Die Antithese (von griech. anti = gegen und These = Behauptung, Leitsatz) ist eine Entgegenstellung. Die Antithese gehört zu den sogenannten Gedankenfiguren.
Die Beispiele Himmel und Hölle, Wasser und Wein... sind nicht nur Antithesen, sondern sie stabreimen zusätzlich auf dem ersten Konsonanten.
„Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein.“ (ANDREAS GRYPHIUS: Es ist alles eitel)
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang. (FRIEDRICH VON SCHILLER: Die Glocke)
Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand (Hofmannswaldau: Vergänglichkeit der Schönheit)
„Während man in Villa Riba noch arbeitet, wird in Villa Bacho schon gefeiert.“ (Werbespot für Spülmittel)
In ANDREAS GRYPHIUS Sonett „Es ist alles eitel“ wird mit dem Gegensatz heute–morgen gespielt:
ANDREAS GRYPHIUS: Es ist alles eitel
Du siehst, wohin du siehst nur Eitelkeit auf Erden.
Was dieser heute baut, reißt jener morgen ein:
Wo itzund Städte stehn, wird eine Wiese sein
Auf der ein Schäferskind wird spielen mit den Herden:
Was itzund prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was itzt so pocht und trotzt ist morgen Asch und Bein
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
Itzt lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden.
Der hohen Taten Ruhm muß wie ein Traum vergehn.
Soll denn das Spiel der Zeit, der leichte Mensch bestehn?
Ach! was ist alles dies, was wir für köstlich achten,
Als schlechte Nichtigkeit, als Schatten, Staub und Wind;
Als eine Wiesenblum, die man nicht wiederfind't.
Noch will, was ewig ist, kein einig Mensch betrachten!
(vgl.: Gryphius, Andreas: Gesamtausgabe der deutschsprachigen Werke. Band 1, Tübingen: Niemeyer, 1963, S. 33f.)
Die Antithese war, wie das Beispiel GRYPHIUS' zeigt, ein typisches rhetorisches Mittel der vanitas. Dies ist auch an den Werken anderer Barockautoren ersichtlich:
CHRISTIAN HOFFMANN VON HOFFMANSWALDAU: Vergänglichkeit der Schönheit
Es wird der bleiche tod mit seiner kalten hand
Dir endlich mit der zeit umb deine brüste streichen /
Der liebliche corall der lippen wird verbleichen;
Der schultern warmer schnee wird werden kalter sand /
Der augen süsser blitz/ die kräffte deiner hand/
Für welchen solches fällt/ die werden zeitlich weichen/
Das haar/ das itzund kan des goldes glantz erreichen/
Tilget endlich tag und jahr als ein gemeines band.
Der wohlgesetzte fuß/ die lieblichen gebärden/
Die werden theils zu staub / theils nichts und nichtig werden /
Denn opfert keiner mehr der gottheit deiner pracht.
Diß und noch mehr als diß muß endlich untergehen/
Dein hertze kan allein zu aller zeit bestehen/
Dieweil es die natur aus diamant gemacht.
(vgl.: Herrn von Hoffmannswaldau und anderer Deutschen auserlesener und bißher ungedruckter Gedichte erster Teil, Tübingen: Niemeyer, 1961, S. 46-47.)
Auch in der Klassik war die Antithese beliebt. SCHILLER benutzt in „Die Glocke“ dieses Stilmittel (siehe Ausschnitt):
Denn wo das Strenge mit dem Zarten,
Wo Starkes sich und Mildes paarten,
Da gibt es einen guten Klang.
Drum prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet!
Der Wahn ist kurz, die Reu ist lang.
(Schiller, Friedrich: Sämtliche Werke, Auf Grund der Originaldrucke herausgegeben von Gerhard Fricke und Herbert G. Göpfert in Verbindung mit Herbert Stubenrauch, Band 1–5, 3. Auflage, München: Hanser, 1962, S. 432.)
Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.
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