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  4. 13.3 Bedingte Wahrscheinlichkeiten
  5. 13.3.1 Der Begriff bedingte Wahrscheinlichkeit
  6. Rechenregeln für bedingte Wahrscheinlichkeiten

Rechenregeln für bedingte Wahrscheinlichkeiten

Um bedingte Wahrscheinlichkeiten zu berechnen, verwendet man als Hilfsmittel außer ihrer Definition auch Baumdiagramme oder Vierfeldertafeln.
Ein Berechnen bedingter Wahrscheinlichkeiten ist auch mithilfe des allgemeinen Produkt- oder Multiplikationssatzes und des Satzes der totalen Wahrscheinlichkeiten möglich. Diese beiden Sätze entsprechen der ersten bzw. zweiten Pfadregel im Baumdiagramm.
Anhand eines Anwendungsbeispieles soll im Folgenden das Rechnen mit bedingten Wahrscheinlichkeiten demonstriert werden.

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Vor Lars Spielmann liegen auf dem Tisch drei Tetraeder (ein rotes, ein blaues und ein gelbes), die jeweils mit den Ziffern 1 bis 4 beschriftet sind. Während das rote Tetraeder ein LAPLACE-Tetraeder ist, sind die beiden anderen gezinkt.
Die Tetraeder werden durch folgende Wahrscheinlichkeitsverteilung charakterisiert:

 1234
rot0,250,250,250,25
blau0,100,200,300,40
gelb0,300,400,100,20

Berechnen der bedingten Wahrscheinlichkeit, wenn P die Gleichverteilung ist

Lars Spielmann möchte die Wahrscheinlichkeit p wissen, mit der er beim einmaligen Werfen des roten LAPLACE-Tetraeders die 3 wirft, wenn bekannt ist, dass er eine Primzahl wirft.

Es werden die folgenden Ereignisse A und B betrachtet:
  A = { A u g e n z a h l       i s t       e i n e       3 } = { 3 }   B = { A u g e n z a h l       i s t       p r i m } = { 2 ;   3 }

Die gesuchte bedingte Wahrscheinlichkeit p = P B ( A ) kann man mittels der Definition für bedingte Wahrscheinlichkeiten berechnen:
  p = P B ( A ) = P ( A ∩ B ) P ( B ) = P ( { 3 } ) P ( { 2 ;   3 } ) = 0,25 0,50 = 0,5

Da aber P die Gleichverteilung ist, ergibt sich bei der Anteilsinterpretation von P B ( A ) das folgende einfache Anzahlverhältnis:
  P B ( A ) = P ( A ∩ B ) P ( B ) = P ( { 3 } ) P ( { 2 ;   3 } ) = |   { 3 }   | |   Ω   | |   { 2 ;   3 }   | |   Ω   | = |   { 3 }   | |   { 2 ;   3 }   | = 1 2 = 0,5

Wir stellen für diesen Fall fest:

  • Ist P die Gleichverteilung, so gilt P ( A ) = |   A   | |   Ω   | und P B ( A ) = |   A ∩ B   | |   B   | .

Berechnen der bedingten Wahrscheinlichkeit, wenn P keine Gleichverteilung sein muss

Lars Spielmann möchte nun die Wahrscheinlichkeit p wissen, mit der er beim einmaligen Werfen des blauen gezinkten Tetraeders die 3 wirft, wenn bekannt ist, dass er eine Primzahl wirft.

Dazu geht er wiederum von der Definition für bedingte Wahrscheinlichkeiten aus und erhält:
  p = P B ( A ) = P ( A ∩ B ) P ( B ) = P ( { 2 ;   3 } ∩ { 3 } ) P ( { 2 ;   3 } ) = P ( { 3 } ) P ( { 2 ;   3 } )           = 0,30 0,20 + 0,30 = 0,60

Eine andere Möglichkeit, die gesuchte Wahrscheinlichkeit zu berechnen, ist das Baumdiagramm.

Bild

Diesem ist über die erste Pfadregel zu entnehmen:
  P ( A ∩ B ) = 0,5 ⋅ p   P ( { 2 ;   3 } ∩ { 3 } ) = 0,5 ⋅ p   P ( { 3 } ) = 0,5 ⋅ p   0,30 = 0,5 ⋅ p   p = 0,30 0,50 = 0,60

Auch mithilfe einer Vierfeldertafel lässt sich p bestimmen.

Bild

Man erhält:
  p = P B ( A ) = P ( A ∩ B ) P ( B ) = 0,30 0,50 = 0,60  

Wir stellen also fest, die bedingte Wahrscheinlichkeit P B ( A ) kann mittels Definition, mittels Baumdiagramm oder mittels Vierfeldertafel berechnet werden.

Berechnen der Wahrscheinlichkeit P ( A ∩ B )

Lars Spielmann wirft nun zweimal eines der gezinkten Tetraeder, und zwar beginnt er mit dem blauen. Erzielt er dabei eine ungerade Augenzahl, so wirft er das gelbe Tetraeder. Ansonsten wirft er das blaue Tetraeder ein zweites Mal. Mit welcher Wahrscheinlichkeit erreicht er beim zweiten Wurf die zweite 1?

Es werden die folgenden Ereignisse A und B betrachtet:
  B = { m i t       d e m       b l a u e n       T e t r a e d e r       b e i m       e r s t e n       W u r f       e i n e       1 }   A = { m i t       d e m       g e l b e n       T e t r a e d e r       b e i m       z w e i t e n       W u r f       e i n e       1 }

Die gesuchte Wahrscheinlichkeit p = P B ( A ) kann mithilfe eines zweistufigen Baumdiagramms ermittelt werden.
Dabei empfiehlt es sich, die in der folgenden Abbildung gezeigte Form zu verwenden, weil sie besonders angepasst und einfach strukturiert ist.

Bild

Nach der ersten Pfadregel ergibt sich:
  p = P ( A ∩ B ) = P ( B ) ⋅ P B ( A )         = 0,10 ⋅ 0,30 = 0,030

Zu dem gleichen Produktansatz für p gelangt man, wenn die Definitionsgleichung
P B ( A ) = P ( A ∩ B ) P ( B )
nach P ( A ∩ B ) umgestellt wird. Es ergibt sich folgender Satz:

  • Allgemeiner Produkt- oder Multiplikationssatz:
    Sind A, B zwei Ereignisse eines Zufallsexperiments mit P ( B ) > 0 , so gilt P ( A ∩ B ) = P ( B ) ⋅ P B ( A ) .

Dieser Multiplikationssatz entspricht der ersten Pfadregel im zweistufigen Baumdiagramm und ist eine Produktform der definierenden Gleichung bedingter Wahrscheinlichkeiten.

Totale Wahrscheinlichkeit P ( A )

Lars Spielmann wirft erneut zweimal eines der gezinkten Tetraeder, und zwar beginnt er wiederum mit dem blauen. Erzielt er dabei eine ungerade Augenzahl, so wirft er das gelbe Tetraeder. Ansonsten wirft er das blaue Tetraeder ein zweites Mal. Mit welcher Wahrscheinlichkeit erreicht Lars beim zweiten Wurf eine Augenzahl kleiner als 3?

Es werden die folgenden Ereignisse A und B betrachtet:
  B = { b e i m       e r s t e n       W u r f       e i n e       u n g e r a d e       A u g e n z a h l }   A = { b e i m       z w e i t e n       W u r f       e i n e       1       o d e r       e i n e       2 }

Bild

Nach der zweiten Pfadregel ergibt sich:
  p = P ( A ) = P ( B ) ⋅ P B ( A ) + P ( B ¯ ) ⋅ P B ¯ ( A )         = 0,40 ⋅ 0,70 + 0,60 ⋅ 0,30 = 0,46

Zu demselben Ansatz gelangt man auch über die Vierfeldertafel und die Definition der bedingten Wahrscheinlichkeit, wenn dabei Ω in die zwei Ereignisse B und B ¯ zerlegt wird.

Zerlegt man Ω nicht nur in zwei, sondern in n Ereignisse B 1 ,       B 2 ,       ...,       B n , so erhält man analog über das entsprechende Baumdiagramm und die zweite Pfadregel den Ansatz, um die „totale“ Wahrscheinlichkeit P ( A ) allgemein zu berechnen.

  • Satz der totalen Wahrscheinlichkeit:
    Bilden die Ereignisse B 1 ,       B 2 ,       ...,       B n eine Zerlegung von Ω (d.h., gilt B 1 ∪ B 2 ∪ ... ∪ B n = Ω und B i ∩ B j = ∅       f ü r       i ≠ j ) und besitzen alle B i eine Wahrscheinlichkeit P ( B i ) > 0 für i ∈ { 1 ;   2 ;   ... ;   n } , so gilt:
    P ( A ) = ∑ i   =   1 n P ( B i ) ⋅ P B i ( A )

Der Satz der totalen Wahrscheinlichkeit entspricht der zweiten Pfadregel im Baumdiagramm.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Rechenregeln für bedingte Wahrscheinlichkeiten." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/mathematik-abitur/artikel/rechenregeln-fuer-bedingte-wahrscheinlichkeiten (Abgerufen: 20. May 2025, 15:19 UTC)

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Der Satz von Bayes

Der nach dem englischen Geistlichen THOMAS BAYES (1702 bis 1761) benannte Satz macht Aussagen zum Berechnen bedingter Wahrscheinlichkeiten.
Der Satz von Bayes soll im Folgenden anhand eines Anwendungsbeispieles hergeleitet werden.

Thomas Bayes

* 1702 London
† 17. April 1761 Tunbridge Wells, Kent

Der mathematisch interessierte englische Geistliche THOMAS BAYES beschäftigte sich u.a. mit Fragen der Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik. Auf ihn geht die sogenannte bayessche Formel zum Berechnen bedingter Wahrscheinlichkeiten zurück.

Der Multiplikationssatz für Ereignisse

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Totale Wahrscheinlichkeit

Mitunter wird man mit dem Problem konfrontiert, die Wahrscheinlichkeit für ein Ereignis A zu berechnen, das im Zusammenhang mit n verschiedenen Ereignissen B i auftritt (in der Praxis können die B i zum Beispiel verschiedene Fälle oder Ursachen von A sein), wobei sich die Wahrscheinlichkeiten für die Ereignisse B i und insbesondere für das Eintreten von A unter der Bedingung, dass jeweils ein B i eingetreten ist, mitunter leichter angeben bzw. ermitteln lassen.

Gesucht ist also eine Aussage über eine „unbedingte“ Wahrscheinlichkeit, wenn Informationen über bedingte Wahrscheinlichkeiten vorliegen bzw. primär bestimmbar sind. Bei einer solchen Problemsituation wird man versuchen, den im Folgenden angeführten Satz der totalen Wahrscheinlichkeit anzuwenden.

John Venn

* 4. August 1834 Hull, Humberside;
† 4. April 1923 Cambridge

JOHN VENN arbeitete vor allem auf dem Gebiet der mathematischen Logik. Bekannt wurde er als Schöpfer von Diagrammen zur mathematischen Logik bzw. Mengenlehre.
Mithilfe eines Systems sich überschneidender Kreise bzw. Ellipsen brachte er Beziehungen zwischen Klassen, Mengen bzw. Begriffen zum Ausdruck. Diese Darstellungen stellen eine Weiterentwicklung von Diagrammen dar, wie sie beispielweise schon bei LEONHARD EULER (eulersche Kreise) verwendet wurden.

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