Philipp II.

PHILIPP II. – mächtigster Herrscher seiner Zeit

PHILIPP II. wurde am 21. Mai 1529 in Valladolid (Nordspanien) geboren. Seine Eltern waren der deutsche Kaiser KARL V. und dessen Ehefrau ISABELLA VON PORTUGAL.
Nachdem ihm sein Vater schon früh die Regentschaft über einen Teil seiner zur spanischen Krone gehörenden Gebiete übertragen hatte (Herzogtum Mailand 1540, die Königreiche Neapel und Sizilien 1554, die Niederlande 1555), wurde PHILIPP mit dem Thronverzicht seines Vaters am 16. Mai 1556 König von Spanien und damit auch Herr über die eroberten Gebiete in der Neuen Welt. Dazu gehörten auch die von MAGALHAES (MAGELLAN) bei seiner Erdumsegelung 1521 entdeckten und später nach diesem König PHILIPP benannten Philippinen.

Hauptaufgabe PHILIPPS II.

Als streng katholischer König sah er seine Hauptaufgabe darin, seine ererbten Besitzungen zu sichern, falls möglich zu vergrößern und vor allem den katholischen Glauben zu stärken. PHILIPP förderte mit allen Kräften die Gegenreformation. Mithilfe der Inquisition wurden jegliche protestantischen Regungen unterdrückt.
Der Kampf galt den Ungläubigen. So suchte er auch dem Vordringen der Türken Einhalt zu gebieten. In seinen Territorien bekämpfte er die ständischen Freiheiten und wollte ein absolutistisches System errichten.
Als sichtbares Zeichen und Zentrum seiner Herrschaft ließ PHILIPP zwischen 1563 und 1584 ein monumentales Bauwerk von 206 m Länge und 161 m Breite errichten, den nordwestlich von Madrid gelegenen Escorial. Aus weißgrauem Granit im strengen Stil der Renaissance erbaut, war er gleichzeitig Residenz, Kloster und Grabstätte der spanischen Könige seit KARL V.

Philipp heiratet

Schon 1543 hatte PHILIPP seine Cousine, MARIA VON PORTUGAL, geheiratet, die jedoch schon zwei Jahre später, kurz nach der Geburt des Sohnes CARLOS (DON CARLOS) starb. Erst 1554 heiratete PHILIPP ein zweites Mal, und zwar die schon 38-jährige und bislang noch unverheiratete englische Königin MARIA DIE KATHOLISCHE.
Deren Vater HEINRICH VIII. hatte aus persönlichen Gründen die Loslösung der Kirche in England von Rom betrieben und die anglikanische Kirche eingeführt. MARIA, seit 1553 auf dem englischen Thron, ging daran, dem Katholizismus wieder Geltung zu verschaffen. Von daher kam sie als Ehefrau des sehr katholischen PHILIPP infrage. MARIA ließ allerdings im Zuge dieser Maßnahmen zur Rekatholisierung eine Reihe von Nichtkatholiken hinrichten, was ihr den Beinamen „BLOODY MARY“ einbrachte.
Der Heirat lagen auch noch politische Erwägungen zugrunde. PHILIPP wollte England in die Konfrontation Spaniens mit Frankreich hineinziehen. Dies gelang aber deswegen nicht, weil MARIA schon 1558 starb und das auch noch, ohne einen Nachkommen geboren zu haben.

Die Auseinandersetzung mit Frankreich

Schon PHILIPPS Vater, Kaiser KARL V., hatte zwischen 1521 und 1544 vier Kriege gegen den französischen König FRANZ I. geführt. Hierbei ging es immer wieder um die Ansprüche beider Herrscher in Italien und Burgund. (Letzteres hatte schon Kaiser MAXIMILIAN I., der Großvater KARLS V., nach dem Tod seiner ersten Frau, MARIA VON BURGUND, geerbt.)
In den Jahren 1556–1559 kam es wiederum zu einem Krieg um die eben genannten Territorien zwischen PHILIPP II. und dem französischen König HEINRICH II., dem Nachfolger FRANZ I. Im Frieden von Cateau-Cambrésis (3. April 1559) verzichtete Frankreich auf seine Rechte in den spanisch-burgundischen Territorien sowie in Italien (Mailand und Neapel). Der Friede wurde zusätzlich durch eine neue familiäre Bande gefestigt. PHILIPP heiratete noch im selben Jahr ELISABETH VON VALOIS, die Tochter des französischen Königs.
Spanien war nun das mächtigste Land in Europa, man spricht von einer anbrechenden Epoche der spanischen Hegemonie auf dem europäischen Kontinent. PHILIPP konnte sich nun dem Ausbau seiner Machtstellung innerhalb des Reiches und dem Kampf gegen die Ungläubigen widmen.

Der Kampf gegen Morisken und Osmanen

Eine hervorgehobene Stellung im Kampf gegen die Andersgläubigen spielte in den folgenden Jahren DON JUAN D'AUSTRIA (1547–1578). Dieser uneheliche Sohn KARLS V. war das Ergebnis einer Liebesbeziehung des Kaisers mit der 17-jährigen BARBARA BLOMBERG anlässlich eines Reichstags in Regensburg. PHILIPP hatte ihn 1559 als Halbbruder anerkannt und mit verschiedenen Aufgaben in seinem Reich beauftragt.
Im Süden Spaniens lebten die Morisken, Nachkommen der Mauren – das waren die Muslime arabischer und berberischer Herkunft –, die von 711 bis 1492 große Teile Spaniens beherrscht hatten. Diese Morisken waren nach einem Aufstand 1502 gezwungen worden, zum Christentum überzutreten. Viele taten dies allerdings nur rein äußerlich. Diese Volksgruppe nahm an Zahl zu und war auch wirtschaftlich recht erfolgreich.
1569–1570 kam es wieder zu einem Aufstand der Morisken in ihrer ehemals letzten Hochburg Granada. DON JUAN D'AUSTRIA wurde von König PHILIPP mit der Niederwerfung dieser Erhebung beauftragt, was ihm ohne größere Mühen gelang. Weitere Verdienste erwarb sich PHILIPPS Halbbruder wenig später, als er eine türkische Flotte besiegte.
Nach der Erstürmung Konstantinopels (1453) und der sich anschließenden Eroberung des südlichen Balkans wurden die Truppen der osmanischen Herrscher immer mehr zu einer Bedrohung der habsburgischen Territorien. 1529 hatten sie sogar für kurze Zeit Wien belagert. In den Jahren 1570–1571 eroberten sie Zypern, die letzte christliche Bastion im östlichen Mittelmeer.
Schnell formierte sich ein Bündnis, eine „Heilige Liga“ (20. Mai 1571), bestehend aus Spanien, Venedig und Papst PIUS V. DON JUAN D'AUSTRIA erhielt den Oberbefehl über eine Flotte, die die zahlenmäßig überlegenen Türken in der Seeschlacht von Lepanto (7. Oktober 1571) an der Westküste Griechenlands besiegte. Zypern blieb zwar für Jahrhunderte in türkischer Hand, trotzdem bezeichnete diese Seeschlacht den Niedergang der türkischen Vorherrschaft im Mittelmeer.

Der Freiheitskampf der Niederlande

Die schon seit 1482 zum Haus Habsburg und dann ab 1556 zur spanischen Linie der Habsburger gehörenden Niederlande waren ein dicht besiedeltes Gebiet relativ selbstständiger Städte und Territorien, mit einer blühenden Textilindustrie und einem weit gespannten Handelsnetz.
PHILIPP II. war bestrebt, seine Machtstellung in diesem Teil seines Reiches zu festigen und den sich ausbreitenden Kalvinismus zu bekämpfen. Das rief schließlich 1566 den Widerstand des Adels und der Städte hervor. Sie wollten ihre weitreichenden Privilegien und die Glaubensfreiheit in ihren Gebieten erhalten.

Da die spanische Generalstatthalterin, MARGARETE II. VON PARMA, die Bestrebungen nicht unterdrücken konnte, sandte PHILIPP 1567 einen seit Jahrzehnten in vielen Schlachten gegen Andersgläubige erfolgreichen Feldherrn, den HERZOG ALBA, mit einem Heer in die Niederlande. Der hatte zwar anfangs einige Erfolge aufzuweisen, ging jedoch bald mit Terror und Massenverhaftungen gegen die Erhebung vor. 1568 ließ er zwei maßgebliche Anführer des Aufstandes, die Grafen EGMONT und HOORN, hinrichten. Hiermit begann ein 80 Jahre währender Kampf Spaniens gegen die Niederlande, der erst im Westfälischen Frieden (1648) mit der Unabhängigkeit der heutigen Niederlande endete.
Prinz WILHELM I. VON ORANIEN, unter KARL V. einst Statthalter in den Niederlanden und jetzt einer der Führer der Opposition, flüchtete in seine Stammlande Nassau-Dillenburg (Hessen) und organisierte von dort aus den Widerstand.
Da ALBA die erbitterte Gegenwehr der Bevölkerung nicht brechen konnte, wurde er 1573 abberufen.
Die Freiheitsbewegung entwickelte jetzt eine Eigendynamik: 1579 schlossen sich die sieben nördlichen Provinzen zur Utrechter Union zusammen, während die südlichen, katholischen Provinzen in der Union von Arras unter die spanische Herrschaft zurückkehrten. Die nördlichen Provinzen verkündeten 1581 ihre Selbstständigkeit. Damit war PHILIPP mit seinem Bestreben gescheitert, die Niederlande sozusagen in eine spanische Provinz zu verwandeln.

Der Erwerb Portugals

Einen Erfolg konnte PHILIPP hingegen auf der Iberischen Halbinsel mit der Eingliederung Portugals verbuchen. 1580 war das portugiesische Königshaus ausgestorben. PHILIPP II. erhob Anspruch auf das Land, denn er war der Enkel des bis 1521 regierenden portugiesischen Königs EMANUEL I. (PHILIPPS Vater, Kaiser KARL V., hatte 1526 EMANUELS Tochter ISABELLA geheiratet.) 1581 wurde er schließlich von der Versammlung der portugiesischen Stände, der Cortes, als König anerkannt.

Die Niederlage der Armada

Die Haltung Englands im Konflikt der Spanier mit den Niederlanden ärgerte PHILIPP. Die Utrechter Union hatte vergeblich versucht, der englischen Königin ELISABETH I. die nominelle Herrschaft über ihr Gebiet anzutragen. Obwohl daraus nichts wurde, unterstützte die englische Seite die Aufständischen in den Niederlanden.
PHILIPP ließ im Sommer 1588 eine gewaltige Flotte zur Eroberung Englands auslaufen. Die „unüberwindliche Armada“ bestand aus 130 Kriegsschiffen mit fast 30 000 Mann an Bord. In mehreren Seegefechten Ende Juli und Anfang August dieses Jahres wurde sie jedoch von den zahlenmäßig unterlegenen, aber taktisch überlegenen englischen Schiffen besiegt. Der Rest der spanischen Flotte geriet auf der um Schottland herumführenden Heimfahrt in schwere Herbststürme und verlor wiederum viele Schiffe. Nur einige wenige erreichten ihre spanischen Heimathäfen.

Kein Erfolg gegen Frankreich

In der zweiten Hälfte des 16. Jh. war es in Frankreich zu schweren Auseinandersetzungen zwischen der Krone und den kalvinistischen Hugenotten gekommen. PHILIPP unterstützte natürlich die katholische Seite in diesem Bürgerkrieg. Als der französische König HEINRICH III. 1589 starb, kam es auch noch zu Auseinandersetzungen um die Krone, die der Hugenotte HEINRICH VON NAVARRA gewann. Er war der Schwager des letzten französischen Königs. Das konnte PHILIPP nun gar nicht recht sein. Auch er konnte Ansprüche auf den französischen Thron geltend machen, war er doch von 1559–1568 in dritter Ehe mit ELISABETH VON VALOIS, einer Tochter des damaligen französischen Königs HEINRICH II., verheiratet. Zu gern hätte er die französische Krone für eine seiner beiden aus dieser Ehe hervorgegangenen Töchter gesichert.
HEINRICH VON NAVARRA, als französischer König nannte er sich HEINRICH IV., musste als Hugenotte im überwiegend katholischen Frankreich erst einmal um die Anerkennung als König kämpfen. Diese erhielt er erst, als er 1593 aus taktischen Gründen zum Katholizismus übertrat.

„Paris ist eine Messe wert“,

soll er zur Begründung dieses Schrittes gesagt haben. Im folgenden Jahr wurde er in Paris gekrönt. Trotzdem zog PHILIPP von 1594 an gegen Frankreich zu Felde, konnte dabei aber wenig ausrichten, zumal sich gemäßigte katholische Persönlichkeiten jetzt für eine völlige Souveränität Frankreichs einsetzten. Im von Papst KLEMENS VIII. vermittelten Frieden von Vervins (2. Mai 1598) musste PHILIPP auf jegliche Einmischung in Frankreich verzichten.

Das Problem der Nachfolge

Als PHILIPPS erste Ehefrau einen Sohn gebar, DON CARLOS (8. Juli 1545), schien die Nachfolge gesichert. Doch bald stellte sich heraus, dass der Thronfolger kränkelte und körperlich zurückgeblieben war. Man kann annehmen, dass dies eine Folge der zu engen verwandtschaftlichen Beziehung seiner Eltern war, denn PHILIPP und MARIA waren Enkel JOHANNAs DER WAHNSINNIGEN.
Aufgrund der körperlichen Verfassung wollte PHILIPP seinen Sohn von der Thronfolge ausschließen und ihm außerdem noch das Heiraten verbieten. Als sich DON CARLOS dagegen wehrte und in die Niederlande fliehen wollte, ließ PHILIPP ihn im Januar 1568 gefangen nehmen. Sechs Monate später, am 24. Juli 1568, starb DON CARLOS. Es ist wohl zu Unrecht verbreitet worden, dass sein Vater ihn habe ermorden lassen.
Aus PHILIPPS zweiter Ehe mit der englischen Königin MARIA war kein Nachkomme hervorgegangen. Seine dritte Ehefrau, die französische Prinzessin ELISABETH VON VALOIS, bekam ‚nur' zwei Mädchen. Zwei Jahre nach deren Tod heiratete PHILIPP zum vierten Mal. ANNA VON ÖSTERREICH war die Tochter seines Cousins, des Kaisers MAXIMILIAN II. Sie gebar den ersehnten Thronfolger und späteren König PHILIPP III., der bis 1621 die spanische Krone trug.

Der beginnende Niedergang des spanischen Weltreiches

PHILIPP II. starb am 13. August 1598, gut vier Monate nach dem demütigenden Frieden von Vervins. Unter seiner Herrschaft hatte Spanien seine größte territoriale Ausdehnung erreicht. Doch einen Großteil seiner hochfliegenden Vorsätze hatte er nicht in die Tat umsetzen können. Nach der Angliederung Portugals (1580) gab es herbe Rückschläge. Seine zahlreichen kriegerischen Unternehmungen hatten die Wirtschaft und die Finanzen des Landes ruiniert.
Sein dritter Nachfolger auf dem spanischen Thron, KARL II., starb im Jahre 1700 kinderlos. Daraufhin entbrannte der spanische Erbfolgekrieg (1701–1714), der das Ende des spanischen Großreichs besiegelte. PHILIPP V. (1700–1746), einem Enkel des französischen Königs LUDWIG XIV., blieben, als Ergebnis dieses Erbfolgekrieges neben Spanien nur die überseeischen Gebiete. Hauptnutznießer der Zerschlagung des Reiches war Österreich, das die spanischen Niederlande und die italienischen Besitzungen erhielt. Auch England profitierte davon: Menorca wurde längere Zeit britisch, Gibraltar ist es heute noch.

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