Lesen, Unterricht

Obwohl im Unterricht viel gelesen wird, bleibt der Übungseffekt oft aus. Ganz typische Probleme sind z. B.:

  • Die Texte sind oft uninteressant und haben nichts mit dem Leben der Schüler zu tun.
  • Aufgrund der fehlenden Anwendung von Erschließungsstrategien sind die Schüler sehr auf das Wörterbuch und das ständige Nachschlagen von Vokabeln angewiesen.
  • Es gestaltet sich so langwierig, englische Texte zu lesen, dass man befürchtet am Ende den Sinn des Textes gar nicht richtig zu verstehen.

Nicht immer ist ein geringer aktiver Wortschatz der Grund dafür, dass das Lesen im Englischunterricht schwerfällt. Die Fähigkeit zu lesen hängt sehr von der eigenen Motivation ab. Um das eigene Leseverstehen wirklich zu verbessern, ist konsequentes und wiederholtes Üben jedoch das einzige Mittel. Das Wichtigste ist: keine Angst vor dem Text, mag er auf den ersten Blick auch schwierig erscheinen. Der Leseprozess kann in mehrere Phasen eingeteilt werden.

Vor-Lesephase

Sprachliches Verstehen ist keine Einbahnstraße. Ankommende Informationen werden nicht einfach nur aufgenommen, sondern reagieren auf Informationen, die bereits im Gedächtnis gespeichert sind. Bereits gespeicherten Informationen definieren sich als Vorwissen. Je mehr Vorwissen man hat, desto besser kann eine neue Information aufgenommen und verknüpft werden. Deshalb ist es wichtig, vor dem Lesen eines Textes über das Thema des Textes nachzudenken. Selbst wenn das Thema weitgehend unbekannt ist, bekommt man anhand des Titels oder anhand von Bildern zum Text schon eine Idee, worum es gehen könnte.
Lautet der Titel eines Zeitungsartikels Welcome to Germany und man hat dazu ein Foto der Königin und im Hintergrund das Brandenburger Tor, dann kann man sich denken, dass es um den Besuch der Queen in Berlin im Jahr 2004 geht. Automatisch wird dann im Gedächtnis Vorwissen zu den relevanten Themen aktiviert: zum englischen Königshaus, zu Berlin, vielleicht zur britischen Außenpolitik. Das ist eine gute Grundlage, um mit der Lektüre zu beginnen.

Erstes Lesen

Beim ersten Lesen sollte man das sogenannte orientierende Lesen - skimming - einsetzen. Das ist ein überfliegendes Lesen, in dem es nur darum geht, den Hauptgedanken des Textes zu erfassen. Dazu ist es nicht notwendig, alles zu verstehen. Unbekannte Wörter kann man oft einfach überlesen. Wenn man sich schon mithilfe des Titels oder von Bildern eine Meinung zum Thema des Textes gemacht hat, kann man diese während des Lesens überprüfen. Hat man das Thema richtig erkannt? Oder geht es vielleicht doch um etwas anderes? Meist wird man den ersten Eindruck aber bestätigt finden.

Zweites Lesen

Hier sind verschiedene Dinge zu beachten: Spätestens zu diesem Zeitpunkt wird einem bewusst, dass man nicht alle Wörter im Text kennt. Schnell ist ein großer Teil des Textes unterstrichen, und es sieht aus, als ob der ganze Text aus unbekanntem Vokabular besteht. Wenn man dieses Gefühl hat, sollte man eine Gegenstrategie anwenden: einfach mal alle Wörter unterstreichen, die man kennt! Oft sind diese nämlich die Mehrheit, und oft sind es auch viel mehr, als man denkt.
Bei diesem zweiten Lesen wendet man den Lesemodus des kursorischen Lesens - receptive reading - an, um dem Text die wesentlichen Informationen zu entnehmen. Während der Lektüre sollte man sich immer am Hauptgedanken des Textes orientieren. Dadurch kann man oft vermuten, worum es geht. Man sollte sich auch jetzt nicht mit allen unbekannten Wörtern auseinandersetzen, sondern einschätzen, ob gerade dieses Wort für das allgemeine Textverständnis wichtig ist.
Um das Leseverständnis zu erleichtern, sollte man nun den Text in Sinnabschnitte gliedern, z. B. anhand der Absätze des Textes. Nun versucht man, innerhalb des jeweiligen Abschnitts die Hauptinformation zu erkennen. Dazu macht man sich am besten Notizen neben dem Text.

Drittes Lesen

Beim dritten Lesen werden die Informationen in den einzelnen Abschnitten auf der Grundlage des jeweiligen Hauptgedankens erfasst. Wenn nötig, wird jetzt versucht, weiteres unbekanntes Vokabular zu entschlüsseln. Mit jedem Lesen werden der Sinn und der Textinhalt klarer. Spätestens jetzt müsste man das Gefühl haben, den Text verstanden zu haben.

Nach-Lesephase

Um nicht nur das Lesen zu üben, sondern auch noch Wissens- und Wortschatz zu erweitern, bietet es sich nun an, den Inhalt des Textes noch einmal Revue passieren zu lassen. Außerdem kann man sich die wichtigsten Informationen und interessante oder wichtige Vokabeln notieren.

Je öfter man diese Technik der Strukturierung des Leseprozesses anwendet, umso leichter wird es, Texte zu lesen. Falls es mit diesem Modell beim nächsten Text nicht funktioniert, sollte man sich vielleicht beim nächsten Mal einen Text suchen, der etwas einfacher ist.

Der strukturierte Leseprozess erleichtert das Textverständnis.

Der strukturierte Leseprozess erleichtert das Textverständnis.

Lesen, Unterricht - strukturierter Leseprozess

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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