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Tempelzerstörung und Klagemauer

Da die römische Besatzungspolitik immer wieder zu religiös bedingten Problemen mit der jüdischen Bevölkerung führte, blieb Palästina im 1. Jahrhundert eine Unruheprovinz des Römischen Reiches. 66 n. Chr. kam es zu einem umfassenden jüdischen Aufstand, in dessen Mittelpunkt Jerusalem stand.
Die Verteidiger Jerusalems leisteten den Legionen des TITUS erbitterten Widerstand. Besonders dramatisch verliefen die Kämpfe um das jüdische Heiligtum des Tempels. Entgegen dem ausdrücklichen Befehl des TITUS warfen die Legionäre Feuer ins Heiligtum, das völlig ausbrannte. Die Kämpfe verwandelten den gesamten Tempelbezirk in ein Ruinenfeld. Den Wiederaufbau verbot Rom.
Für das spätere Schicksal des Tempelbezirks war die islamische Eroberung bestimmend. Die Moslems errichteten auf dem Tempelgelände die Al Aksa Moschee und den Felsendom. Der Felsendom überdeckt zumindest teilweise den Platz des alten Tempels. Seitdem ist Jerusalem die drittheiligste Stadt des Islam.
Seit der Tempelzerstörung ist der dem ehemaligen Allerheiligsten nächste Abschnitt der Westmauer des Tempelbezirks zum wichtigsten heiligen Platz des Judentums geworden. Hier an der „Klagemauer“ beten täglich tausende Juden aus aller Welt.

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Der jüdische Aufstand und das Ende des zweiten Tempels

Durch Missachtung der jüdischen Religion provozierten Rom und viele seiner Statthalter in Judäa immer wieder Unruhen unter der jüdischen Bevölkerung der Provinz. Als der Prokurator FLORUS 66 n. Chr. nach dem Tempelschatz von Jerusalem griff, brach ein umfassender jüdischer Aufstand aus.
Der von NERO mit der Niederschlagung des Aufstands beauftragte General VESPASIAN konnte die Bewegung 67 und 68 n. Chr. in weiten Teilen des Landes schnell niederschlagen. Selbst zum Kaiser erhoben, übergab VESPASIAN 69 n. Chr. die Aufgabe, Jerusalem zu erobern, seinem Sohn TITUS. Der schloss die mit Pessach-Pilgern überfüllte Stadt kurz vor Ostern 70 n. Chr. mit 5 Legionen und einem Belagerungswall ein.
In der Stadt hatten bis dahin zwei rivalisierende jüdische Fraktionen gestritten. Den Tempel hatten die Zeloten des JOHANNES von GISCHALA besetzt. Die Zeloten (gr.: „Eiferer“) waren eine besonders radikale und militante jüdische Widerstandsgruppe. Den Rest der Stadt kontrollierten die Rebellen des SIMON BAR GIORA. Bereits zu Beginn des Aufstandes war der Hohe Priester, der zum Ausgleich mit Rom riet, ermordet worden. Dennoch ging der Kult im Tempel ungestört weiter.
Schon bald nach der Einschließung Jerusalems brach in der überfüllten Stadt der Hunger aus. Die „ewigen“, um jeden Preis durchzuführenden Opfer im Tempel mussten wegen fehlender geeigneter Opferlämmer bald eingestellt werden.

Die Römer brachen zunächst in den nördlichen Stadtteil ein. Erst von dort gingen sie gegen den angrenzenden Tempel vor. Da die Aufständischen sich auch im Tempelbezirk und im Tempel selbst verschanzten, kämpften sich die Römer langsam auf das Gelände und zum Heiligtum vor. Obwohl TITUS strikten Befehl gegeben hatte, den Tempel nicht anzutasten, warfen die Legionäre Feuer hinein. So ging der Tempel selbst als letztes der von HERODES errichteten Gebäude im völlig zerstörten Tempelbezirk in Flammen auf.

Die Folgen der Tempelzerstörung für das Judentum

Der Verlust des heiligen Zentrums seiner Religion markierte für das Judentum einen katastrophalen Einschnitt. Noch heute wird die Erinnerung an den Verlust des Tempels - z.B. im Zeremoniell der jüdischen Hochzeit durch Zerbrechen eines Glases - im religiösen Judentum streng bewahrt. Doch die jüdische Religion überstand den Zusammenbruch des Aufstands.
Schon vor der Zerstörung des zweiten Tempels hatte sich im Judentum eine Gottesdienstform entwickelt, die ohne Opfer auskam und unabhängig von Jerusalem und dem Tempel praktiziert werden konnte. Im Zentrum dieses in Synagogen (Bethäusern) stattfindenden Gottesdienstes standen Gebet und Schriftlesung aus der Hebräischen Bibel. Mit der Synagoge gewannen die Rabbiner als Schriftgelehrte an Bedeutung. Nach dem Untergang des Tempels lösten sie die bislang in der jüdischen Religion als Kultexperten dominierenden Priester als religiöse Elite ab. Die Anfänge des Synagogengottesdienstes dürften bereits im Babylonischen Exil (587–538 v. Chr.) wurzeln.
Die Übernahme der religiösen Leitung der jüdischen Gemeinden durch rabbinische Schriftgelehrte fällt noch in die Zeit des Aufstandes. In Jamnia (20 km südlich vom heutigen Tel Aviv) hatte der aus Jerusalem entwichene Rabbi JOCHANAN BEN SAKKAI aus der besonders dem jüdischen Gesetz verpflichteten Gruppe der Pharisäer mit Billigung Kaiser VESPASIANs den Sanhedrin, einen Rat von Schriftgelehrten, als religiöses Zentrum und Gericht der Juden etabliert. Dessen Autorität bewahrte die jüdische Religionsgemeinschaft nach dem Verlust des Tempels vor dem Zerfall und traf für ihren Fortbestand bis heute wirksame Entscheidungen. Der 71 Köpfe zählende Sanhedrin bestimmte,

  • welche Bücher zur Hebräischen Bibel zählen sollten und
  • wie die Schrift und die darin enthaltenen Gebote, das jüdische Gesetz, auszulegen waren.

Der Tempelberg seit der Zerstörung

Eine Rekonstruktion des Tempels verbot Rom. 132 n. Chr. verfügte Kaiser HADRIAN den Wiederaufbau Jerusalems als römische für Juden verbotene Stadt. Auf dem Tempelberg errichtete er einen Jupitertempel. Kaiser KONSTANTIN, unter dem das Christentum seit 313 n. Chr. zur dominierenden Religion im Römischen Reich aufstieg, brach 336 den Jupitertempel ab, ohne einen Folgebau zu errichten. Nach 618, verwandelte Jerusalems christliche Mehrheit den Tempelbezirk, um die Juden zu demütigen, in eine Müllhalde. Die arabischen Eroberer erklärten den Tempelberg 638 unter den Omaijadenkalifen zum islamischen Heiligtum. Die Felskuppe des Tempelsbergs, für die Juden „die Mitte der Mitte“ oder der Ausgangspunkt der Schöpfung, gilt den Moslems als „Schlussstein“ der Weltschöpfung und Ausgangspunkt einer Himmelsreise ihres Propheten MOHAMMED. Über der Felskuppe und in unmittelbarer Nachbarschaft des Platzes des alten jüdischen Tempels wurde der islamische Felsendom erbaut. Am Nordrand des Tempelgeländes die Al Aksa Moschee, die gemeinsam mit dem Felsendom das drittwichtigste unter den heiligen Stätten des Islam darstellt. Für das religiöse Judentum gilt das Betreten des Tempelberges und des Geländes um den Felsendom als „Nachfolgebau“ des Tempels tabu. Der Grund für die Scheu vor dem Gelände ist die Furcht, das religiöse Verbot, den Platz des (nicht mehr genau zu lokalisierenden) Allerheiligsten im ehemaligen zu betreten.

Die Klagemauer

Nach jüdischer Auffassung befand sich im Allerheiligsten des Tempels Gottes Sitz auf Erden. Das Allerheiligste lag in unmittelbarer Nähe der von HERODES errichteten Westmauer (hebr. Kotel ha Ma'aravi). So gewann der dem Allerheiligsten mit großer Wahrscheinlichkeit am nächsten liegende Mauerabschnitt für die Juden nach der Tempelzerstörung immer mehr an Bedeutung.
Schon im Mittelalter war dieser Mauerabschnitt, die Klagemauer, ein Ort, den die Juden zum Gebet aufsuchten. Spätestens seit der Frühen Neuzeit gilt er dem Judentum als heiligster Platz auf Erden. Der deutsche Name „Klagemauer“ beruht allerdings auf einem Irrtum. Keinesfalls steht die Klage um den Verlust des Tempels in Mittelpunkt der an der Mauer verrichteten Gebete. Entscheidend für das Judentum ist die mit der Westmauer verbundene Gottesnähe.
Nur die untersten 11 Steinlagen des Klagemauer genannten Mauerabschnitts gehören zum Bau des HERODES. Die Lagen darüber gehören in die Zeit nach der Tempelzerstörung. Allerdings liegen noch 19 herodianische Steinlagen unter dem Pflaster des Freiplatzes vor der Mauer. D.h. zur Zeit des HERODES ragte der Tempel die Umgebung viel deutlicher in der Gegenwart auf einem Berg. Die Steinmetze des HERODES stellten 1, 07 m hohe Kalksteinquader her. Sie waren so fein und regelmäßig behauen, dass sie sich fugenlos schichten liessen. Die Länge der Quader differiert beträchtlich. Der längste hat ein Gewicht von 300 t. Die architektonische Aufgabe der Westmauer war die Stabiliserung der bis zu 38 m hohen Aufschüttungen, mit den HERODES das Tempelplateau vergrößerte.
Nach dem Sieg im Sechs-Tage-Krieg annektierte Israel 1967 die Altstadt Jerusalems mit der Klagemauer. Seitdem stehen Klagemauer und die unmittelbar oberhalb angrenzenden islamischen Heiligtümer im Brennpunkt des Nahostkonflikts.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Tempelzerstörung und Klagemauer." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/tempelzerstoerung-und-klagemauer (Abgerufen: 20. May 2025, 11:43 UTC)

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