- Lexikon
- Geografie
- 7 Regionen
- 7.1 Die Erdteile und ihre Länder
- 7.1.4 Afrika
- Königreich Marokko
Das Königreich Marokko ist der westlichste Staat Nordafrikas und nur einen Katzensprung von Europa entfernt. Das Land liegt an der Straße von Gibraltar, der westlichsten Pforte des Mittelmeers in den Atlantik. Es hat eine 400 km lange, vorwiegend steile Küste am Mittelmeer und einen mit 1400 km deutlich längeren flachen Küstensaum am Atlantik. Die Mittelmeerhäfen Melilla und Ceuta (gegenüber von Gibraltar) sind seit dem ausgehenden Mittelalter spanischer Besitz.
Im Osten und Südosten grenzt Marokko an Algerien, im Süden an die Demokratische Arabische Republik Sahara, die Marokko seit 1979 besetzt hält (Bild 1). Landeshauptstadt und Residenz der marokkanischen Könige (z. Z. MUHAMMAD IV.) ist seit 1912 das am Atlantik gelegene Rabat.
Marokko ist ein Land natürlicher Gegensätze. Fruchtbare grüne Regionen in den Küstenebenen am Atlantik und an den Flüssen gibt es ebenso wie die hohen, schneebedeckten Berge im Atlasgebirge oder die trockenen, heißen Randgebiete der Sahara mit den grünen Farbtupfern ihrer Oasen.
Marokkos Landschaft wird jedoch vor allem durch die Gebirgszüge des Atlas geprägt. Sie durchziehen das Land von Südwesten nach Nordosten und setzen sich im benachbarten Algerien und in Tunesien fort.
Ganz im Norden erstreckt sich der regenreiche Rifatlas, ein wild zerklüfteter Gebirgsbogen, von der Straße von Gibraltar nach Osten an der Mittelmeerküste entlang.
Der Rifatlas wird durch ein westöstlich verlaufendes Tal, die sogenannte „Taza-Enge“, im Süden begrenzt. Sie wird vom Sebou durchflossen, der in den Atlantik mündet. Der Sebou ist der eine von nur zwei ganzjährig Wasser führenden Flüssen Marokkos.
Aus der Taza-Enge steigt nach Süden hin die Marokkanische Meseta auf knapp 500 m an. Die Meseta ist eine weite Tafellandschaft, die hauptsächlich aus flach gewellten, steppenhaften Hochflächen besteht, die von vereinzelten Inselbergen überragt werden. Die Meseta wird nach Süden und Osten hin von den markanten Gebirgszügen des Mittleren Atlas und des Hohen Atlas eingerahmt.
Das nordwestafrikanische Königreich Marokko
Der Mittlere Atlas weist eher Mittelgebirgsformen auf, obwohl er über 3000 m hoch aufragende Gipfel besitzt. An den niederschlagsreicheren Westhängen gedeihen Pinien-, Korkeichen- und Zedernbestände.
Der Hohe Atlas dagegen hat mit seinen schroffen, gratigen Gebirgsformationen und steil aufragenden Gipfeln Hochgebirgscharakter. In ihm liegen auch die höchsten Erhebungen des Atlas-Gebirgssystems bzw. ganz Nordafrikas (Djebel Toubkal 4165 m), die im Winter regelmäßig mit einer geschlossenen Schneedecke bedeckt sind.
Südlich des Antiatlas gehen die Atlasketten in die Randgebiete der Sahara über, östlich in das Hochland der Schotts von Algerien.
Das Atlasgebirge als Rückgrat des Landes ist auch die Klimascheide zwischen den mediterran-atlantisch geprägten westlichen Teilen Marokkos und dem saharisch beeinflussten östlichen Landesteil.
Im Norden herrscht ein angenehmes Mittelmeerklima mit heißen, trockenen Sommern und milden Wintern. Die häufigen ergiebigen Winterniederschläge gehen in den höheren Gebirgslagen in Schnee über. Hier und im Staubereich am Westabfall der Atlasketten gibt es neben der verbreiteten Macchie (der typischen mediteranen hartlaubigen Strauchvegetation) auch noch Restbestände der ehemaligen natürlichen Mittelmeervegetation: Wälder mit Stein- und Korkeichen, Atlaszedern und Aleppokiefern.
Nach Süden hin nehmen die Sommertemperaturen zu und die Niederschläge ab. So ist es in Marrakesch im Sommer schon deutlich heißer, und im Winter fällt spürbar weniger Regen als in Fes. Charakterpflanzen dieser Region sind Arganien, nur in Marokko wachsende Eisenholzbäume.
In der Atlantikebene wirkt sich auf das Küstenklima der kalte Kanarenstrom Temperatur ausgleichend aus.
In den südlich des Atlas gelegenen Sahara-Randgebieten herrscht trocken-heißes Wüstenklima. Im Übergangsbereich gedeiht noch Trockensteppenvegetation mit Dornsträuchern. Ackerbau ist nur in Oasen auf Bewässerungsflächen möglich.
Fläche: | 446 550km² |
Einwohnerzahl: | 31,1 Mio. |
Bevölkerungsdichte: | 70 Einw./km² |
Bevölkerungswachstum: | 1,6 %/Jahr |
Lebenserwartung: (Männer/Frauen) | 66/70 Jahre |
Staatsform: | Konstitutionelle Monarchie |
Hauptstadt: | Rabat |
Bevölkerungsgruppen: | Araber und arabisierte Berber 60 %, Berber (Mauren) 36 %, Schwarzafrikaner 4 % |
Sprachen: | Arabisch als Amtssprache, Berberdialekte |
Religionen: | Islam 99 % (sunnitische Muslime), christliche und jüdische Minderheiten |
Klima: | vorwiegend subtropisch mit abnehmenden Niederschlägen ins Landesinnere hin, Julitemperaturen in Rabat 23 °C, Januartemperaturen 13 °C |
Bodennutzung: | Weideland 28 %, Ackerland 19 %, Wald 11 %, übrige Gebiete vorwiegend Wüste |
Hauptexportgüter: | Phosphat, Erze, Zitrusfrüchte, Wein, Gemüse, Konserven, Baumwolle, Textilien, Teppiche |
Bruttoinlandsprodukt: | 43 727 Mio. US-$ (2003) |
Wirtschaftssektoren: (Anteil am BIP) | Landwirtschaft 17 %, Industrie 30 %, Dienstleistungen 53 % |
Bruttosozialprodukt: | 1 310 US-$ pro Einw. (2003) |
Für das Entwicklungsland Marokko sind vor allem die Landwirtschaft, der Bergbau und der Tourismus von größter Bedeutung. Die Wirtschaft des Landes wird durch einen defizitären Staatshaushalt und hohe Auslandsverschuldung stark belastet. Jeder fünfte Marokkaner ist arbeitslos, und über die Hälfte sind Analphabeten. Mehr als 1,5 Mio. Marokkaner sind Gastarbeiter im Ausland. Sie tragen durch die Versorgung ihrer Familien zum im Vergleich mit anderen afrikanischen Staaten bescheidenen Wohlstand bei.
Die Landwirtschaft, in der Großgrundbesitz vorherrscht, beschäftigt 40 % der Erwerbstätigen. Deshalb kann Marokko immer noch als Agrarland gelten.
Der Ackerbau konzentriert sich auf den Landesnorden und die westlichen Teile der Meseta. Umfangreiche Bewässerungskulturen befinden sich vor allem in den Küstenebenen sowie in den Flusstälern.
Für die Eigenversorgung der Bevölkerung werden u. a. Getreide, Kartoffeln, Obst und Zuckerrüben angebaut. Zitrusfrüchte, Gemüse und Wein sind dagegen vorwiegend Exportkulturen. Mit ihnen werden etwa ein Drittel der Exporterlöse erwirtschaftet. In den trockeneren steppenhaften Gebieten in den Bergen dominiert die Viehzucht. Gehalten werden vor allem Schafe und Ziegen. Besonders ertragreich ist auch die Fischerei im Atlantik, was mit dem Nährstoffreichtum des kalten Kanarenstroms zusammenhängt. Marokkanische Fischkonserven, vor allem Sardinen, sind in vielen europäischen Ländern sehr geschätzt.
Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung sind die reichen Bodenschätze. Marokko besitzt neben umfangreichen Vorkommen von Eisen-, Kupfer- und anderen Erzen die weltweit größten Phosphatvorkommen. Mit Phosphaten erwirtschaftet das Land auch als drittgrößter Exporteur fast 20 % seiner Exporteinnahmen.
Die Industrie des Landes ist noch nicht sehr entwickelt und stärker auf den Binnenmarkt ausgerichtet. Dennoch gibt es mittlerweile auch moderne Betriebe der chemischen, der Metall verarbeitenden und der Baustoffindustrie. Schwerpunktmäßig werden aber Lebensmittel und Konsumgüter, u. a. Textilien und Lederwaren, vor allem in kleinen und mittelständigen Betrieben hergestellt. Das traditionelle Handwerk, z. B. die Herstellung von Teppichen, Metall- und Lederwaren, hat nach wie vor für den heimischen Markt und den Tourismus große Bedeutung.
Der Tourismus ist in Marokko ein Wirtschaftsfaktor von wachsender Bedeutung (Auslandsgäste 1995: 1,53 Mio., 1999: 2,2 Mio.). Ausländische Gäste werden vor allem von den Naturschönheiten des Landes und von interessanten Zeugnissen der Kultur und Lebensweise seiner Menschen angezogen, die u. a. in den Dörfern im Atlasgebiet zu bewundern sind:
So gibt es in den Berglandschaften des Atlas viele Dörfer im traditionellen Baustil der Berber, der Kasba (Bild 7). Die bis zu fünfstöckigen Häuser mit turmartigen Zinnen bestehen aus einer Mischung von Lehm und Maisstroh. Sie dienen meist als Wohnung für eine Familie bzw. Sippe. Mit ihren glatten Außenwänden, kleinen Fenstern und Türmen wirken sie wie Festungen. Der wehrhafte Charakter wird noch durch hohe Mauern um die Wohnburgen und um das ganze Dorf unterstrichen. Bekannt sind die Kasbas, in denen bis zu 1000 Menschen leben, auch durch geschnitzte Haustüren und ornamentale Verzierungen an den Mauern, die sowohl dem Schmuck als auch der Abwehr böser Kräfte dienen sollen.
Eine Kasba im Atlas, die seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört
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