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  6. „Jahrtausend der Städte“

„Jahrtausend der Städte“

Der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen KOFI ANNAN bezeichnete das 21. Jahrhundert als den Beginn des „Jahrtausends der Städte“. Die Stadtbevölkerung wächst deutlich schneller als die Weltbevölkerung insgesamt. Nach UN-Schätzungen werden im Jahr 2050 über sechs Mrd. Menschen Stadtbewohner sein, etwa so viel wie gegenwärtig die Erde bevölkern. Zwei von drei Menschen werden in Städten wohnen.
Die wachsende Urbanisierung weist große regionale Unterschiede auf. Während sich die Zahl der Stadtbewohner in den Entwicklungsländern in den nächsten 20 Jahren von zwei auf vier Mrd. verdoppeln wird, ist bei dem ohnehin schon hohen Grad der Verstädterung in den Industrieländern bei relativ stabiler Gesamtbevölkerung nur von einem langsamen Wachstum auszugehen. Im Globalisierungsprozess enthält die Verstädterung in den Entwicklungsländern große Potenziale für wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt. Zugleich verschärfen sich die bestehenden Schwierigkeiten und Fehlentwicklungen.

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Wie der ehemalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, KOFI ANNAN, formulierte, hat mit dem 21. Jahrhundert das „Jahrtausend der Städte“ begonnen.
Das Wachstum der Städte in den Entwicklungsländern hat eine solche Dynamik, dass historische Vorbilder fehlen. Während London 130 Jahre brauchte, um eine 8-Millionen-Stadt zu werden, wuchs Mexiko City innerhalb von 30 Jahren von einer auf acht Mio. Menschen an.

Megastädte

Die Mehrzahl der städtischen Bevölkerung lebt in kleinen und mittleren Städten. Weniger als ein Zwanzigstel der Weltbevölkerung wohnte im Jahr 2000 in so genannten Megastädten mit jeweils mehr als zehn Mio. Einwohnern.

Die Anzahl der Megastädte wird sich jedoch von 19 im Jahr 2000 auf 23 im Jahr 2015 und 27 im Jahr 2025 erhöhen, davon der größte Teil in Entwicklungsländern. Erwartet wird, dass Bombay mit 18 Mio. (2000) auf 28,5 Mio. Einwohner im Jahr 2020 anwachsen und damit Tokio mit seinen 26,4 Mio. Einwohnern (2000) vom ersten Platz verdrängen wird. Lagos wird den dritten Platz einnehmen. Schätzungen zufolge werden sich im Jahr 2020 neun Megastädte in Entwicklungsländern befinden, davon allein drei in Indien.

Regionale Unterschiede

Die wachsende Urbanisierung (Verstädterung), d. h. die Zunahme der Anzahl der Städte, ihrer Ausdehnung und Bevölkerungszahl, weist große regionale Unterschiede auf. Es zeigen sich folgende Tendenzen der Verstädterung:

  • Die Stadtbevölkerung wächst in Ländern mit relativ geringer Verstädterung am schnellsten. So wird die Zahl der Stadtbewohner in den Entwicklungsländern in den nächsten 20 Jahren von zwei auf vier Mrd. steigen und sich damit verdoppeln.
  • In den entwickelteren Ländern leben bereits zwei Drittel der Bevölkerung in Städten. UN-Schätzungen gehen davon aus, dass dieser Anteil bei relativ stabiler Gesamtbevölkerung nur langsam steigen wird.
  • Der Grad der Urbanisierung in Lateinamerika und der Karibik entspricht etwa dem der entwickelten Industrienationen, differiert aber innerhalb der Region zwischen 40 und 80 %.
  • 60 % der Weltbevölkerung und jeder zweite Stadtbewohner leben in Asien. Allerdings ist der Urbanisierungsgrad in den einzelnen asiatischen Ländern sehr unterschiedlich ausgeprägt. Während Singapur beispielsweise mit über 90 % Stadtbevölkerung mit an der Weltspitze liegt, leben in Nepal etwa 85 % der Bevölkerung auf dem Lande. Der durchschnittliche Grad der Verstädterung des asiatischen Kontinents liegt bei 37 %. Einen relativ geringen Urbanisierungsgrad weisen beispielsweise einige der bevölkerungsreichsten Länder auf, wie China, Indien, Bangladesch und Pakistan. Prognosen zufolge wird die Stadtbevölkerung Asiens in den nächsten Jahrzehnten jährlich um über 3 % wachsen.
  • Afrika weist im Durchschnitt den gleichen Verstädterungsgrad auf wie Asien. Mit einer jährlichen Wachstumsrate von über 4 % erhöht sich die Verstädterung auf dem afrikanischen Kontinent am schnellsten auf der Welt. Das Wachstum konzentriert sich jedoch auf kleinere und mittlere Städte. Von den wenigen schnell wachsenden Megastädten des Kontinents hebt sich besonders Lagos heraus. Die nigerianische Hauptstadt ist von weniger als 300 000 Einwohnern vor 50 Jahren auf gegenwärtig schätzungsweise 12 Mio. Menschen angewachsen. Man geht von einer Verdopplungszeit der Stadtbevölkerung von 15 Jahren aus. Die Besonderheit der Bevölkerungsentwicklung Afrikas besteht darin, dass das weltweit höchste Wachstum der Stadtbevölkerung mit einer starken Zunahme der Landbevölkerung einhergeht.

Ursachen und Folgen der Verstädterung

Das Wachstum der Städte ist zu allererst auf „natürliches“ Eigenwachstum der Stadtbevölkerung zurückzuführen, vor allem bedingt durch Geburtenüberschuss. Hinzu kommt die Zuwanderung aus den ländlichen Gebieten. Die Motive für die Wanderung in die Städte ergeben sich aus dem Zusammenspiel von „Push“- und „Pull“-Faktoren.

„Push“-Faktoren
Abstoßen des ländlichen Raumes

  • Armut, Besitz- und Arbeitslosigkeit
  • geringere Verfügbarkeit von Land-, Brennstoff- und Wasserressourcen
  • mangelnde Bildungsmöglichkeiten

„Pull“-Faktoren
Anziehungskraft der Stadt

  • Hoffnung auf Arbeit und Einkommen
  • bessere Ausbildungsmöglichkeiten
  • medizinische Betreuung
  • Kultur- und Freizeitmöglichkeiten

Der Verstädterungsprozess enthält große Potenziale für wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt – positive Folgen der Verstädterung:

  • Dichtere Besiedlung kann dazu beitragen, den Verbrauch von Land zu verringern, soziale und medizinische Betreuung zu erleichtern, traditionelle, entwicklungshemmende und Frauen diskriminierende Traditionen zu durchbrechen und soziale Entwicklung zu fördern. In städtischen Räumen sind in der Regel die Bildungsunterschiede zwischen Männern und Frauen geringer und die gesundheitliche Versorgung besser entwickelt. In vielen asiatischen Ländern hat städtisches Wachstum dazu beigetragen, wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. So werden ungefähr 60 % des Bruttosozialprodukts und 80 % des wirtschaftlichen Wachstums der Entwicklungsländer in Städten erzeugt.
  • Die Internationalisierung von Produktionsprozessen und eine flexiblere Standortwahl von Unternehmen bieten den Städten neue Entwicklungschancen. Fortschritte in der Telekommunikation ermöglichen beispielsweise, auch Dienstleistungsfunktionen dorthin zu verlegen, wo geringe Kosten entstehen. Wie die Entwicklung in Indien zeigt, sind einige Länder erfolgreiche Anbieter hoch spezialisierter Dienstleistungen geworden, z. B. von elektronischer Dateneingabe und -verarbeitung, Software-Entwicklung, Programmierung und Ingenieurdienstleistungen. Bangalore in Indien gehört zu den weltweit führenden Standorten für Informationstechnologien.

Zum anderen vergrößern sich mit dem Wachstum der Städte in den Entwicklungsländern aber auch die ohnehin bestehenden Schwierigkeiten und Fehlentwicklungen – negative Folgen der Verstädterung:

  • Entstehung und Ausbreitung von Elendsvierteln am Stadtrand und Slums im Stadtgebiet mit mangelndem Anschluss an Wasserversorgung und Kanalisation, fehlender Müllentsorgung, schneller Ausbreitung von Infektionskrankheiten;
  • Zusammenbruch großfamiliärer u. a. traditioneller Solidarsysteme;
  • steigende Kriminalität, zunehmende Gewalt und wachsende Anfälligkeit für politischen Extremismus;
  • hohe Arbeitslosigkeit und wachsende Konkurrenz um Einkommensmöglichkeiten;
  • Zunahme von Prostitution, Drogenkonsum und -handel;
  • Überforderung der städtischen Infrastruktur in Transport, Wasser- und Stromversorgung, Gesundheitsdienstleistungen und Bildung;
  • zunehmende Umweltprobleme durch starkes Müllaufkommen, Wasser- und Luftverschmutzung mit Gesundheit gefährdenden Folgen;
  • Gefährdung der Ernährungssicherheit und veränderte Konsumgewohnheiten;
  • Abschottung der mittleren und oberen Gesellschaftsschichten und weitere Vertiefung der sozialen Spaltung.

Viele Stadtverwaltungen in den Entwicklungsländern stehen vor komplizierten Herausforderungen und Problemen. Zum einen geht es darum, im Sinne nachhaltiger Entwicklung die sozialen und ökologischen Probleme zu bewältigen. Zum anderen gilt es, die Attraktivität der Städte als Wirtschaftsstandorte in einer globalisierten Welt zu fördern.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "„Jahrtausend der Städte“." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/jahrtausend-der-staedte (Abgerufen: 19. May 2025, 21:17 UTC)

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Bevölkerungsentwicklung und globale Migration

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts gehört die Bevölkerungsentwicklung zu den großen globalen Herausforderungen. In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Weltbevölkerung vervierfacht. Besonders in den Entwicklungsländern stieg die Bevölkerung stark an. In vielen Industrieländern reicht dagegen die Kinderzahl nicht mehr aus, um die bestehende Bevölkerungszahl zu erhalten.

Bevölkerungswachstum und -rückgang bringen spezifische Probleme mit sich. Die Geschwindigkeit, mit der die Bevölkerung wächst bzw. abnimmt, sowie deren regionale Verteilung, haben Einfluss auf alle Fragen von globaler Bedeutung, Ernährungssituation, Ressourcenverbrauch, Klimaveränderung, Migration und Verstädterung. Bevölkerungswachstum wie -rückgang beeinflussen die wirtschaftliche Entwicklung, die sozialen Systeme und die Gesundheitsversorgung ebenso wie die internationale Sicherheit in unterschiedlicher Weise.

UNHCR und Genfer Flüchtlingskonvention

Das Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) wurde 1951 zum Schutz der Flüchtlinge ins Leben gerufen. UNHCR gehört zu den wichtigsten humanitären Hilfsorganisationen der Welt, die gegenwärtig etwa 20 Mio. Menschen in 114 Ländern unterstützen. Grundlage der Arbeit bildet die Genfer Flüchtlingskonvention vom 28.7.1951. Sie definiert den Begriff des politischen Flüchtlings, regelt dessen Status und verbietet grundsätzlich, Flüchtlinge in Gebiete auszuweisen oder abzuschieben, in denen ihr Leben und ihre Freiheit bedroht sind.

Grundlegendes Ziel der UNHCR ist, Flüchtlinge zu schützen und ihnen zu helfen, sich in einer normalen Umgebung ein neues Leben aufzubauen. Rechtlicher Schutz und materielle Hilfe sind dabei eng miteinander verbunden. Vorbeugende Maßnahmen in den weltweiten Krisengebieten zielen darauf, große Bevölkerungsbewegungen zu vermeiden.Wegen der Komplexität der humanitären Krisen arbeitet der UNHCR eng mit einer Vielzahl anderer Organisationen zusammen, z. B. WFP, UNICEF, WHO, UNDP sowie vielen NGOs.

UNHCR wird vorwiegend durch freiwillige Beiträge finanziert, insbesondere von Regierungen, aber auch von zwischenstaatlichen Organisationen, Unternehmen und Privatpersonen.

UNHCR realisiert auf allen Kontinenten Programme zur Betreuung und Unterstützung der Flüchtlinge, so auf dem Balkan, in Palästina, Afghanistan, in verschiedenen Regionen Afrikas und in Kolumbien. Seit dem 11. September 2001 hat vor allem in der EU, den USA und in Australien die Debatte über die Gefahren weltweiter Flüchtlingsströme zugenommen.

Globale Politiknetzwerke (Auswahl)

Internationale Organisationen wirken zunehmend gemeinsam mit Akteuren aus dem öffentlichen Sektor, der Zivilgesellschaft und dem Privatsektor in globalen Politiknetzwerken. Durch die neuen Kooperationsformen werden politische Handlungsräume erschlossen, die von der lokalen, nationalen und regionalen bis zur globalen Ebene reichen.

In den letzten Jahren sind auf verschiedenen Feldern globale Politiknetze entstanden. Die konsensorientierte Arbeit der World Commission on Dams, der Gegner und Befürworter von Staudammprojekten zusammengeführt hat, ist ein klassisches Beispiel für ein solches Netzwerk und trägt Modellcharakter auch für andere Konfliktfälle. Die Globale Umweltfazilität, ein Netzwerk verschiedener Institutionen, unterstützt die Entwicklungs- und Transformationsländer bei Vorhaben zum globalen Umweltschutz. Die Entwicklung von Sozialstandards, die zwischen international agierenden Unternehmen, Gewerkschaften und NGOs im Süden ausgehandelt wurden, ist eine Reaktion auf die öffentliche Kritik an der Weltwirtschaft. Dazu gehören beispielsweise das Rugmark-Label für Teppiche, eine Initiative gegen Kinderarbeit, und das TraisFair-Siegel.

Kulturelle Globalisierung

Kulturelle Globalisierung ist kein eindeutig definierter Begriff; vielmehr werden darunter die verschiedensten kulturellen Entwicklungen im Zeitalter der Globalisierung zusammengefasst. Befürworter und Gegner begleiten diesen Prozess mit Empfehlungen und Warnungen. Einige befürchten eine drohende Einheitskultur, andere eine zunehmende Fragmentierung der Gesellschaft.

Kulturen sind schon immer von unterschiedlichen kulturellen Einflüssen geprägt worden und keine Kultur kann vollkommen verhindern, dass sie von anderer Seite beeinflusst wird. Statt einer Fragmentierung oder McDonaldisierung als Ausdruck einer Einheitskultur, zeichnet sich eher ein Prozess der Vermischung von Kulturen ab, was als Kreolisierung der Kulturen bezeichnet wird. Dadurch entstehen neue Kulturformen.

Internationale Migrationsregime

Unter Globalisierungsbedingungen sind Migrationsbewegungen kaum noch steuerbar. Sowohl die Akteure als auch die Ursachen und die Dynamik dieses Prozesses entziehen sich dem unmittelbaren staatlichen Einfluss. Deshalb bieten nur international konzipierte Strategien Aussicht auf Beherrschbarkeit. Die gegenwärtigen institutionellen Mechanismen reichen nicht aus, um die migrationspolitischen Maßnahmen innerhalb oder außerhalb des UN-Systems zu koordinieren. Notwendig ist ein neues internationales Migrationsregime, das auf drei Säulen ruht:

  • einer politischen Absichtserklärung,
  • einer Rahmenvereinbarung und
  • einem einheitlichen Institutionsgefüge.

Zu dem derzeitigen Institutionsgefüge, das sich mit Migration befasst, gehört auch die 1951 gegründete IOM (International Organization for Migration). Deren Politik ist jedoch umstritten.

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