Rhetorik

Rhetorik in der Literaturtheorie

Rhetorik meint ursprünglich die Kunst des Redens (Beredsamkeit). Sie entwickelte sich später zur Lehre aller Arten der Kunstprosa.

Im klassischen Griechenland, wo dieser Begriff entstand, verstand man unter Kunstprosa

  • das Drama in seinen Spielformen Tragödie und Komödie sowie Satyrspiel,
  • alle Formen der Lyrik (Alexandriner, Elegie, Epigramm, Ode)
  • alle Formen der Prosa (Epos, Fabel, Parabel u.s.w.)
  • den Brief,
  • die Reisebescheibung,
  • das Lehrgespräch
  • die Historiografie.

In diesem Sinne (als Teil der Poetik) ist die Rhetorik Bestandteil der Literaturtheorie. Hier untersucht sie vor allem die Verwendung von rhetorischen Figuren und Tropen sowie antiker Topoi (Sg.: Topos).

Rhetorische Figuren

Sowohl in der Alltags- wie künstlerischen Rede als auch in schriftlichen (Kunst-) Texten benutzt man rhetorische Figuren. Sie spielen heute jedoch in der Lyrik eine herausragende Rolle.
Es gibt verschiedene Auffassungen, welche Figuren und Tropen wo zuordnet. Eine Möglichkeit ist folgende:

Tropen:

  • Metapher
  • Katachrese
  • Metonymie
  • Synekdoche
  • Emphase
  • Hyperbel
  • Periphrase
  • Euphemismus
  • Synonym

Wortfiguren:

  • Anapher
  • Epipher
  • Paronomasie
  • Polyptoton
  • Polysyndeton
  • Asyndeton
  • Ellipse
  • Zeugma
  • Hyperbaton
  • Parallelismus
  • Chiasmus

Sinnfiguren:

  • Antithese
  • Apostrophe
  • Rhetorische Frage
  • Permission
  • Personifikation
  • Allegorie

Andere Systematisierungen

Andere Autoren systematisieren die rhetorischen Figuren in:

  • Klangfiguren,
  • Wortfiguren,
  • Sinnfiguren (Gedankenfiguren),
  • grammatische Figuren (Satzfiguren)

Wiederum andere Autoren ordnen die rhetorischen Figuren ledglich den Oberbegriffen

  • Satzfiguren
  • Wort- und Gedankenfiguren zu.

Rhetorik beeinflusst jedoch nicht nur die Literatur, sondern auch alle anderen Künste. Schon SIMONIDES VON KEOS bezeichnete z. B. die Malerei als stumme Poesie und die Poesie als redende Malerei.

Redekunst

Der Begriff Rhetorik, im engeren Sinne als Redekunst aufgefasst, geht davon aus, dass Redefähigkeit eine Naturanlage des Menschen (natura) ist, die

  • durch Kunst und Wissen (ars und doctrina)
  • sowie durch Erfahrung und Übung (exercitatio)

vervollkommnet werden kann.

In diesem Sinne unterscheidet man

  • Allgemeine Rhetorik (Beobachtung rhetorischer Sprechakte, Systematik rhetorischen Sprechens und deren Regeln)
  • Angewandte Rhetorik (Ausbildung, Übung und Vervollkommnung wirkungsorientierten Sprechens und Verhaltens: Körpersprache, Gesprächshaltung)

Die klassische Rhetorik unterscheidet drei Redegattungen:

  • Gerichtsrede,
  • politische Rede,
  • Festrede.

Um eine gute Rede zu halten, sollte man die folgenden fünf Schritte einhalten.

  1. inventio: das Auffinden der Gedanken
  2. dispositio: das Anordnen der Gedanken
  3. elocutio: die sprachliche Ausgestaltung der Gedanken
  4. memoria: das Vertrautwerden mit dem ausformulierten Material
  5. actio: das Halten der Rede selbst

HEINRICH VON KLEISTs „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden“ kann man in der PDF "Heinrich von Kleist - Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden" nachlesen.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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