Der Lebensbaum der Deutschen
Im Laufe der Entwicklung Deutschlands veränderte sich auch die Alters- und Geschlechtsstruktur der Bevölkerung. Dies wird in den Alterspyramiden, auch Bevölkerungspyramiden genannt, sichtbar. Aus ihnen kann man deutliche Rückschlüsse auf wichtige Ereignisse ziehen, die das Leben der Menschen eines Landes beeinflussten, und es lassen sich Prognosen für die Zukunft ableiten. Deshalb nennt man diese Darstellungen auch Lebensbaum.
Der Vergleich der Lebensbäume Deutschlands von 1910, 1946, 1998 und für das Jahr 2030 zeigt, dass aus einem Land mit einem gleichmäßigen Bevölkerungswachstum ein Land geworden ist, dessen Bevölkerungszahl in der Zukunft sinken wird. Die Zahl der Kinder und der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter, welche die übrige Bevölkerung versorgen muss, nimmt rapide ab. Deutschland wird zu einem Land der Alten. Dies bringt in der Zukunft große Probleme mit sich. Diskutiert wird gegenwärtig ob eine geregelte Zuwanderung einen Teil der Probleme lösen kann.
In der Alterspyramide Deutschlands für das Jahr 2007 spiegeln sich gravierende historische Ereignisse in der jüngeren deutschen Geschichte relativ genau wider (Bild 1):
- der Erste Weltkrieg (1914-1918) mit der Geburt weniger Kinder,
- die Weltwirtschaftskrise um 1930 mit ihrem in der sozialen Unsicherheit begründeten erheblichen Geburtenausfall
- der Zweite Weltkrieg (1939-1945) mit dem Geburtenausfall gegen Ende des Krieges und einige Zeit danach sowie mit den vielen Kriegsgefallenen, was die Ursache für den erheblichen Frauenüberschuss ist,
- die Einführung der Pille zur Schwangerschaftsverhütung um 1965, die mit einem drastischer Rückgang der Geburtenzahl verbunden ist,
- die Wiedervereinigung Deutschlands (1990) mit dem folgenden Geburtenrückgang durch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Veränderungen in den neuen Bundesländern.
Besonders deutlich werden diese Einschnitte, vergleicht man den aktuellen Lebensbaum Deutschlands mit dem von 1910 (Bild 2):
1910 befand sich Deutschland in der dritten Phase des demografischen Übergangs. Die Geburtenzahl war noch hoch, sank aber schon. Es ist ein relativ gleichmäßiges Bevölkerungswachstum zu verzeichnen.
1946 sind die beiden Weltkriege und die Probleme der Nachkriegszeiten sowie die Weltwirtschaftskrise an den Einschnitten in der Alterspyramide deutlich zu sehen. Eine große Rolle spielen auch noch die Gefallenen des Ersten Weltkrieges.
In der Gegenwart ist Deutschland ein Land geworden, in dem durch den wachsenden Wohlstand und die veränderte Rolle der Frauen in der Gesellschaft die Bevölkerungszahl gesunken ist.
Die Pyramide von 2025 (Bild 3) zeigt, dass die Bevölkerungszahl Deutschlands in der Zukunft weiter sinken wird. Man schätzt, dass die Einwohnerzahl von heute rund 81 Mio. auf rund 75 Mio. im Jahr 2030 zurückgehen wird.
In der Konsequenz wird die Zahl der Kinder und der Anteil der Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter, die die übrige Bevölkerung versorgen muss, stark abnehmen. Deutschland wird sich voraussichtlich, auch durch den Anstieg der Lebenserwartung, zu einem Land der Alten entwickeln.
Das wiederum bringt zwangsläufig viele Probleme mit sich: Die Zahl der Altenheime, Sozialdienste und Krankenhäuser sowie spezieller Kultur- und Sporteinrichtungen muss steigen. Damit entsteht aber auch ein gravierendes Finanzierungsproblem, was auch die Finanzierung der Renten einschließt.
Für die Lösung dieser Probleme spielen auch Fragen der Zuwanderung von ausländischen Familien eine große Rolle. Darüber wird zur Zeit in Deutschland viel, heftig und kontrovers diskutiert.