Direkt zum Inhalt

Pfadnavigation

  1. Startseite
  2. Deutsch Abitur
  3. 4 Literaturgeschichte
  4. 4.8 Literatur des 19. Jahrhunderts
  5. 4.8.7 Naturalismus
  6. Johannes Schlaf

Johannes Schlaf

* 21.06.1862 in Querfurt
† 02.02.1941 in Querfurt

JOHANNES SCHLAF war, gemeinsam mit seinem Freund ARNO HOLZ, der Verfasser des ersten deutschen naturalistischen Werkes. Mit ihm gemeinsam wurde er zum Wortführer des Naturalismus in Deutschland. Sie wählten sich für den ersten naturalistischen Text „Papa Hamlet“ das Pseudonym „Bjarne P. Holmsen“.

Zwar kehrte SCHLAF 1890 nach Magdeburg zurück, die Gemeinschaftsarbeit mit HOLZ bestand aber noch zwei Jahre weiter. Ihr Drama „Familie Selicke“ wurde 1890 in Magdeburg und Berlin uraufgeführt. Zusammen schrieben sie 1892 auch die Novelle „Neue Gleise“. SCHLAF und HOLZ trennten sich freundschaftlich. Erst 1898 kam es zu einem erbitterten Streit zwischen beiden wegen der Anteile an den gemeinsamen Arbeiten.

SCHLAF hatte öffentlich behauptet, er habe den größeren Anteil an der Arbeit gehabt. HOLZ musste darauf erwidern. Der Streit war irreparabel. HOLZ und SCHLAF wandten sich vom Naturalismus ab und gingen künstlerisch getrennte Wege.

Schule wird easy mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.
Jetzt 30 Tage risikofrei testen
Your browser does not support the video tag.

GERHART HAUPTMANN war so fasziniert von dem „konsequenten“ Naturalismus von HOLZ/SCHLAF, dass er ihnen sein Drama „Vor Sonnenaufgang“ widmete.

Kindheit und Jugend

JOHANNES SCHLAF wurde am 21.06.1862 in Querfurt am Lederberg geboren. Er war der dritte Sohn des Kaufmannes FERDINAND SCHLAF. 1874 zog die Familie von Querfurt nach Magdeburg JOHANNES besuchte dort das Domgymnasium. Er gründete mit Gleichgesinnten des „Gymnasiums - Kloster Unser Lieben Frauen“ den Leseklub „Bund der Lebendigen“. Man las Bücher von KANT, PROUDHON, BEBEL, MARX, DARWIN und HAECKEL. Hier wurde der Heranwachsende auch zum Dichten angeregt. Und er begegnete einem anderen späteren Naturalisten: HERMANN CONRADI.

1884 studierte SCHLAF in Halle und Berlin Altphilologie und Germanistik.

Duo SCHLAF/HOLZ

In der Hauptstadt lernte er 1887 ARNO HOLZ kennen, mit dem er bis 1892 zusammenarbeitete. In ihrer programmatischen Schrift „Die Kunst, ihr Wesen und ihre Gesetze“ entwickelten beide ihre Theorie des Naturalismus. Daraus stammt die Gleichung Kunst = Natur - x. Mit „Papa Hamlet“(1889), einer Novelle, die beide unter dem Pseudonym Bjarne P. Holmsen veröffentlichten, gelten sie als Begründer des sogenannten „Sekundenstils“. GEORG MICHAEL CONRAD äußerte über das erste Meisterwerk des Naturalismus:

„Die Technik der Darstellung ist in hohem Grade originell. Es sind fast lauter Farbenspritzer, jäh, grell, unvermittelt, die sich in der Phantasie des kunstgeübten Lesers sofort zum brennendsten Lebensgemälde zusammensetzen. Nur Bilder, keine Gedanken. Diese erschreckliche Virtuosität der Wirklichkeitsnachbildung in winzigen Ausschnitten, nur am Tragisch-Banalen geübt, macht den Leser auf die Dauer ganz nervös.“
(Arno Holz und Johannes Schlaf: Papa Hamlet. Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1979, S. 23)

Der Text „Ein Tod“ (1889), der den Tod eines Studenten schildert, veranschaulicht das Verfahren des Sekundenstils eindringlich:

„Du!“
„Was denn?!“
„Er liegt so auffallend still?“
„Ja! … Und… Herrgott! Sieh mal!!! Seine Nase ist - so spitz? Und… die - Augen…“
Olaf hatte sich schnell über Martin gebückt.
Um seinen Mund lag jetzt ein krampfiges Lächeln. Die Arme lagen lang über das zerwühlte Bett hin. Das scharfe spitzige Gesicht, auf welches jetzt schräg die Sonne fiel, war wachsbleich.
„Man… man spürt - den Puls gar nicht - mehr…“
„Was??“
„Ach… Er… er ist ja - tot?!“
„W…??“
„Tot!!“
„Tot?? Du meinst … tot???“
Die Worte blieben Jens in der Kehle stecken. Er zitterte.
„Tot?“
Es war, als ob er an dem Wort kaute.
„Es … es… ich will… die Wirtin…“
„Lass!“
Olaf hatte sich tief über die Leiche gebeugt. Er drückte ihr die Augen zu…
Eine Minute war vergangen. Sie hatten nicht gewagt, sich anzusehen.

Detailgetreu, Wort für Wort, mit minutiöser Genauigkeit, genau dem Sprechrhythmus der beiden Studenten Olaf und Jens entsprechend, wird der Dialog wiedergegeben, der sich an die Entdeckung anschließt, dass der Student, nach dessen Duell die beiden Kommilitonen ihn medizinisch versorgen, tot ist.

„Dieses Erzählen will keine Vergangenheit mehr darstellen, es will nur noch absolute Gegenwart sein. Es deutet nicht … über sich selbst hinaus. Der Dichter erkennt keinen übergreifenden Sinnzusammenhang, gibt keine Sinndeutung ...“ (Edgar Neis, 1965)

Die Literatur des konsequenten Naturalismus forderte die Totalität der Wirklichkeit.

In der „Neuen Gemeinschaft“ der Brüder HART waren die beiden Autoren tatkräftige Mitstreiter.
Zwar kehrte SCHLAF 1890 nach Magdeburg zurück, die Gemeinschaftsarbeit mit HOLZ bestand aber noch zwei Jahre weiter. Ihr Drama „Familie Selicke“ wurde 1890 in Magdeburg und Berlin uraufgeführt. Zusammen schrieben sie 1892 auch die Novelle „Neue Gleise“ und „Der geschundne Pegasus. Eine Mirlitoniade in Versen von Arno Holz und 100 Bildern von Johannes Schlaf“.

SCHLAF und HOLZ trennten sich freundschaftlich. Erst 1898 kam es zu einem erbitterten Streit zwischen beiden wegen der Anteile an den gemeinsamen Arbeiten. SCHLAF hatte öffentlich behauptet, er habe den größeren Anteil an der Arbeit gehabt. HOLZ musste darauf erwidern. Der Streit war irreparabel. In den Romanen um die Jahrhundertwendezeit (u. a. „Das dritte Reich“ und „Die Suchenden“) reflektierte SCHLAF diesen Streit.

Freier Schriftsteller

Allein veröffentlichte SCHLAF 1892 sein Drama „Meister Oelze“. Bis 1904 blieb er in Magdeburg, schrieb dort u. a. die Romane „Peter Boies Freite“ (1903) „Der Kleine“ (1904 ) und zog dann als freier Schriftsteller nach Weimar. Seine große Zeit als Literat war allerdings vorbei. Er hatte sich vom Naturalismus abgewandt und schrieb nun Werke voller Mystik (u. a. „Peter Boies Freite“) und naturverbundener religiöser Schwermut. Als Autor hatte er WALT WHITMAN für sich entdeckt, dessen „Grashalme“ er übersetzte.

Auch wandte sich SCHLAF den französischen Symbolisten (VERLAINE) zu. Daneben beschäftigte er sich laienhaft mit Philosophie und Astronomie. 1912 erinnerten sich MAX BROD und FRANZ KAFKA des Dichters und besuchten ihn. In den Zwanzigerjahren näherte sich SCHLAF verstärkt dem Nationalen zu und kam der Ideologie der Nazis nahe.

Dingsda

Er beschäftigte sich seit Beginn der Neunzigerjahre des 19. Jahrhunderts mit seiner Heimatstadt Querfurt und nannte es „Dingsda“. Damit gelang ihm noch einmal ein Achtungserfolg als Autor. Das erste dieser Bücher „In Dingsda“ (1892) erreichte eine Auflagenhöhe von 60.000 Stück. Weitere seiner Geschichten sind in „Stille Welten“, „Neues aus Dingsda“ u. a. niedergeschrieben.

Diese Arbeiten wurden auch in seiner Geburtsstadt gelesen und anerkannt. Anlässlich seines 60. Geburtstages am 21.06.1922 brachte man ihm zu Ehren einen Gedenkstein an der Querfurter Friedhofskapelle an und benannte die davor stehende Linde nach ihm. Zehn Jahre später, zu seinem 70. Geburtstag am 21.06.1932 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. 1937 zog SCHLAF in seine Geburtsstadt Querfurt zurück. Dort starb er am 02.Februar 1941 an den Folgen eines Schlaganfalles. Im Johannes-Schlaf-Haus am Entenplan wurde ein Museum eingerichtet.

Als Übersetzer von Werken EMILE ZOLAs, WALT WHITMANs und PAUL VERLAINEs wird er bis heute rezipiert.

Werke (Auswahl)

  • Papa Hamlet (Erzählung, Gemeinschaftsarbeit mit Arno Holz, 1889)
  • Ein Tod (Erzählung, Gemeinschaftsarbeit mit Arno Holz, 1889)
  • Die Familie Selicke (Drama, Gemeinschaftsarbeit mit Arno Holz, 1890)
  • Junge Leute (Roman, 1890, nicht veröffentlicht)
  • Meister Oelze (Drama, 1892)
  • Neue Gleise ( Novelle, zusammen mit Arno Holz, 1892)
  • Der geschundne Pegasus. Eine Mirlitoniade in Versen von Arno Holz und 100 Bildern von Johannes Schlaf (auch Milli Holz hat mitgereimt, 1892)
  • In Dingsda (1892)
  • Frühling (Prosadichtung, 1897)
  • Gertrud (Drama, 1898)
  • Das dritte Reich (Roman, 1900)
  • Die Suchenden (Roman, 1902)
  • Peter Boies Freite (Roman, 1903)
  • Der Kleine (Roman, 1904)
  • Der Prinz (Roman, 1908)
  • Am toten Punkt (Roman, 1909)
Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Johannes Schlaf." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/deutsch-abitur/artikel/johannes-schlaf (Abgerufen: 20. May 2025, 16:11 UTC)

Suche nach passenden Schlagwörtern

  • JOHANNES SCHLAF
  • ARNO HOLZ
  • Naturalismus
Jetzt durchstarten

Lernblockade und Hausaufgabenstress?

Entspannt durch die Schule mit KI-Tutor Kim und Duden Learnattack.

  • Kim hat in Deutsch, Mathe, Englisch und 6 weiteren Schulfächern immer eine von Lehrkräften geprüfte Erklärung, Video oder Übung parat.
  • 24/7 auf Learnattack.de und WhatsApp mit Bildupload und Sprachnachrichten verfügbar. Ideal, um bei den Hausaufgaben und beim Lernen von Fremdsprachen zu unterstützen.
  • Viel günstiger als andere Nachhilfe und schützt deine Daten.

Verwandte Artikel

Literarische Zentren und Themenkreise des Naturalismus

Zu Beginn der Achtzigerjahre bildeten sich die zwei wichtigsten Zentren Berlin und München mit vielen kleinen literarischen Gruppen heraus. Viele waren begeisterte Propagandisten der Werke ZOLAs.

Die Brüder HEINRICH HART (1855–1906) und JULIUS HART (1859–1930) waren Bahnbrecher des Naturalismus in Berlin. MICHAEL GEORG CONRAD attackierte in München die Großstadt als einen „Ameisenhaufen in wahnsinnigem Aufruhr, ein wüstes Hin- und Her ...“.

Naturalistisches Zentralorgan waren: „Die Gesellschaft“, „Kritische Waffengänge“ und „Allgemeiner deutscher Literaturkalender“.
ARNO HOLZ formulierte wahrscheinlich die stärkste, klarste und prägnanteste, geschlossenste Ästhetik des Naturalismus.

Naturalistische Programmatiken

Naturalismus bedeutet nicht einfach Nachahmung der Natur. Das Zurückgreifen und der häufig wiederholte Hinweis auf die in der Natur verwurzelten Empfindungen als „Quellpunkt der Dichtung“ zeigt, dass die Natur für den Naturalismus nicht nur der pragmatische Gegenstand der Naturwissenschaften, sondern zugleich poetisches Zentralmotiv ist, in dem eine stimmungsreiche Natur erscheint (Stimmungslyrik).
Die Künstler selbst haben reflektiert, dass es nicht nur um Nachahmen der Wirklichkeit geht, sondern um produktive Gestaltung durch poetisches Bewusstsein, dem sie eine Initialkraft zuschrieben. Zwischen diesen beiden Polen bewegen sich die kunstästhetischen Überlegungen. Je nach Akzentsetzung erscheinen die Positionen stärker der Tradition verpflichtet bzw. radikaler in der Bejahung von Neuem.

Begriff und Programm des Realismus

Als Realismus bezeichnet man in den Kunst- und Literaturwissenschaften eine Epoche bzw. einen Zeitabschnitt. Mitte des 19. Jahrhunderts kam innerhalb der Literatur der Begriff „poetischer Realismus“ auf. Die Autoren wollten darauf aufmerksam machen, dass ihre Texte trotz Realitätsnähe von Menschen geschaffene Kunstprodukte sind. Der Zusatz wurde auch als Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen realistischen Kunstströmungen, vor allem des 20. Jahrhunderts (magischer Realismus, Neorealismus u. a.) beibehalten.

Desillusionierung und Umorientierung nach der Revolution von 1848/1849, die Reichseinigung als allgegenwärtiger Wunsch prägten das zeitgenössische Bewusstsein. Deshalb wurde von den Möglichkeiten des Einzelnen in einem begrenzten Lebensbereich, meist im Privatleben erzählt.

Georg Simmel

* 01. März 1858 in Berlin
† 26. September 1918 in Straßburg

Der dem Neukantianismus nahestehende Philosoph GEORG SIMMEL gehört gemeinsam mit MAX WEBER (1864–1920) und dem Franzosen EMIL DURKHEIM (1858–1917) zu den bedeutendsten europäischen Soziologen des beginnenden zwanzigsten Jahrhunderts. Er war Begründer der formalen Soziologie.

Als Kunsthistoriker (Arbeiten zu MICHELANGELO, REMBRANDT, BÖCKLIN und RODIN) und Kulturkritiker (Arbeiten zu STEFAN GEORGE, GOETHE und zur Ästhetik) war er zugleich der Essayist der Moderne. Lange Zeit hat man ihn als Wissenschaftler nicht ernst genommen. Erst 1914 erhielt er eine ordentliche Professur an der Straßburger Universität.

Woyzeck

In BÜCHNERs fast naturalistischem Drama „Woyzeck“ (1836) wird der einfältige, aber gutmütige Soldat Woyzeck von seinem Vorgesetzten ausgenutzt und geschunden. Der Hauptmann philosophiert mit ihm über Moral und Tugend. Beides könnten sich die Armen nicht leisten, meint Woyzeck: „Es muß was Schönes sein um die Tugend, Herr Hauptmann. Aber ich bin ein armer Kerl!“ Um sich einige Groschen zu verdienen, dient er dem Arzt als Versuchsperson. Dieser will anhand einer Erbsendiät Obskures beweisen. Als ihm der Tambourmajor auch noch seine Geliebte fortnehmen will, wird Woyzeck zum Mörder.

Er tötet seine Freundin Marie im Affekt. Sprachlich nähert sich das Drama, das nur als Fragment vorliegt, dem Naturalismus an: Die Figuren sprechen größtenteils Darmstädter Dialekt.

„Woyzeck“ wurde 1979 mit KLAUS KINSKI in der Hauptrolle verfilmt. Der vorliegende Text lehnt sich in der Reihenfolge der Auftritte an diesen Film an.

Ein Angebot von

Footer

  • Impressum
  • Sicherheit & Datenschutz
  • AGB
© Duden Learnattack GmbH, 2025