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Machtelite

Macht ist die Fähigkeit, das Verhalten anderer zu bestimmen oder zu beeinflussen. Macht ist in der Bevölkerung ungleich verteilt. In modernen Gesellschaften übernehmen Bereiche, wie Politik und Verwaltung, Wirtschaft oder Kirchen bestimmte Funktionen für den Bestand und die Fortentwicklung des Gesamtsystems eines Landes. Die Machtelite setzt sich aus Funktionseliten zusammen, in ihrem Zentrum die politische Elite, ergänzt um die Wirtschaftselite.
In Deutschland sind Aufsteigereliten der oberen Schichten überproportional in der Machtelite vertreten. Im Unterschied zur Machtelite der Weimarer Republik verbindet die Führungsgruppe ein Grundkonsens über die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Ordnung Deutschlands. Auf dieser Grundlage existieren unterschiedliche Einstellungen und Orientierungen (pluralistische Elite).

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Elitenbegriff im Wandel

Die deutsche Sprache kennt verschiedene Wörter, um die Spitze im Aufbau der Gesellschaft abzugrenzen und zu benennen:

  • Prominenz,
  • herrschende Klasse,
  • Avantgarde,
  • Führungsschicht,
  • Oberschicht,
  • die oberen Zehntausend,
  • politische Führung,
  • Spitzenkräfte,
  • Elite

sprechen verschiedene Facetten einer obersten gesellschaftlichen Gruppierung an. In den Sozialwissenschaften werden jene Personen in der gesellschaftlichen Spitze generell als Elite (lat. Eligere = auswählen) bezeichnet. Da sie über politische und gesellschaftliche Entscheidungsmacht in den Bereichen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verfügen, ist die Bezeichnung Machtelite (auch: Machteliten) präziser (Bild 1).

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der sozialwissenschaftliche Sprachgebrauch uneinheitlich. Nachdem sich die NS-Diktatur bis 1945 mit der bevölkerungspolitischen Ideologie einer deutschen Herrenrasse als einer weltweiten Elite selbst gefeiert hatte, verfiel der Elitenbegriff zunächst einem Sprachtabu . Auch gegenwärtig bestehen aus historischen und normativen Erwägungen heraus Vorbehalte gegenüber dem Begriff. Beispielsweise soll nicht von Elite-Universitäten oder Elite-Schulen gesprochen werden, sondern von der Förderung von Spitzenkräften. Elite bedeutet also schnell auch, ungerechtfertigt Privilegien nutzen zu können.
Tatsächlich hat der Ausdruck „Elite“ einen Begriffswandel durchgemacht. Der Begriff ist rund 200 Jahre alt und entstammt dem Französischen, wo er zunächst im Militärwesen verwendet wurde. Die europäische Aufklärungs- und Revolutionszeit veränderte mit der Forderung nach mehr Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit die normativen Grundlagen der politischen Herrschaft. Dies betraf ganz besonders eines der Grundprobleme jeder politischer Herrschaft, die Frage

  • der Auswahl der Herrschenden,
  • ihrer sach- und personenbezogenen Auswahlkriterien,
  • der Befristung,
  • der Auswahlprozedur selbst und
  • ihrer herrschaftstheoretischen Begründung.

Elitenverständnis und Herrschaftsverständnis sind verknüpft.

  • Der ältere Sprachgebrauch bezeichnet mit Elite eine auserlesene Minderheit in einer hierarchisch gegliederten Gesellschaft. Ihr ist in der Regel die politische Führung anvertraut. Sie zeichnet sich durch besondere soziale, sittliche, geistige und politische Qualitäten aus und bildet durch Standeszugehörigkeit, Vermögen oder Bildung eine in sich geschlossene Führungsgruppe. Dieser Elitenbegriff entspricht der Sozial- und Herrschaftsstruktur der vorindustriellen und vordemokratischen Gesellschaft.
     
  • In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat die heraufkommende Massengesellschaft Eliten von Massen unterscheiden lassen. Eliten haben mit unterschiedlichen Begründungen einen Führungsauftrag gegenüber den Massen beansprucht. Die italienischen Sozialwissenschaftler GAETANO MOSCA (1858–1941) und VILFREDO PARETO (1848–1923) haben mit ihren Studien dazu beigetragen, die Machtkonzentration bei der kleinen „politischen Klasse“ der zur Führung Talentierten zu begründen, denen gegenüber die Massen Objekt der Führung sind. Die faschistischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts bezogen sich vereinfachend auf die Theorien der politischen Klasse, wenn sie behaupteten, dass nur Eliten den Massen den Weg in die Zukunft und im sozialdarwinistisch verstandenen Kampf der Völker weisen können.

Machtelite und Demokratie

Die demokratische Entwicklung in Europa nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges spiegelt sich im veränderten Elitenverständnis. Die Bindung an das Begriffspaar Elite-Masse wurde aufgegeben, damit auch die gesellschaftliche Vorstellung von einer trennscharfen Polarität.
Demokratien zeichnen sich durch drei Grundprinzipien aus, die für die Existenz und Auswahl der Machtelite entscheidend sind:

  • Vereinigungsfreiheit der Bürger,
  • regelmäßige allgemeine, freie, gleiche, direkte und geheime Wahlen,
  • öffentliche Meinungs- und Willensbildung.

Die Freiheit, sich zu Interessen- oder Protestgruppen vereinigen zu können, bewirkt unabhängige Machtzentren in der Gesellschaft, auf die die Gruppe der politisch mächtigsten Personen nur begrenzten Einfluss hat. Hinzu kommen konkurrierende Parteien, deren Existenz durch regelmäßige freie Wahlen bedingt ist. Die öffentliche Meinung hält Zustimmung und Absage, Kritik und Kontrolle bereit. Insgesamt gesehen, ist die Machtelite in freiheitlichen Demokratien pluralistisch zusammengesetzt (pluralistische Elite).

Die moderne Gesellschaft ist kaum noch hierarchisch in Großgruppen unterteilt. Sie hat mit der Aufklärung und den Revolutionen des 17. und 18. Jahrhunderts die hierarchisch gegliederte korporative Gesellschaft abgelöst. Die sozialen Gruppen sind nicht mehr schroff voneinander abgeschottet. Ihre Mitglieder können sozial auf-, aber auch absteigen. Geblieben ist nur ein grobes Schichtenmodell der Sozialstruktur, das untere von mittleren und oberen Positionen unterscheidet.

Die Gliederung der modernen Gesellschaft ist in ständiger Bewegung, verursacht durch Änderungen der Produktionsweisen, der Arbeits- und Freizeitwelten. Die Beschreibung einer Gesellschaft nach den „sozialen Orten“ der Bevölkerungsgruppen hat deshalb an Bedeutung verloren. Unterschieden wird stattdessen vorzugsweise nach den Funktionen, die einzelne Gesellschaftsbereiche typischerweise im Gesamtsystem eines Landes erfüllen. Aus den Führungsgruppen der verschiedenen Bereiche setzt sich die Machtelite zusammen. Auf den Soziologen RALF DAHRENDORF (1929–2009) geht die verbreitete Einteilung der Gesellschaftsbereiche und entsprechend der Teileliten zurück (1965):

  • Politik und öffentliche Verwaltung,
  • Wirtschaft,
  • Wissenschaft und Bildung,
  • Kirchen,
  • Kultur und Freizeitindustrie,
  • Justiz,
  • Militär.

Mit Blick auf ihre Funktionen für das Gesamtsystem werden sie Funktionseliten genannt. Zur Teilnahme an der Führung ist der Einzelne in einer freiheitlichen Gesellschaft dank seiner „beruflich-fachliche Fähigkeiten und seiner Leistungen“ berechtigt, so der Elitenforscher OTTO STAMMER 1955.

Politische Elite

Die Funktion der Politik in der Demokratie ist es, gesamtgesellschaftlich verbindliche Entscheidungen über die Verteilung begehrter Werte und Güter zu treffen und praktisch durchzusetzen. Aufbau und Ablauf der Politik in Parteien, Parlamenten, Regierungen und öffentlicher Verwaltung sind in starkem Maße institutionalisiert. Dadurch ist die politische Elite über die Art und Zahl der Berufspositionen in den Institutionen gut abgrenzbar. Sie umfasst

  • die Politiker in Parteien, Parlamenten und Regierungen (enge Fassung der Elite) sowie
     
  • höhere Beamte, höhere Richter, führende Experten aus Wirtschaft und Gesellschaft (weite Fassung).

Personen außerhalb dieser Institutionen, die nicht zu einer anderen Funktionselite gehören, haben dauerhaft wenig Einfluss. Wohl aber stehen Teileliten im Austausch und beeinflussen sich gegenseitig.

Die politische Elite hat ein sehr breites Spektrum von Bevölkerungsinteressen zu repräsentieren, die sich in entsprechend vielfältigen öffentlichen Meinungsäußerungen niederschlagen. Zugleich unterliegen ihre Mitglieder der ständigen Kontrolle durch ihre eigene Organisation, den Parteien, Fraktionen oder Verbänden. Andererseits haben Eliten die Tendenz, sich vom Druck ihrer Basis möglichst zu befreien, um den eigenen Entscheidungsraum zu vergrößern. Auch in der Demokratie existiert deshalb ein Spannungsverhältnis zwischen der Elite und ihrer Basis.

Wie pluralistisch die politische Elite ist, wie offen, zugänglich und unterschiedlich zusammengesetzt, lässt sich nur im konkreten Fall darstellen. Die sozialwissenschaftliche Elitenforschung in Deutschland orientiert sich an fünf Fragestellungen:

  • Was sind die Merkmale der Personalauswahl (Rekrutierung) und der Karrierewege?
     
  • In welchem Maß repräsentieren sie die Interessen der Nicht-Eliten?
     
  • In welchem Maß werden demokratische Einstellungen und Orientierungen vertreten?
     
  • Was sind die Merkmale der Kontakt- und Kommunikationsmuster innerhalb der Elite bzw. zwischen Teileliten?
     
  • Welches ist die spezifische Rolle der politischen Elite innerhalb der Machtelite und des Gesamtsystems des Landes?

Die Elitenforschung wurde besonders durch Untersuchungen von DAVID RIESMAN (1909–2002, „Die einsame Masse“, 1958) und CHARLES WRIGHT MILLS (1916–1962, „Die amerikanische Elite“, 1962) beeinflusst.

  • Nach RIESMAN bilden etablierte gesellschaftliche Gruppen in den USA ein pluralistisches Gegeneinander von Veto-Gruppen, die jeweils Entscheidungen gegen ihre Interessen durch ein Veto blockieren können. Daraus folge eine unübersichtliche und unstrukturierte Macht- und Regierungslage.
     
  • Demgegenüber konstatierte MILLS eine hochgradige Konzentration der Macht bei Konzernchefs, hohen Militärs und Spitzenpolitikern. Aus den drei Bereichen habe sich eine relativ geschlossene Machtelite als politische Klasse mit Klassenbewusstsein, gemeinsamen Interessen und engen sozialen Bindungen ergeben.

In Deutschland folgte aus der Kriegsniederlage und dem Diktaturende 1945 ein Austausch der politischen Elite, der in den Besatzungszonen unterschiedlich akzentuiert war:

  • In der sowjetischen Besatzungszone ging es bald um den Aufbau einer homogenen einheitlichen sowjetsozialistischen Parteielite, die alle Führungsmacht bei sich konzentrierte (monopolistische Elite).
     
  • In den westlichen Besatzungszonen gelangten Vertreter verschiedener politischer und gesellschaftlicher Denkströmungen und Interessensgruppen in politische Spitzenpositionen. Ihre Auswahl und Karrieren unterlagen dem Einfluss von regelmäßigen freien Wahlen, der öffentlichen Meinung sowie der Konkurrenz der Parteien und Interessenorganisationen (pluralistische Elite).

Merkmale der Machtelite

Mit den Methoden der Befragung, des Interviews und der statistisch-soziologischen Analyse entstanden umfängliche Elitenuntersuchungen (Mannheimer Elitenstudie, 1981; Potsdamer Elitenstudie, 1995). Aus ihnen ergeben sich einzelne Merkmale der Machtelite:

  • Ihre Auswahl ist relativ offen. Nur wenige Spitzenpositionen werden „vererbt“, die meisten besetzen soziale Aufsteiger. Die Karrierechancen sind jedoch nicht gleich, da in der Bevölkerung vor allem Bildungschancen ungleich verteilt sind.
     
  • Die Eliten rekrutieren sich überproportional aus den sozial und beruflich besser situierten oberen Schichten. Der Aufstieg in die Elite wird umso schwieriger, desto tiefer die soziale Herkunft im Gesellschaftsaufbau verortet ist.
     
  • Die Machtelite ist weder „Leisure-class der feinen Leute“ (THORSTEIN VEBLEN, 1857–1929) noch abgehobene politische Klasse im Sinne MILLS, sondern aus Funktionseliten zusammengesetzt, die unter starkem Arbeitsdruck stehen.
     
  • Da Elitenkarrieren überwiegend innerhalb der Funktionsbereiche und nicht über Stationen, wie bestimmte Universitäten laufen, die alle Funktionseliten gemeinsam nutzen, ist der soziale Zusammenhang der Elite nicht besonders ausgeprägt (schwacher Elitenhabitus).
     
  • Eliten unterhalten soziale Kontakte innerhalb und zwischen den Funktionsbereichen sowie mit Außenstehenden. Die Elitenforscherin URSULA HOFFMANN-LANGE ermittelte für die Bundesrepublik 1981 ein Elitennetzwerk, in dem 1 230 Personen mit Ausnahme der Militär- und Kulturelite verbunden waren. Etwas dichtere Beziehungen wies ein „Zentraler Zirkel“ von 559 Personen auf („Eliten, Macht und Konflikt in der Bundesrepublik“, 1992, S. 379). Der Einfluss auf gesamtgesellschaftlich bedeutsame Entscheidungen ist damit – auch im Vergleich etwa zu den USA – recht breit gestreut.
     
  • Die politische Elite nimmt die zentrale Position in der Machtstruktur ein. Ihr Einfluss auf das Verhalten der Bevölkerung ist durch Ausbau des Sozialstaats erheblich gestiegen, damit zugleich ihre moderierende Rolle unter Funktionseliten und Bevölkerungsgruppen. Zusammen mit der Wirtschaftselite bildet sie das Machtzentrum der Bundesrepublik, ergänzt durch einflussreiche Personen der Medien und der öffentlichen Verwaltung.
  • Nach GEISSLER setzen sich Machteliten aus neun sektoralen Eliten zusammen, die in den folgenden Sektoren wichtige Entscheidungsträger sind: Politik, Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Gewerkschaften, Massenmedien, Kultur, Wissenschaft und Militär.
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Machtelite." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/politikwirtschaft/artikel/machtelite (Abgerufen: 10. June 2025, 01:50 UTC)

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In der Nachkriegszeit der „alten“ BRD und in der DDR war vor allem das Land im Vergleich zu den Städten und Ballungsgebieten benachteiligt. In späteren Jahren der „alten“ BRD sprach man von einer Benachteiligung der nördlichen Regionen im Vergleich zu den südlichen (besonders zu Bayern und Baden-Württemberg). Seit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik (1990) wurde das so genannte Ost-West-Gefälle dominierend.
Seit 1946 hat sich die Bevölkerungszahl auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik um etwa 27 % vergrößert. Vor allem der Beitritt der DDR zur BRD 1989 führte zu einem deutlichen Bevölkerungszuwachs.

Familienpolitik – Ziele und Rahmenbedingungen

Unter dem Begriff Familie wird das Zusammenleben von Eltern (Ein-Eltern- und Zwei-Eltern-Familie) mit ihren Kindern verstanden. Ehepaare ohne Kinder sowie Alleinlebende (Single) stellen eine spezifische Lebensform dar.
Ein wesentliches Politikfeld ist die Familienpolitik. Familienpolitik bezeichnet die gesamten Maßnahmen, mit denen der Staat Einfluss auf die Gestaltung und Größe der Familie versucht, so z. B. durch Schaffung von familiengerechten Wohnungen, steuerlichen Entlastungen oder Kindergeld. In Entwicklungsländern wird diese Politik meist als Bevölkerungspolitik betrieben.

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Begriff und Bereiche der Sozialpolitik

Die Sozialpolitik behandelt ähnlich wie die Wirtschaftspolitik ein generelles Thema, das seit Gründung der ersten Sozialversicherung 1883 sehr viel umfangreicher und auf verschiedene Politikressorts verteilt wurde. Sozialpolitik reicht von der Politik der sozialen Sicherung über die Politik zum Schutz der Arbeitnehmer, der Betriebsverfassung und Mitbestimmung bis zur Gesundheits-, Wohnungs-, Familien- und Vermögenspolitik. Durch Sozialpolitik wird dem in der Wirtschaft vorherrschenden individuellen Erwerbsstreben die Idee der gesellschaftlichen Solidarität an die Seite gestellt. Sozialpolitik sieht sich deshalb denen verpflichtet, die im Wirtschaftsleben aus verschiedensten Gründen keinen Platz finden oder aber herausfallen und deshalb zu verarmen drohen.

Verstärkt seit den 1970er-Jahren kommt das Ziel hinzu, Sozialpolitik als Umverteilungspolitik zur Annäherung der individuellen Einkommen und Vermögen einzusetzen. Das rechte Maß einer Balance zwischen Chancen, Risiken und Belastungen von Individuen, Gruppen und Schichten zu finden (soziale Gerechtigkeit), erweist sich als ständige politische Aufgabe.

Sozialpolitik im Ländervergleich

Für den Begriff Sozialpolitik gibt es verschiedene Definitionen, resultierend aus zeitabhängig unterschiedlichen Zielen der Sozialpolitik, den Aktionsfeldern und ihrer wechselnden Vorrangigkeit sowie der jeweiligen Einstellung der Bürger zur Sozialpolitik.

„Als Sozialpolitik bezeichnet man alle Bestrebungen und Maßnahmen, die das Ziel haben, das Verhältnis der verschiedenen Gesellschaftsschichten untereinander und zum Staat zu beeinflussen. Durch die Sozialpolitik sollen Gegensätze und Spannungen innerhalb der Gesellschaft gemildert und beseitigt werden. Träger der Sozialpolitik ist in erster Linie der Staat mit seinen Unterverbänden (Länder, Gemeinden, Gemeindeverbände) aber auch andere öffentlich-rechtliche Körperschaften (z. B. die Kirchen) und private Zusammenschlüsse wie Gewerkschaften, Arbeitgeberverbände, Genossenschaften und sozialpolitische Vereine ... Als betriebliche Sozialpolitik bezeichnet man die sozialen Maßnahmen, die im einzelnen Betrieb zu Gunsten der Belegschaft getroffen werden.“
(Das Wissen des 20. Jahrhunderts, Bd. 5, S. 657, Verlag für Wissen und Bildung, Rheda 1961, 1965)

Unter Sozialpolitik versteht man gegenwärtig:

  • „Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen der arbeitenden (auch der nichtarbeitsfähigen) Menschen, besonders der Schutz vor Not durch Krankheit, Alter, Erwerbslosigkeit; umfasst Arbeitsschutz und -verfassung, Entlohnung, Sozialversicherung u. a. Es gibt staatliche und betriebliche Sozialpolitik.“
    (Der Brockhaus in einem Band, 2003)
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    (DUDEN – Das große Fremdwörterbuch, 2003)

Verteilung von Bildung in der Gesellschaft

Die Entwicklung zu einer Informations- und Wissensgesellschaft ist mit einem steigenden Bildungsbedarf verknüpft: Die Verfügbarkeit von Bildung entscheidet zunehmend über individuelle Lebenschancen (Einkommen bzw. materieller Wohlstand, Ansehen, Einflussmöglichkeiten). Deshalb ist Chancengleichheit im Bereich der Bildung ein wichtiger Gradmesser für die Verwirklichung sozialer Gerechtigkeit in einer Gesellschaft.
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