- Lexikon
- Geschichte
- 10 Demokratie und Diktatur in Deutschland
- 10.3 Der Zweite Weltkrieg
- 10.3.1 Anfängliche militärische Erfolge
- Blitzkriege und -siege in der ersten Kriegsphase
Mit dem Überfall auf Polen durch das Deutsche Reich begann am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg. Dabei hatte es die deutsche Führung zunächst so aussehen lassen wollen, als ob Polen den deutschen Angriff provoziert hätte.
Hinterlistig hatten Angehörige der nationalsozialistischen SS am 31. August einen polnischen Überfall auf einen deutschen Sender im oberschlesischen Gleiwitz vorgetäuscht. Mit dieser angeblich polnischen Provokation begründete HITLER dann den Angriff auf den Nachbarn.
Zweite Weltkrieg bis 1942
Dass der deutsche Überfall aber von langer Hand vorbereitet war, bestätigte schon der Verlauf des nachfolgenden kurzes Krieges. Von Norden, Westen und Süden aus rückten deutsche Truppen gegen die insgesamt unterlegene polnische Armee in einem sogenannten Blitzkrieg vor. Solche sehr kurzen deutschen Feldzüge bestimmten insgesamt weitgehend das Geschehen in den ersten beiden Kriegsjahren bis in die zweite Jahreshälfte 1941 hinein.
Aus den verlustreichen Stellungskriegen des Ersten Weltkrieges hatte man den Schluss gezogen, dass das Deutsche Reich in der Mitte Europas liegend und somit von allen Seiten aus angreifbar nur in zeitlich und räumlich begrenzten Feldzügen letztlich erfolgreich sein könne.
Gemäß dieser Planung standen deutsche Truppen im Polenfeldzug dann schnell vor Warschau, das HITLER, als es nicht ergeben wollte, drei Tage lang rücksichtslos aus der Luft bombardieren ließ. Am 27. September 1939 gab die polnische Hauptstadt dann auf.
Einen Tag später, am 28. September, einigten sich die deutschen Sieger mit der Sowjetunion auf eine gemeinsame Grenzlinie entlang des Flusses Bug. Schon vor Kriegsbeginn, am 23. August 1939, hatten sich beiden Seiten in einem geheimen Zusatzprotokoll zum sogenannten Hitler-Stalin-Pakt auf eine Aufteilung Polens verständigt, nach dem sich die UdSSR einige der östlichen und das Deutsche Reich einige seiner westlichen Teile einverleiben sollte.
Der große Mittelteil Polens aber wurde am 12. Oktober 1939 von der deutschen Führung zu einem sogenannten Generalgouvernement erklärt. Fortan übten die Deutschen hier eine brutale Besatzungspolitik aus. So sollte durch Ausschaltung und Vernichtung der heimischen Intelligenz das polnische Volk führerlos und damit willfährig gemacht werden. sogenannte Einsatzgruppen aus Angehörigen der Gestapo, des Sicherheitsdienstes (SD) und der SS führten grausame Terror und Vernichtungsaktionen durch. Besonders hatten darunter auch die Juden zu leiden.
Insgesamt starben bis 1945, dem Ende der deutschen Besatzung, über 6 Millionen Polen, davon über 3 Millionen Juden.
Nur drei Tage nach dem deutschen Überfall auf Polen, am 3. September 1939, hatten die mit Polen verbündeten europäischen Westmächte Frankreich und Großbritannien dem Deutschen Reich den Krieg erklärt. Damit lag es für Deutschland schon aus kriegsstrategischen Erwägungen heraus nahe, das Augenmerk, wie allerdings schon geplant, nun nach Westen zu richten.
Für den Herbst 1939 hatte man daher zunächst einen deutschen Angriff auf Frankreich anvisiert. Dieser wurde aber aus verschiedenen Gründen mehrfach verschoben.
Einer der Gründe war, dass am 9. April 1940 zunächst Dänemark und Norwegen angegriffen wurde. Man wollte einerseits einer britischen Besetzung Norwegens zuvorkommen und damit gleichzeitig den Transportweg für wichtige schwedische Erzvorkommen sichern, auf die Deutschland angewiesen war. Auch diese Aktionen im Norden führte zu einem Blitzsieg der deutschen Armee. Der dänische König ergab sich kampflos, Norwegen kapitulierte am 10. Juni 1940.
Die Expansion im Westen begann am 10. Mai 1940. Nach einem brutalen Luftangriff auf Rotterdam kapitulierte zunächst die Niederlande am 15. Mai 1940, ehe am 28. Mai auch Belgien folgte.
Der Angriff gegen die Benelux-Staaten (betroffen von diesen deutschen Angriffen war auch noch Luxemburg) stand aber vor allem im Dienst eines gegen Frankreich gerichteten Kriegsplans. Anstatt, wie es nahelag, den großen Nachbarn von Westen aus anzugreifen, wo er mit der sogenannten Maginot-Linie allerdings über einen gut gesicherten Verteidigungswall verfügte, wählte man überraschend den nordwestlichen Weg durch die als unwegsam geltenden Ardennen in Belgien.
Schnell kamen die deutschen Truppen hier voran und standen am 20. Mai bei Abbéville an der Kanalküste. Damit hatte man die Verbindung von starken, in Flandern stehende britischen, französischen und belgischen Truppenteilen nach Frankreich hin abgeschnitten. Da die Deutschen ihren Panzerverbänden nun aber zunächst ein paar Tage Ruhe gönnten, konnten die britischen und ein Teil der französischen Truppen, insgesamt über 338 000 Mann, in einer groß angelegten Rettungsoperation von Dünkirchen aus per Schiff nach England evakuiert werden.
Der eigentliche Angriff auf Frankreich erfolgte dann am 5. Juni 1940. Auch dabei gelang den deutschen Truppen ein Blitzsieg. Am 14. Juni wurde Paris kampflos erobert und am 22. Juni mussten die Vertreter Frankreichs einen Waffenstillstandsvertrag unterzeichnen.
Da Deutschland mit Italien und Spanien verbündet war, verblieb als große gegnerische Macht im Westen einzig Großbritannien. Um für einen weiteren Feldzug im Osten den Rücken im Westen letztlich frei zu haben, musste es einerseits als Gegner ausgeschaltet werden. Nicht nur aus rasseideologischen Gründen – HITLER sah in den Engländern den Deutschen rassisch Verwandte –, sondern auch aus strategischen Erwägungen heraus, hätte man einen Krieg gegen die Inselmacht aber andererseits lieber vermieden.
So fürchtete Deutschland etwa, dass sich als Konsequenz eines solchen Krieges ein mächtiges, gegen Deutschland gerichtetes amerikanisch-britisches Kriegsbündnis im Westen ergeben könnte. Man sah auf lange Sicht hin sowieso die Amerikaner als eigentliche Gegner im Kampf nicht nur um Europa, sondern um die langfristig angestrebte Weltherrschaft an. Eine Auseinandersetzung zu diesem frühen Zeitpunkt aber sollte vermieden werden. Es sprachen also verschiedene, im Laufe des Geschehens variable Gründe für ein Arrangement mit Großbritannien.
In London aber war mit dem neuen Premierminister WINSTON CHURCHILL am 10. Mai 1940 ein unbeugsamer Gegner des nationalsozialistischen Deutschland an die Macht gekommen.
Ein deutsch-englisches Bündnis oder auch nur Auskommen war damit unmöglich. Ein Krieg gegen die britische Insel war aber auch schwierig. Vorhandene deutsche Invasionspläne für die britische Insel wurden letztlich nicht verwirklicht.
Das lag auch daran, dass trotz der sogenannten Luftschlacht um England, die von August 1940 bis ins Frühjahr 1941 andauerte, die dafür wichtige Lufthoheit über England nicht gewonnen werden konnte. Zwar richteten Angriffe auf London und weitere englische Städte – so wurde die Industriestadt Coventry am 14. November 1940 fast vollständig zerstört – große Schäden an. Trotz vieler Toter und Verletzter blieb aber die britische Bevölkerung ebenso unbeugsam wie ihr Premierminister. Auch schwere deutsche Verluste trugen dazu bei, dass dieser Luftkrieg schließlich erfolglos blieb.
Sehr zwiespältig war auch der Blitzsieg im sogenannten Balkanfeldzug im Frühjahr 1941. Im Herbst 1940 hatte zunächst das mit Deutschland verbündete Italien ohne Absprache mit Berlin Griechenland angegriffen und besetzt. Daraufhin intervenierten die Briten militärisch. Eine britische Präsens im Südosten Europas aber konnte Deutschland angesichts schon weit gediehener Planungen eines Angriffes auf die Sowjetunion nicht zulassen.
So kam es am 6. April 1941 zum Krieg auf dem Balkan, in dem Jugoslawien am 17. April und Griechenland am 21. April kapitulierten und die britischen Verbände zunächst wieder aus Südosteuropa vertrieben wurden. Dieser Krieg und diese Besatzung aber band nicht nur viele deutsche Kräfte in dieser Region, sondern verzögerte auch den Termin des lange geplanten Angriffes auf die große Macht im Osten, die Sowjetunion.
Unter dem Namen „Unternehmen Barbarossa“ wurde der Angriff auf die Sowjetunion daher erst am 22. Juni 1941 gestartet. Auch dieser Krieg war als ein Blitzkrieg geplant. Er sollte aber zur Wende für den Zweiten Weltkrieg insgesamt werden. Obwohl die Deutschen auch hier anfänglich in großer Geschwindigkeit vorrückten, blieb ihre Offensive dann im Herbst 1941 vor Moskau buchstäblich im Schlamm stecken und kam mit dem einsetzenden harten russischen Winter gänzlich zum erliegen.
Unter hohen Verlusten mußten deutsche Landstreikräfte erstmals in diesem Krieg einen Rückzug antreten. Eine erneute Offensive im Frühjahr 1942 führte zwar noch einmal zu weiträumigen Geländegewinnen, sodass im Sommer 1942 bis nach Stalingrad an der Wolga vorgerückt werden konnte. Allerdings wurde die Stadt nie gänzlich eingenommen. Im wiederum harten Winter 1942/43 wurde hier die gesamte 6. deutsche Armee von sowjetischen Verbänden geschlagen und kapitulierte im Februar 1943. Ab diesem Zeitpunkt mussten die Deutschen im Osten und im Westen nur noch Rückzugs- und Abwehrschlachten führen.
Hat sich Deutschland mit diesem großflächigen Krieg übernommen? Sicherlich war solch ein riesiges Gebiet kaum zu kontrollieren. Andererseits aber folgten die Auswahl und auch die Reihenfolge der Ziele einer Mischung aus weltanschaulichen Überzeugungen einerseits und sich entsprechend der Realitäten verändernder kriegsstrategischer Notwendigkeiten andererseits, aufgrund derer sich dieser Verlauf des Krieges mit einer gewissen Zwangsläufigkeit ergab.
Ein wesentlicher Bestimmungsfaktor war dabei die nationalsozialistische Weltanschauung. So entsprach der Krieg in Osteuropa sowohl der Rassen- wie auch der Lebensraumideologie der Nazis. Er wurde daher vor allem in Polen und in der Sowjetunion nicht nur als Eroberungskrieg, sondern auch als Vernichtungskrieg gegen slawische „Untermenschen“, gegen Juden gegen Sinti und Roma sowie gegen die in der Sowjetunion herrschenden Bolschewisten geführt. In der Geschichtswissenschaft ist die genaue Gewichtung dieser Ideologien für den Krieg des nationalsozialistischen Deutschland im Osten umstritten. Allerdings war ein Angriff auf die Sowjetunion und die Beherrschung Osteuropas insgesamt ein schon lange vor Beginn des Krieges verfolgtes Ziel.
Dem war letztlich auch die Kriegführung im Westen untergeordnet. Auch in Westeuropa mussten die Menschen teilweise schwer unter der deutschen Besatzung leiden. Allerdings wurde der Krieg hier weniger als ein Vernichtungskrieg im Sinne der nationalsozialistischen Rassen- und Lebensraumideologie geführt. Strategisch ging es hier darum, sich den Rücken für den Feldzug gegen die Sowjetunion frei zu machen, wenn nicht gar England als Verbündeten zu gewinnen. Solche Vorstellungen jedenfalls bestanden im Zusammenhang des erfolgreichen Blitzkrieges gegen Frankreich.
Vorstellungen einer den europäischen Kontinent beherrschenden Kontinentalmacht Deutschland und einer seine traditionellen Überseegebiete beherrschenden See- und Kolonialmacht England hatten aber teilweise auch über kurzfristige, bloß kriegsstrategische Maßgaben hinaus reichende Relevanz.
Auf Basis eines solchen Bündnisses sollte einerseits der europäische Kontinent den eigenen Herrschaftsansprüchen entsprechend politisch und ökonomisch geordnet werden.
Politisch sollte zum Beispiel Frankreich als konkurrierende Macht ausgeschaltet werden. Ökonomisch ging es auch um Rohstoffquellen und Absatzmärkte für die deutsche Wirtschaft.
Daneben hätte ein Bündnis mit Großbritannien auch mit Blick auf die USA, die man als eigentlichen zukünftigen Gegner im Kampf um die Weltherrschaft ansah, den Deutschen Vorteile gebracht.
Die Gefahr einer globalen deutschen Herrschaft aber konnte schon nach dieser ersten durch Blitzkriege geprägten Kriegsphase durch die deutsche Niederlage in der Sowjetunion und durch das Bündnis der Amerikaner, Briten und Sowjets abgewendet werden.
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