Der Spanische Bürgerkrieg – Testfall für die Wehrmacht Nazideutschlands

Spanien 1936 – Bürgerkrieg

Die Volksfrontregierung hatte die Umformung Spaniens zu einem demokratischen Staat auf die Tagesordnung gesetzt. Unter anderem sollten die spanischen Regionen mehr Autonomie erhalten, Staat und Kirche getrennt und die riesigen Gegensätze zwischen Großgrundbesitzern und Unternehmern auf der einen sowie Bauern und Arbeitern auf der anderen Seite gemildert werden.
Das rief die konservativ-traditionalistischen Kräfte unter Führung des spanischen Miltärs auf den Plan:
Im Juni 1936 kam es im (spanischen) Marokko zu einer Militärrevolte nationalistisch und autoritär denkender Militärs unter Führung des Generals FRANCISCO FRANCO.
Der Aufstand stützte sich militärisch auf die spanische Fremdenlegion und marokkanische Truppen. Er griff bald auf das spanische Festland über, wo er von den Gegnern der Volksfrontregierung unterstützt wurde und bald als Spanischer Bürgerkrieg das ganze Land ergriff.
Bis September gelang es den aufständigen Rebellen, große Teile Spaniens unter ihre Kontrolle zu bringen. Dort bildeten sie eine Gegenregierung, die General FRANCO zu ihrem Chef ausrief.
Im republikanischen Teil Spaniens ließ die von der Volksfront getragene Regierung an demokratisch gesinnte Zivilisten Waffen verteilen, weil der größte Teil der Armee zu den Aufständischen übergelaufen war. Diese bildeten bis zum Aufbau der regulären republikanische Armee Milizen zur Verteidigung der Republik.
Mit Beginn des Bürgerkriegs wandten sich beide gegnerische Seiten um Hilfe an das Ausland, stießen dabei aber auf sehr unterschiedliche Reaktionen.

Die Westmächte halten sich heraus

Viele europäischen Mächte, vor allem Großbritannien und Frankreich, sympathisierten mit der republikanischen Volksfrontregierung. Andererseits hielten sie sich an das Prinzip der Nichteinmischung. Sie hielten sich folglich weitgehend aus dem Bürgerkrieg heraus und mit direkter militärischer Hilfe und Unterstützung zurück. Nur die Sowjetunion unterstützte zumindest am Anfang die spanische Republik wirtschaftlich und militärisch, u. a. mit Waffen und Gerät.
Unterstützung erhielt die spanische Republik aber durch Internationale Brigaden. Das waren militärische Verbände, die sich aus Freiwilligen vieler Länder Europas rekrutierten. Deutsche Freiwillige kämpften z. B. im Thälmann-Batallion, das nach dem Führer der deutschen Kommunisten benannt war.
Die Brigaden kämpften an der Seite der republikanischen Armee und trugen wesentlich zu deren Anfangserfolgen bei. So scheiterte der Angriff der Aufständischen auf Madrid im November 1936 auch am entschlossenen Widerstand der Internationalen Brigaden.

FRANCO erhält militärische Unterstützung

Das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien unterstützen die Aufständischen von Anfang an. Deutschland stellte FRANCO Truppen, die Legion Condor und schweres Kriegsgerät zur Verfügung. Die Legion bestand u. a. aus Luftwaffen-, Panzer-, Nachrichten- und Transporteinheiten. Sie spielte mit ihren modernen Waffen in den Kämpfen um Madrid und Bilbao, die zur Kriegsentscheidung beitrugen, die tragende Rolle.
Das militärische Eingreifen Deutschlands an der Seite Italiens hatte militärische, wirtschaftliche und nicht zuletzt ideologische Gründe.

Zum einen diente der Spanische Bürgerkrieg als militärisches Experimentierfeld für neue Waffen. Das betraf vor allem die deutsche Luftwaffe. Die Flieger der Legion Condor griffen dabei auch zivile Ziele an und bombardierten sie. Auf diese Weise demonstrierten sie auf Befehl HITLERs, wie der zu erwartende moderne Krieg aussehen sollte. Internationales Entsetzen löste dabei insbesondere die Bombardierung der nordspanischen Kleinstadt Guernica aus:
Am 26. April 1937 zerstörten Flugzeuge der Legion Condor unter dem Befehl von General HUGO SPERRLE in einem dreistündigen Bombenangriff die Stadt. Etwa 30 bis 40 Flugzeuge der Typen Junkers Ju 52 sowie Heinkel He 111 und He 51 hinterließen ein Trümmerfeld. 1645 Menschen starben.
Der internationale Aufschrei des Entsetzens veranlasste Gesinnungsgenossen von FRANCO zur Leugnung der Urheber des militärischen Verbrechens. Sie behaupteten, „rote Horden“ hätten die Stadt mit Benzin und Feuer in Brand gesteckt.
Für die Pariser Weltausstellung 1937 beauftragte die republikanische Regierung den Maler PABLO PICASSO mit einem riesigen Ölbild für den spanischen Pavillon. Das Bild „Guernica“ sollte die Blicke der Weltöffentlichkeit auf den grausamen Zerstörungsakt lenken. PICASSO schrieb zum Bild: In diesem

„Bild bringe ich deutlich meinen Abscheu vor der militärischen Kaste zum Ausdruck, die Spanien in einem Ozean von Leid und Tod versenkt hat“.

Zum anderen hatte die Intervention Hitlerdeutschlands in Spanien wahrscheinlich auch rüstungswirtschaftliche Gründe. Spanien war ein rohstoffreiches Land, das über große Vorkommen strategisch wichtiger Rohstoffe, z. B. Eisenerz und Schwefelkies, verfügte. Deshalb war es für das nationalsozialistische Deutschland wichtig, den Rohstofflieferanten Spanien als Partner an der Seite zu haben.
Schließlich muss die Parteinahme zugunsten FRANCOs gegen die Volksfrontregierung auch unter ideologischen Gesichtspunkten gesehen werden:
Das nationalsozialistische Deutschland fühlte sich von Anbeginn an als Bollwerk gegen den „Weltbolschewismus“, vor allem im Osten und hier vor allem gegen die Sowjetunion. Mit Spanien richtete sich nun diese Frontstellung erstmals in eine andere Richtung, auf einem Raum, in dem traditionell britische Interessen vorherrschten.
Insofern war das Spanienabenteuer für Hitler auch ein Testfall dafür, welchen Spielraum die westeuropäischen Mächte Deutschland einzuräumen bereit waren.

Das Ende des Spanischen Bürgerkriegs

Nach wechselhaftem Verlauf des grausam geführten und von unversöhnlichen Hassgefühlen bestimmten Bürgerkrieges brachten die Aufständigen bis Ende 1938 Stück um Stück des spanischen Territoriums unter ihre Kontrolle. Der Aktionsradius und das Hinterland der republikanischen Armee schrumpften immer mehr.
Zwischen Dezember 1938 und März 1939 erlitten die republikanischen Truppen dann ihre endgültige Niederlage. Die Truppen FRANCOs nahmen nun auch Katalonien mit seiner Hauptstadt Barcelona ein, die letzte Bastion der spanischen Republik, und eroberten Ende März Madrid.
Am ersten April 1939 verkündete FRANCO das Ende des Bürgerkrieges. Dieser hatte 600 000 bis 800 000 Menschenleben gefordert. Etwa die Hälfte von ihnen waren Zivilisten.
Auch die Rache der Sieger war grausam. Nach seinem Sieg ließ FRANCO noch Tausende Anhänger der republikanischen Seite ermorden und einkerkern. Viele Spanier und auch die überlebenden Kämpfer der Internationalen Brigaden versuchten nach Frankreich zu fliehen. Nicht wenigen wurde dabei an der stark bewachten Grenze die Flucht verwehrt. Spanien versank für Jahrzehnte in der Finsternis der Franco-Diktatur.

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