Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch
  3. 5 Literatur und Medien
  4. 5.2 Abriss der Literaturgeschichte
  5. 5.2.6 Literatur des 20. Jahrhunderts
  6. Innere Emigration

Innere Emigration

Bereits kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden

  • missliebige Parteien verboten,
  • die Gewerkschaften aufgelöst,
  • die Antifaschisten verfolgt,
  • viele Zeitungen mussten ihr Erscheinen einstellen.

Nicht alle Autoren verließen daraufhin das Land. Jene, die sich zwar vom Nationalsozialismus distanzierten, jedoch für sich den Weg des zurückgezogenen Schreibens in Deutschland selbst wählten, zählen zur Inneren Emigration. Ihr Rückzug geschah aus den unterschiedlichsten Motiven heraus.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

Am 10. Mai 1933 fand die erste große Bücherverbrennung auf dem Berliner Opernplatz (heute August-Bebel-Platz) statt. Überall im Land erstellte man nun schwarze Listen „verbrennungswürdiger“ Bücher.
Bereits kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden

  • missliebige Parteien verboten,
  • die Gewerkschaften aufgelöst,
  • die Gegner des Nationalsozialismus verfolgt,
  • viele Zeitungen mussten ihr Erscheinen einstellen.

Bereits 1929 hatte ALFRED ROSENBERG einen „Kampfbund für deutsche Kultur“ ins Leben gerufen. Eine ganze Reihe „völkisch“ gesinnter Schriftsteller identifizierte sich mit dem nationalsozialistischen Regime und ließ sich von ihm in der 1933 gegründeten Reichsschrifttumskammer protestlos „gleichschalten“. Zu ihnen gehörten u. a. HANNS JOHST, ERNST JÜNGER und GOTTFRIED BENN. Mit der Gründung der Reichsschriftumskammer im Oktober 1938 begann eine neue Verbotspolitik in Deutschland. Wer zukünftig seine Werke veröffentlichen wollte, mußte Mitglied dieser Vereinigung sein. Aber auch Verleger, Redakteure und Buchhändler gehörten ihr an.

Definition

Innere Emigration benennt Autoren innerhalb der deutschen Literatur, die 1933 zwar in politischer Opposition zum Nationalsozialismus standen, jedoch nicht ins Exil gingen, sondern mit literarischen Mitteln Widerstand leisteten.

Jene Autoren, die sich zwar vom Nationalsozialismus distanzierten, jedoch für sich den Weg des zurückgezogenen Schreibens in Deutschland selbst wählten, zählen zur sogenannten Inneren Emigration.

Die Autoren entwickelten, waren sie nicht mit einem Schreibverbot belegt, eigene Formen des „Zwischen-den-Zeilen“-Schreibens („Sklavensprache“, „verdeckte Schreibweise“). Sie beriefen sich auf die an der Klassik und der Antike geschulten humanistischen Grundwerte bzw. auf den abendländisch-christlichen Glaubenskanon und die moralischen Konsequenzen dessen.

  • ERIK REGER (1893–1954), vor 1933 ein erklärter Gegner der Nationalsozialisten, schrieb in der inneren Emigration unpolitische Kindheitserinnerungen, Liebes- und Landschaftsromane.
  • WERNER BERGENGRUEN (1892–1964) wurde wegen seines Romans „Der Großtyrann und das Gericht“ (1935) aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, was einem Berufsverbot gleich kam.
  • RICARDA HUCH (1864–1947) trat 1933 aus der Preußischen Akademie der Künste aus.
  • ERNST WIECHERTs (1887–1950) „Der Totenwald“ (1939) beschreibt Erlebnisse nach der Internierung des Autors ins Konzentrationslager Buchenwald. Er stand seit 1938 unter Aufsicht der Gestapo.
  • JOCHEN KLEPPER (1903–1942), mit einer jüdischen Frau verheiratet, wurde 1937 aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen und wählte den Freitod, als die Deportation von Frau und Kind kurz bevor stand.
  • ERNST BARLACH (1870–1939, PDF 1), von den Nationalsozialisten als „entarteter“ Künstler diffamiert, widmete sich in seinem Güstrower „Exil“ nur der Bildhauerkunst.
  • HANS CAROSSA (1878–1956), lehnte die Berufung in die Preußische Akademie der Dichtung ab.
  • HANS FALLADA zog sich nach Mecklenburg zurück und schrieb mehrere Romane, die auch veröffentlicht wurden: „Wer einmal aus dem Blechnapf frißt“ (1934), „Wolf unter Wölfen“ (2 Bde., 1937) und „Der eiserne Gustav“ (1938). Er schrieb unverfängliche Kinderbücher und Märchen („Hoppelpoppel - wo bist du?“ 1936, „Geschichten aus der Murkelei“). FALLADA flüchtete in Alkohol und Drogen.
  • MARIELUISE FLEISSER (1901–1974) erhielt 1935 Schreibverbot.
  • ERICH KÄSTNER (1899–1974) erhielt ebenfalls Publikationsverbot, konnte jedoch unter Pseudonym („Berthold Bürger“) teilweise weiterarbeiten.
  • OSKAR LOERKE (1884–1941) wurde 1933 aus der Preußischen Akademie der Künste ausgeschlossen, durfte aber kurze Zeit später wieder Mitglied der Akademie der Dichtung werden. Einige seiner Werke wurden von den Nationalsozialisten verboten. Er schrieb für die Zeitschrift „Das Reich“.
  • MARIE LUISE KASCHNITZ (1901–1974) schrieb die Liebesromane „Liebe beginnt“ (1933) und „Elissa“ (1937). Der Gedichtband „Totentanz und Gedichte zur Zeit“, unter dem Eindruck des Krieges geschrieben, konnte erst 1947 erscheinen.
  • WOLFGANG KOEPPEN (1906–1996) begab sich zwar 1934 ins Exil nach Holland, kehrte aber 1938 nach Berlin zurück. Um nicht zum Kriegsdienst eingezogen zu werden, versteckte er sich nach Kriegsausbruch bei Starnberg („Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erdloch“, 1992).
  • Zwischen 1933 und 1945 begannen auch PETER HUCHEL (1903–1981),
  • JOHANNES BOBROWSKI (1917–1965) und
  • PAUL CELAN (1920–1970) zu schreiben.
  • Das literarische Leben BRUNO APITZ’ begann im Konzentrationslager Buchenwald.
  • EHM WELK (1884–1966) wurde 1934 wegen seines Artikels „Herr Reichsminister, ein Wort, bitte“ kurzfristig in das KZ Sachsenhausen überstellt. Zwischen 1935 und 1942 schrieb er allerdings die sehr erfolgreichen und im bäuerlichen Milieu spielenden Kinderbücher „Die Heiden von Kummerow“ und „Die Gerechten von Kummerow“ sowie „Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer“. Sie durften in Deutschland erscheinen, weil sie zumindest thematisch in den Bereich Heimatroman „passten“.
  • BERNHARD KELLERMANN (1879–1951), dessen Roman „Der 9. November“ (1920) auf dem Scheiterhaufen des 10. Mai 1933 landete, überdauerte die Zeit des Nationalsozialismus in seinem selbst gewählten Exil in Werder (Havel).
  • Der Philosoph EDMUND HUSSERL (1859–1938) blieb ebenso in Deutschland wie sein Schüler
  • MARTIN HEIDEGGER (1889–1976), der mit dem Nationalsozialismus sympathisierte.
  • BWS-DEU1-0576-01.pdf (26.82 KB)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Innere Emigration." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch/artikel/innere-emigration (Abgerufen: 09. June 2025, 12:09 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • Anna Seghers
  • Else Lasker-Schüler
  • Erich Kästner
  • CARL ZUCKMAYER
  • Klaus Mann
  • Hans Fallada
  • Bertolt Brecht
  • LION FEUCHTWANGER
  • Heinrich Mann
  • Jochen Klepper
  • Werner Bergengruen
  • Ricarda Huch
  • Ernst Wiechert
  • Schreibverbot
  • THOMAS MANN
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Jakob Michael Reinhold Lenz

* 12.01.1751 in Seßwegen (Livland)
† 24.05.1792 in Moskau

JAKOB MICHAEL REINHOLD LENZ wurde mit seinen tragischen Komödien, seinen Aufsätzen und seinen Essays zu einem der wichtigsten Vertreter des Sturm und Drang. Obwohl er aufgrund seiner Geisteskrankheit nur wenige Werke beenden konnte und schon früh, unbekannt und vergessen starb, gab er der von GEORG BÜCHNER, FRANK WEDEKIND und CHRISTIAN DIETRICH GRABBE geprägten modernen Dramatik neue Impulse. Typisch und faszinierend war sein Ansatz, Tragisches und Komisches zu vermischen, den er auch theoretisch begründete und gegen die antike Tradition eines ARISTOTELES und seine Zeitgenossen (z. B. GOTTHOLD EPHRAIM LESSING) setzte.
Von vielen großen Dichtern bewundert, teilweise auch nachgeahmt, kam es jedoch erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einer kritischen Auseinandersetzung und Würdigung seines Werkes. Zu seinen wichtigsten Werken gehören die Komödien „Der Hofmeister“ (1774) und „Die Soldaten“ (1776), da sie der deutschen Literatur formal und inhaltlich Neuland erschlossen.

Theodor Storm

* 14.09.1817 in Husum
† 04.07.1888 in Hademarschen (Holstein)

THEODOR STORM war ein bedeutender deutscher Novellist und Lyriker. Als Erzähler nicht frei von Sentimentalität, wurde er allmählich immer herber und dramatischer.

STORMs Lyrik, zwischen Spätromantik und Realismus stehend, zeichnet sich durch Musikalität der Sprache, Heimatgefühl und eine wehmütige, teils sentimentale Stimmung aus. Hauptsächlich schrieb er Novellen. Die Novelle „Der Schimmelreiter“ (1888), sein Spätwerk, die den Kampf eines Menschen gegen die Naturgewalten schildert, war wegweisend für den Impressionalismus und hat Schriftsteller wie RAINER MARIA RILKE und THOMAS MANN beeinflusst.

Hermann Kant

* 14.06.1926 in Hamburg

HERMANN KANT beschäftigt sich in seinen Werken vor allem mit der DDR-Geschichte. Bekannt wurde er zunächst durch seinen ersten Roman „Die Aula“ (1965), der ihm zu großer Popularität verhalf, später dann durch die Romane „Das Impressum“ (1972) und „Der Aufenthalt“ (1977).

Die Romane KANTs bilden mit Werken anderer Autoren dieser Zeit den Anfang einer neuen literarischen Entwicklungsphase.
KANT war Volkskammerabgeordneter, Mitglied des Zentralkomitees der SED, Mitglied der Akademie der Künste der DDR und Mitglied sowie viele Jahre Vizepräsident bzw. Präsident des Schriftstellerverbandes. Gerüchte über eine Stasitätigkeit führten aus Mangel an Beweisen nie zu einer Verurteilung.
KANTs Lebensmaxime heute wie damals zu DDR-Zeiten ist: „Ich denke nur über Sachen nach, an denen ich was ändern kann.“

Der Arbeiter in der bürgerlichen Literatur

Als Arbeiterliteratur bezeichnet man diejenige Literatur, die im proletarischen Milieu spielt und deren Protagonisten Arbeiter sind. Erstmals lässt sich Ende des 19. Jahrhunderts eine Dichtung im Gefolge der Arbeiterbewegung konstatieren, die von den Arbeitern selbst verfasst wurde. Einen besonderen Einfluss auf das Sujet des Arbeitermilieus hatte der Erste Weltkrieg und seine Folgen. Viele bürgerliche Intellektuelle sahen nun ein Ende der bürgerlichen Kultur für gekommen. Das Theater für Arbeiter wurde bereits durch die SPD am Ende des 19. Jahrhunderts angeregt. So entstand die Volksbühnenbewegung. Anfang der Zwanzigerjahre entstanden erste Agitprop-Gruppen der KPD.

Erich Mühsam

* 06. April 1878 in Berlin
† 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg

ERICH MÜHSAM war freier Schriftsteller, Agitator, Redakteur, Kabarettist, Bohèmien und Anarchist. Er war nicht wohlgelitten, als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen und ihn noch in der Nacht des Reichstagsbrandes verhafteten. Die bayrische SS-Wachmannschaft des KZ Oranienburg ermordete MÜHSAM am 2. Februar 1934.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025