Stempel auf und beeinflusste nachhaltig folgende Dichtergenerationen von der Antike bis hin in die Postmoderne.

Der Göttinger Hain

Für den losen Zusammenschluss einiger sich auf KLOPSTOCK berufender junger Schriftsteller im September 1772 zum Göttinger Hainbund bot Göttingen optimale Bedingungen. Schon durch die Existenz der Universität wurden in den Jahrzehnten zuvor kritische Geister angelockt. Die Göttinger Universitätsbibliothek war zu dieser Zeit außerdem die einzige in Deutschland, die Lesern aus allen Schichten Zugang zu ihren Buchbeständen gewährte. Göttingen, dass zum in Personalunion mit England verbundenen Kurfürstentum Hannover gehörte, pflegte zudem enge Kontakte zur englischen Kultur. OSSIAN und SHAKESPEARE, englische Philosophie und Literatur fielen hier auf vorbereiteten Boden.
Begründer dieses Zentrums der empfindsamen Lyrik waren u. a. HÖLTY, VOSS und MILLER, sowie drei weitere Studenten der Göttinger Universität. Man gelobte „ewig“ zusammenzuhalten und traf sich wöchentlich zum Austausch der Gedanken, die in einem Bundesjournal, und der Gedichte, deren beste in einem Bundesbuch festgehalten wurden. Bei der Namenswahl orientierten sich die jungen Dichter an der Ode „Der Hügel und der Hain“ des verehrten KLOPSTOCK.

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