Das Umfeld der Wiener Klassik

Wien erlangte in der zweiten Hälfte des 18. Jh. als Ausbildungsstätte für Musiker und Komponisten eine musikgeschichtliche Bedeutsamkeit, die mit den Metropolen Paris und London zu vergleichen ist. Begründung findet dies in einer weit aufgefächerten Musikkultur, im Bestehen vielfältiger Institutionen, dem Mäzenatentum durch Adelshäuser und einem freien geistigen Klima. Ansässige Komponisten wie

  • DITTERS VON DITTERSDORF (1739–1799),
  • JOHANN BAPTIST VANHAL (1739–1813),
  • LEOPOLD ANTON KOŽELUCH (1747–1818),
  • die Brüder PAUL (1756–1808) und ANTON WRANITZKY (1761–1820) und
  • ADALBERT GYROWETZ (1763–1850)

bereiteten mit ihren kompositorischen Leistungen bodenständiger Tradition und zeitgenössischen Schaffens den Boden für die „Wiener Klassik“. Maßgeblich sind Entwicklungen auf dem Gebiet der Wiener Singspiele, der Operette und des Tanzes, insbesondere des Walzers.

Wichtige Komponisten im Umfeld der Wiener Klassik

JOHANN GEORG ALBRECHTSBERGER
* 03.02.1736 Klosterneuburg (Österreich)
† 07.03.1809 Wien

  • Komponist, Lehrer, Musiktheoretiker, Organist; 1772 Ernennung zum Hoforganisten in Wien, 1793 Kapellmeister des Wiener Stephansdoms.
  • ALBRECHTSBERGER beschäftigte sich lebenslang mit dem streng kontrapunktischen Kompositionsverfahren, was ihm einen ausgezeichneten Ruhm als Kontrapunktlehrer einbrachte. Er unterrichtete unter anderem
    – LUDWIG AN BEETHOVEN (1770–1827),
    – JOHANN NEPOMUK HUMMEL (1778–1837) und
    – CARL CZERNY (1791–1857).
  • Er komponierte Oratorien, Messen, Kammermusik, Orgel- und Klavierstücke und schrieb die „Gründliche Anweisung zur Composition“ (1790) sowie die „Kurzgefasste Methode, den Generalbass zu erlernen“ (1792).

KARL DITTERS VON DITTERSDORF
* 02.11.1739 Wiener Vorstadt Laimgrube
† 24.10.1799 Schloss Rothlhotta, bei Neuhof (Böhmen)

  • Violinvirtuose und Komponist.
  • Ab 1761 war VON DITTERSDORF als Violinist Mitglied des Hofopernorchesters Wien, 1765 wurde er Kapellmeister des Bischofs von Großwardein (Ungarn), ab 1769 des Fürstbischofs von Breslau (PHILIPP GOTTHARD Graf VON SCHAFFGOTSCH, 1716–1795), von dem er 1773 den Adelsbrief erhielt.
  • Zwischen 1786 und 1789 schrieb VON DITTERSDORF über 40 Singspiele und Opern, die sich binnen kurzer Zeit großer Beliebtheit erfreuten. Er gilt somit als Mitbegründer der deutschen komischen Oper. Darüber hinaus komponierte er mehr als 100 Sinfonien, Divertimenti, Kassationen, Solokonzerte, Kammermusik, Messen, Oratorien und Kantaten.

JOHANN BAPTIST VANHAL
* 12.05.1739 Nechanice, bei Königgrätz (Ostböhmen),
† 20.08.1813 Wien

  • Tschechischer Komponist, der mithilfe seiner Förderin, Gräfin SCHAFFGOTSCH, nach Wien kam. Er war ab 1761 Schüler von KARL DITTERS VON DITTERSDORF in Wien und widmete sich während eines Italienaufenthaltes zwischen 1769 und 1771 der Komposition von Opern. 1780 ließ er sich gänzlich in Wien nieder und lebte dort als freischaffender Komponist und Lehrer. Neben seinen zwei Opern schrieb er mehr als 100 Sinfonien, außerdem Klavier-, Kammer- und Kirchenmusik.

LEOPOLD ANTON KOŽELUCH
* 26.06.1747 Welwarn, bei Prag
† 07.05.1818 Wien

  • KOŽELUCH schrieb bis zu seinem Weggang aus Prag 1778 nach Wien 24 Werke für das Prager Nationaltheater. Er lehnte sowohl die Hoforganistenstelle in Salzburg als auch die Stelle des Kammerkomponisten am Wiener Hof ab. Stattdessen füllte er ab 1792 die Doppelfunktion des Kammerkapellmeisters und Hofkomponisten aus, was eine umfangreiche Kompositionspflicht mit sich brachte. Zunächst mit internationaler Anerkennung bedacht, stand KOŽELUCH ab etwa 1800 in der Kritik, wurde als Vielschreiber und Traditionalist abgetan. Die ablehnende Haltung WOLFGANG AMADEUS MOZARTs (1756–1791) und LUDWIG VAN BEETHOVENs (1770–1827) unterstützten dies. Kompositorisch widmete sich KOŽELUCH hauptsächlich der Sinfonie und dem Solokonzert; er komponierte darüber hinaus Opern, Ballette, Kammermusiken, Klavierkonzerte, Arietten und Lieder.

ANTONIO SALIERI
* 18.08.1750 Legnano (Italien)
† 07.05.1825 Wien

  • Dirigent und Komponist, insbesondere von Kammer- und Kirchenmusik.
  • SALIERI war ab 1774 kaiserlicher Kammerkomponist und Kapellmeister der italienischen Oper, 1788-1790 Hofkapellmeister. Bis 1824 leitete er die Hofsängerkapelle, ab 1817 war er Oberleiter des Konservatoriums.
  • Die durch den kompositorischen Stil seines Förderers CHRISTOPH WILLIBALD GLUCK (1714–1787) und die Traditionen der italienischen Opera seria geprägten Opern sind Kern des Werkes von SALIERI; außerdem schrieb er Oratorien und Kantaten im Stil der Neapolitanischen Schule bzw. des venezianischen Kirchenstils. Er unterrichtete unter anderem
    – LUDWIG VAN BEETHOVEN (1770–1827),
    – JOHANN NEPOMUK HUMMEL (1778–1837),
    – FRANZ LISZT (1811–1886),
    – GIACOMO MEYERBEER (1791–1864) und
    – FRANZ SCHUBERT (1797–1828).

PAUL WRANITZKY
* 30.12.1756 Nová Ríse (Tschechien)
† 26.09.1808 Wien

  • 1776 kam der tschechische Komponist nach Wien und war ab 1785 Musikdirektor bei dem Fürsten ESTERHÁZY. 1790 bekleidete er die Stelle des Konzertmeisters für die Wiener Hoftheater.

ANTON WRANITZKY
* 13.06.1761 Nová Ríse (Tschechien)
† 06.08.1820 Wien

  • Der jüngere Bruder von PAUL WRANITZKY (1756–1808) kam 1783 nach Wien und war zunächst Schüler von
    – WOLFGANG AMADEUS MOZART (1756–1791),
    – JOSEPH HAYDN (1732–1809) und
    – JOHANN GEORG ALBRECHTSBERGER (1736–1809).
  • 1797 dann als Kapellmeister von JOSEF FRANZ MAXIMILIAN Fürst VON LOBKOWITZ (1772–1816) tätig, übernahm er 1807 die Orchesterdirektion der Wiener Hoftheater.

ADALBERT GYROWETZ
* 17.02.1763 Budweis (Böhmen)
† 19.03.1850 Wien

  • Böhmischer Komponist, der von 1804 bis 1831 als Komponist und Kapellmeister am Wiener Hoftheater tätig war; hier wurden auch etliche seiner eigenen Opern und Singspiele aufgeführt. Neben diesen komponierte GYROWETZ etwa 60 Sinfonien und Streichquartette, die ihm die lobende Anerkennung WOLFGANG AMADEUS MOZARTs (1756–1791) einbrachten.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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