Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.8 Literatur des 19. Jahrhunderts
  5. 4.8.6 Poetischer Realismus
  6. Realismus in Frankreich

Realismus in Frankreich

Der Realismus entwickelte sich zuerst als Schule in der Malerei, auch wenn man den Begriff bereits in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts zur Beschreibung von literarischen Texten und Tendenzen verwendet hat. Er konnte sich zuallererst in Frankreich entwickeln.

Um 1850 bedeutete Realismus

  • Nähe zum Historiker,
  • Detailtreue,
  • Lokalkolorit.

Später verstand man darunter die wahrheitsgetreue Darstellung der Gegenwart, die objektive Abbildung.
Die französischen Realisten beginnen mit HONORÉ DE BALZAC. Weitere Vertreter waren u. a. GUSTAVE FLAUBERT, STENDHAL und VICTOR HUGO.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Der programmatische Realismusbegriff wurde durch die Kunst- und Kulturkritik Frankreichs zwischen 1850 und 1860 zunächst zur Beschreibung der Gemälde COURBETs benutzt, woran sich eine Kunstdebatte anschloss, die dem Begriff zur Wirkung verhalf. GUSTAVE COURBET (1819–1877) war ein französischer autodidaktischer Maler und bekannt für eine wirklichkeitsgetreue Darstellung. Die Ausstellung seiner Werke anlässlich der Weltausstellung 1855 in Paris nannte er „Le Réalisme“.

Schule in der Malerei

Der Realismus entwickelte sich zuerst als Schule in der Malerei, auch wenn man den Begriff bereits in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts zur Beschreibung von literarischen Texten und Tendenzen verwendet hat. Zu den realistischen Malern gehörten u. a.:

  • JEAN-FRANCOIS MILLET (1814–1975),
  • GUSTAVE COURBET (1819–1877),
  • HONORÈ DAUMIER (1808–1879),
  • JEAN-BAPTISTE-CAMILLE COROT (1796–1875),
  • CHARLES-FRANÇOIS DAUBIGNY (1817–1878),
  • HENRI FANTIN-LATOUR (1836–1904),
  • THÉODORE ROUSSEAU (1812–1867).

Der Realismus konnte sich zuallererst in Frankreich entwickeln: Hier hatte nach der Revolution von 1848 ein neues politisches Klima eingesetzt. Aufstände der Bevölkerung (Februar 1848 in Paris) waren eine Reaktion auf die anhaltende Wirtschaftskrise und auf die verminderte politische Mitbestimmung des Kleinbürgertums und enthielten also Forderung nach Aufhebung des Zensuswahlrechts. Im Februar 1848 wurde in Paris der „Bürgerkönig“ LOUIS PHILIPPE durch einen Aufstand gestürzt. Man versuchte nun, die gesellschaftlichen Zustände schonungslos zu beschreiben.
Um 1850 bedeutete Realismus

  • Nähe zum Historiker,
  • Detailtreue,
  • Lokalkolorit.

Später verstand man darunter die wahrheitsgetreue Darstellung der Gegenwart, die objektive Abbildung.

Rolle der Erfahrung

Konzentration auf materielle Gegebenheiten fördert die Rolle der Erfahrung, des Empirischen. Man glaubte an den Fakt. Der Autor als Subjekt tritt zurück, wird zur unpersönlichen Instanz, die Fakten sammelt und zusammenstellt, weniger interpretiert (Positivismus). Der wissenschaftliche Anspruch des Romanschriftstellers dominiert. Die Neutralität des Gegenstandes hebt Stilkonventionen und damit die tradierte Hierarchie von würdigen, großen und von weniger würdigen, niedrigen Themen auf. Damit war es möglich, dass auch das Leben der sozialen Unterschichten zu einem würdigen und ernst zu nehmenden Thema wurden. Es fielen theoretisch viele Tabus. Der konsequente, programmatische Realismus hatte jedoch viele Kritiker.

Viele Künstler beharrten auf der poetischen Verwandlung und Idealisierung der realen Welt. Dies spielte vor allem für die deutschen Realisten eine Rolle, weniger für die französischen, deren wichtigste Vertreter bewusst das radikal Neue und Experimentelle ihrer Texte hervorhoben und sich den Verfahren der Naturwissenschaft stärker verbunden fühlten. Die weltanschauliche, politische und ästhetische Radikalität der Franzosen fand unter den deutschen Zeitgenossen der Fünfzigerjahre kaum Sympathisanten. Ihre Kritik artikulierten die Deutschen, indem sie den französischen Realismus mit dem abwertenden Begriff des Naturalismus gleichsetzten.

Erst in den Achtziger- und Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts wurden wieder verstärkt französische Realisten ins Deutsche übersetzt und Maler mit Interesse wahrgenommen. Allein auf der Bühne hatten deutsche Zuschauer ohne größere Unterbrechung die Möglichkeit, französische Werke dieser Phase zu sehen und zu beurteilen. Erst die junge Generation nach der großen Garde der alten Männer und Realisten knüpft gezielt an den Radikalismus der französischen Kollegen unter dem Stichwort des deutschen Naturalismus an.

Die französischen Realisten

Die französischen Realisten beginnen mit HONORÉ DE BALZAC (1799–1850). Er wurde wegen seiner kämpferischen Bilder der „Napoleon des Romans“ genannt. Seine Literatur bietet eine schonungslose Analyse der Gesellschaft. Von dem auf rund 135 Werke konzipierten Zyklus „Die menschliche Komödie“ („La comédie humaine“ 1829–1854, deutsch 10 Bände 1923–1927) konnte er 91 vollenden. Aus diesem Zyklus stammt „Das Chagrinleder“ (1831), von dem GOETHE schrieb:

„Ich las „La peau de chagrin“ weiter... Es ist ein vortreffliches Werk neuester Art (das Produkt eines ganz vorzüglichen Geistes), welches sich jedoch dadurch auszeichnet, dass es zwischen dem Unmöglichen und Unerträglichen mit Energie und Geschmack hin- und herbewegt, und das Wunderbare als Mittel, die merkwürdigsten Gesinnungen und Vorkommenheiten sehr konsequent zu gebrauchen weiß, worüber sich im einzelnen viel Gutes würde sagen lassen.“
(November 1831)

Der bekannteste Roman von GUSTAVE FLAUBERT (1821–1880) ist „Madame Bovary“ (1857, siehe PDF "Gustave Flaubert - Frau Bovary"), der einen Ehebruch so realistisch schilderte, dass er sich ein Strafverfahren einhandelte. Zwar wurde der Autor durch eine kluge Verteidigung freigesprochen, das Buch dadurch aber ein Skandalerfolg. FLAUBERTs zweiter großer Erfolg war „Die Erziehung der Gefühle. Geschichte eines jungen Mannes“ (frz: „L'Éducation sentimentale“, 1869).

  • BWS-DEU2-0507-05.pdf (928.71 KB)

MARIE HENRI BEYLE weilte in seiner Jugend in der deutschen Kleinstadt Stendal, seitdem nannte er sich STENDHAL. Seine wichtigsten Werke sind „Rot und Schwarz“ („Le Rouge et Le Noir“) und „Die Kartause von Parma“ („La Chartreuse de Parme“). Über die „Kartause“ sagte der russische Realist LEO TOLSTOI:

„Ich bin Stendhal wie kaum irgendwem verpflichtet: ich verdanke ihm die Kenntnis des Krieges. Wer vor ihm hat den Krieg auf diese Weise geschildert, das heißt so, wie er wirklich ist? Man erinnere sich, wie Fabrizio mitten durch die Schlacht von Waterloo reitet und nicht das geringste davon merkt...“
(Stendhal: Die Kartause von Parma.Übersetzt von Arthur Schurig. Nachwort und Anmerkungen des Übersetzers zur Geschichte des Romans. Wiesbaden: Insel Verlag, 1952)

Der Sohn eines Generals VICTOR HUGO (1802–1885) veröffentlichte 29-jährig seinen wohl bekanntesten Roman „Der Glöckner von Notre Dame“ („Notre Dame de Paris“, 1831–1833), mit dem er sofort berühmt wurde. Das Buch wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein kolportiert und adaptiert: Die Liebe des ungestalten Glöckners Quasimodo zur Zigeunerin Esmeralda rührte so manches Kinderherz im gleichnamigen Zeichentrickfilm und im Musical.

Aber auch sein zweiter großer Erfolg „Die Elenden“ („Les Misérables“, 1862), mit dem sich HUGO endgültig einen Platz innerhalb der Weltliteratur eintrug, wurde mehrfach adaptiert: Es wurden Filme gedreht, Theaterstücke gespielt, nun ward gar ein Musical auf die Bühne gebracht. Das hat der Dichter nicht verdient. HUGO wird heute fast nur noch über die Adaptionen seiner Werke einem größeren Publikum bekannt. In seiner Heimat war er zumindest einmal ein sehr Bedeutender. HUGOs letzte Ruhestätte ist das Pantheon in Paris. Der „Prix Victor Hugo“ ist heute einer der renommiertesten französischen Literaturpreise.

  • BWS-DEU2-0507-08.pdf (962.24 KB)

Ein weiterer bedeutender französischer Realist, der vor allem auf den deutschen Naturalismus wirkte, war ÉMILE ZOLA (1840–1902).
Er ist ein Vertreter des naturalistischen Romans. Sein Hauptwerk ist das 20-bändige „Les Rougon-Macquart. Natur- und Sozialgeschichte einer Familie unter dem Zweiten Kaiserreich“ (1871–1893), aus dem u. a. „Nana“ (siehe PDF "Émile Zola - Nana") stammt.

  • BWS-DEU2-0507-09.pdf (43.48 KB)

Aber er war auch Gesellschaftskritiker der Praxis: Mit „J'accuse!“ („Ich klage an!“) engagierte er sich in der Dreyfus-Affäre (1894–1906).

(siehe PDF "Émile Zola - J’accuse...!" im französischen Original, PDF "Émile Zola – Ich klage an!" in der deutschen Übersetzung)

  • BWS-DEU2-0507-10.pdf (117.82 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Realismus in Frankreich." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/realismus-frankreich (Abgerufen: 20. May 2025, 00:26 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Positivismus
  • STENDHAL
  • Volltext
  • Zola
  • GUSTAVE FLAUBERT
  • Balzac
  • Le Réalisme
  • Pdf
  • Realismus in Frankreich
  • Madame Bovary
  • Gustave Courbet
  • Nana
  • Quelltext
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Exilliteratur

Eine besondere Bedeutung für die Exilliteratur hatte der historische Roman. Daneben gab es aber noch eine Fülle von Themenkreisen: Österreichische Autoren beschäftigten sich mit dem Untergang der Donaumonarchie. Gesellschafts- und Zeitromane des Widerstandes gegen die nationalsozialistische Diktatur wurden zu einem weiteren Schwerpunkt: Mit dem Alltag in Nazi-Deutschland beschäftigten sich u. a. Bücher der Kinder- und Erwachsenenliteratur. ANNA SEGHERS' „Das siebte Kreuz“ berichtet von sieben entflohenen Häftlingen eines Konzentrationslagers, von denen sechs wieder eingefangen werden. Zur Abschreckung für die anderen werden sie an Kreuzen aufgehängt. Das siebte Kreuz aber bleibt leer.
ÖDÖN VON HORVATHs „Jugend ohne Gott“ beschreibt die Generation des sogenannten Dritten Reiches aus der Sicht ihres Lehrers.

Leonce und Lena

Das Lustspiel „Leonce und Lena“ ist das Produkt eines Preisausschreibens, das der Cotta Verlag 1836 veranstaltete. BÜCHNER hatte allerdings den Einsendetermin überschritten. So erhielt er sein Manuskript zurück. Bei Cotta hatte man nicht einmal Kenntnis genommen von der eingesandten Literatur.

CLEMENS BRENTANOs „Ponce de Leon“ bildete das Urbild dieses Lustspiels. Das Stück handelt von Leonce, dem Sohn König Peters aus dem Reiche Popo, der die fremde Königstochter nicht heiraten will, und der Prinzessin Lena aus dem Reiche Pipi, die Leonce versprochen ist, ihn aber auch nicht heiraten will. Eines Tages, ohne einander zu erkennen, treffen sie zufällig aufeinander. Leonce ist ein Gelangweilter, der aus seiner Welt ausbrechen will:

„Sieh zu den Fenstern meiner Augen hinein! Siehst du, wie schön tot das arme Ding ist?“

Er verliebt sich in die todunglückliche Lena:

„Ich glaube, es gibt Menschen, die unglücklich sind, nur weil sie sind“.

Und auch Lena ist zu Leonce in Liebe entbrannt. Statt miteinander zu fliehen, fügen sie sich in ihre Schicksale. Am Hofe König Peters wird die Hochzeit vorbereitet, hier erst erkennen beide einander. Der König dankt ab, Leonce übernimmt die Regierung und verkündet den „Blumenkinderstaat“ ohne Uhren und Kalender, in dem nicht zu viel gearbeitet werden darf.

 

Literarische Verhältnisse und Leseverhalten am Ende des 19. Jahrhunderts

Besonders seit 1848 waren viele Neu-Leser hinzugekommen, da sich die Anzahl der Menschen, die lesen konnten, durch Verbesserungen im Volksschulwesen ständig erhöht hatte. Auf der Basis des Volksschulsystems sank die Zahl der Nicht-Leser zwischen 1840 und 1890 von 50% auf 10%.

Eine Folge der Kommerzialisierung und fast 100%igen Technisierung der Buchproduktion waren besondere Aktivitäten im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur, im Kampf um die Neu- bzw. Erstleser und um die Vielleser zu beobachten. Gerade die jungen Leser versuchte man früh an einen bestimmten Typ der Verteilung und der Geschichten zu binden.

Zunehmende Sesshaftigkeit und eine gesicherte soziale Existenz ermöglichten die Ausbildung von kulturellen Gewohnheiten. Zu diesen Gewohnheiten gehörte die Nutzung des breiten Netzes von Leihbibliotheken, das sich neben Wanderbüchereien bis Ende des Jahrhunderts entwickelt hatte. Die Bedeutung dieser Einrichtungen für das literarische Leben des 19. Jahrhunderts war immens hoch: fast 90% des literarischen Publikums versorgte sich gegen Leihgebühren dort mit Lesestoff.

Literaturgeschichte

Seit der Antike sind uns auch Literaturgeschichtswerke bekannt. Eine der bedeutendsten stammt von SUETON. Aber auch später haben bedeutende Wissenschaftler sich mit der Literaturgeschichte befasst, u.a. D.G. MORHOF und die Brüder SCHLEGEL. Moderne Literaturgeschichten helfen, sich innerhalb der Geschichte der Literatur zurechtzufinden.

Als Literaturgeschichte wird im allgemeinen der zeitliche Verlauf von National- bzw. Weltliteraturen bezeichnet. Im engeren Sinne bezeichnet der Begriff die Geschichte der Epochen, Autoren und Werke einer Nationalliteratur.

Begriff und Programm des Realismus

Als Realismus bezeichnet man in den Kunst- und Literaturwissenschaften eine Epoche bzw. einen Zeitabschnitt. Mitte des 19. Jahrhunderts kam innerhalb der Literatur der Begriff „poetischer Realismus“ auf. Die Autoren wollten darauf aufmerksam machen, dass ihre Texte trotz Realitätsnähe von Menschen geschaffene Kunstprodukte sind. Der Zusatz wurde auch als Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen realistischen Kunstströmungen, vor allem des 20. Jahrhunderts (magischer Realismus, Neorealismus u. a.) beibehalten.

Desillusionierung und Umorientierung nach der Revolution von 1848/1849, die Reichseinigung als allgegenwärtiger Wunsch prägten das zeitgenössische Bewusstsein. Deshalb wurde von den Möglichkeiten des Einzelnen in einem begrenzten Lebensbereich, meist im Privatleben erzählt.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025