William Faulkner

Biografie

WILLIAM FAULKNER, der bis 1924 FALKNER hieß, stammte aus einer alten im amerikanischen Bürgerkrieg (1861–1865) verarmten Südstaatenfamilie. Er trat im Juli 1918 in die Royal Air Force of Canada ein, kam jedoch nicht mehr zum Kriegseinsatz. Nach dem Militärdienst studierte er englische und französische Literatur an der University of Mississippi, erlangte allerdings keinen Abschluss. Meist arbeitete er danach in handwerklichen Berufen. Während eines längeren Aufenthalts in New Orleans lernte er 1924 den amerikanischen Schriftsteller SHERWOOD ANDERSON kennen, der FAULKNER zum Schreiben seines ersten Romans ermutigte. Nach Reisen in Europa im Jahr 1925 ließ sich FAULKNER in Oxford (Mississippi) nieder.

Literarisches Schaffen

Im Zentrum des umfangreichen Gesamtwerks WILLIAM FAULKNERS steht seit dem Roman Sartoris (1929) der Werteverlust der alten Südstaatenaristokratie. Damit verbunden war der Aufstieg der besitzlosen poor whites, die als neue rücksichtslose Klasse nach dem amerikanischen Bürgerkrieg großen Einfluss im neuen Süden erlangten. Dargestellt wird dieser Gegensatz anhand verschlungener Familiengeschichten im fiktiven “Yoknapatawpha County” im nördlichen Mississippi, wobei die Geschichte Nordamerikas in ihren konkreten Auswirkungen auf den Einzelnen reflektiert wird.

Mit The Hamlet (1940) beginnt eine Roman-Trilogie, die mit Bitterkeit, aber auch Humor den Aufstieg der skrupellosen Snopes-Familie erzählt. Dabei sind die Romanfiguren nicht Herr ihres Schicksals, sondern werden von ihren Neigungen, der inneren Zerrissenheit und alter Schuld getrieben. FAULKNER schildert eindringlich das Verhältnis von Weißen und Schwarzen, die Vater-Sohn-Konflikte sowie die Gegensätze von Rebellion und Unterwerfung, individueller Isolation und familiären Abhängigkeiten. Tod, tragisches Leiden oder die skrupellosen Verhaltensmuster gesellschaftlicher Aufsteiger stellt FAULKNER als Folge dieser Konflikte dar.

FAULKNERS auch sprachlich anspruchsvolles Werk zeichnet sich besonders durch innovative Erzähltechniken aus. Diese reichen von der Koppelung verschiedener Erzählperspektiven, über den Einsatz eines “communal narrator”  bis zur Wiedergabe von ineinander verschachtelten Bewusstseinsströmen (streams of consciousness), die auch JAMES JOYCE und VIRGINIA WOOLF in ihren Romanen als sprachliche Mittel einsetzten. Die abenteuerlichen, oft makabren und Extremsituationen darstellenden Ereignisse werden meist durch die Bewusstseinsprozesse der Charaktere zum Ausdruck gebracht.

Der Roman The Sound and the Fury (1929) erzählt den Untergang der Compson-Familie aus vier verschiedenen Perspektiven. Dieser Wechsel von Erzählperspektiven – eine Technik, die auch JOSPEH CONRAD in seinen Romanen anwendete – fordert den Leser dazu auf, eigenständig aus der Vielzahl von Ansichten einen Sinn herauszufiltern.

FAULKNER verfasste auch zahlreiche Kurzgeschichten: so zum Beispiel The Bear (1924). Von 1933 an schrieb er zudem Drehbücher für Hollywood, unter anderem für die Filme von HOWARD HAWKS. Zu den bekanntesten zählen To Have and Have Not (1944) und The Big Sleep (1946).

FAULKNERS stilistisch komplexe und oft ausschweifende Werke markieren mit ihren innovativen Erzähltechniken einen Höhepunkt der literarischen Moderne und haben weltweit Anerkennung gefunden. 1950 erhielt er den Literatur-Nobelpreis für das Jahr 1949.

Weitere Werke (Auswahl)

Romane
As I Lay Dying (1930)
Sanctuary (1931)
Light in August (1932)
Absalom! Absalom! (1936)
The Wild Palms (1939)
Requiem for a Nun (1951)
The Town (1957)
The Mansion (1959)
A Fable (1954)
The Reivers (1962)

Erzählungen
Knight's Gambit (1949)
New Orleans Sketches (1958)

Lyrik
The Marble Faun (1924)
A Green Bough (1933)
Vision in Spring (hg. 1984)

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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