Periphrase
Die Periphrase (griech. peri = um herum, phrazein = reden, sagen) ist eine rhetorische Umschreibung. Sie umschreibt ein Bezeichnetes durch die Beschreibung eines Begriffs, einer Person, eines Gegenstandes oder einer Handlung.
Sie wird häufig benutzt, um Wiederholungen zu vermeiden, oder als Euphemismus, um anstößige und tabuisierte Wörter nicht aussprechen zu müssen, als Möglichkeit größerer Ausführlichkeit oder einer poetisch-rhetorischen Gestaltung der Rede bzw. eines literarischen Textes.
Die Periphrase wird auch mit ihrem lateinischen Begriff Circumlocutio (Begriffsumschreibung) bezeichnet.
Beispiele
„Ratgeber der Anmut“ = Spiegel;
„jenes höhere Wesen, das wir verehren“ (BÖLL) bzw. „der Allmächtige“ anstelle von „Gott“;
„gepresste Milch“ = Käse, bei VERGIL;
„der Vater des Wirtschaftswunders“ = LUDWIG ERHARD;
„Scipios Klugheit vernichtete Karthagos Macht“ statt „Scipio vernichtete Karthago“ (Metonymie), (CICERO)
„in Tränen ausbrechen" = anfangen zu weinen
„Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?“(JOHANN WOLFGANG VON GOETHE: Mignon) = Italien
FRIEDRICH VON MATTHISSON: Goldner Schein
Goldner Schein
Deckt den Hain;
Mild beleuchtet Zauberschimmer
Der umbüschten Waldburg Trümmer.
Still und hehr
Strahlt das Meer;
Heimwärts gleiten, sanft wie Schwäne,
Fern am Eiland Fischerkähne.
Silbersand
Blinkt am Strand;
Röter schweben hier, dort blässer,
Wolkenbilder im Gewässer.
Rauschend kränzt,
Gold beglänzt,
Wankend Ried des Vorlands Hügel,
Wild umschwärmt vom Seegeflügel.
Malerisch
Im Gebüsch
Winkt mit Gärtchen, Laub und Quelle
Die bemooste Klausnerzelle.
Auf der Flut
Stirbt die Glut;
Schon erblasst der Abendschimmer
An der hohen Waldburg Trümmer.
Vollmondschein
Deckt den Hain;
Geisterlispel wehn im Tale
Um versunkne Heldenmale.
MATTHISSONS Gedicht umschreibt, wie das Gedicht GOETHEs, das Idealland der Klassik und Frühromantik: Italien.
Paraphrase
Im Gegensatz dazu ist die Paraphrase (griech. para = dazu) ein Hinzugefügtes. Sie soll das Vorhergehende näher erläutern. Als Paraphrase wird auch die Wiederholung des eben Gesagten mit anderen Worten verstanden. In diesem Sinne ist sie ein Mittel des Textverständnisses. Wissenschaftliches Paraphrasieren wird erreicht durch nichtwörtliche Wiedergabe von Fremdtexten. In der Stilistik kann sie dazu dienen, Mehrdeutigkeiten (Ambiguitäten) zu vermeiden.