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Bismarcks Bündnisgeflecht zur Kriegsverhinderung

Die Gründung des Deutschen Reiches hatte das europäische Kräfteverhältnis verändert. BISMARCK sah sich gezwungen, mit seiner Außenpolitik die Großmächte auf dem Kontinent davon zu überzeugen, das Deutschland keine Vormachtstellung in Europa erstrebte. Aus diesem Grunde schuf er ein kompliziertes Bündnisgeflecht zwischen dem Deutschen Reich und den anderen europäischen Großmächten, vor allem Österreich und Russland. Dessen Hauptziele bestanden darin, Frankreich in Europa zu isolieren, um einen Revanchekrieg zur Korrektur der Ergebnisse des Deutsch-Französischen Krieges auszuschließen. Insgesamt dienten die von Bismarck geschlossenen Verträge damit der Erhaltung des Friedens in Europa und der Absicherung der politischen Position und wirtschaftlichen Entwicklung Deutschlands.

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Notwendigkeit der Bündnispolitik

Mit der Gründung des Deutschen Reiches im Jahre 1871 nach dem Sieg über Frankreich hatte sich das Kräfteverhältnis im europäischen Staatensystem verschoben. Es kam nun sehr darauf an, alle anderen europäischen Großmächte davon zu überzeugen,

  • dass das zur Großmacht Deutschland gewachsene Preußen keine Bedrohung darstellte und
  • dass das neue Deutsche Reich keine Ansprüche auf die Erringung einer Vormachtstellung in Europa erhob.

Das war nicht einfach.
Die wirtschaftliche Stärke des nach dem Deutsch-Französischen Krieg geeinten, von Österreich abgegrenzten Deutschland und dessen militärischer Vorsprung gegenüber anderen europäischen Staaten waren nicht dazu angetan, BISMARCKS Worten, keine weiteren Gebiete erobern zu wollen, Vertrauen zu schenken. Im Gegenteil:
Die europäischen Staaten beobachteten voller Sorge und Misstrauen z. B. den enormen Anstieg der deutschen Industrieproduktion und die damit zunehmende Bedeutung des Landes als Konkurrent auf dem Weltmarkt.
Dieses Misstrauen seiner europäischen Nachbarn war für die Außenpoltik des Deutschen Reichs eine Herausforderung.

BISMARCKS Außenpolitik

Die von BISMARCK als deutschem Reichskanzler bis 1890 geleitete Außenpolitik wurde entscheidend bestimmt von seiner Einstellung zu Frankreich.
BISMARCK nahm an, dass Frankreich seine Niederlage und den Verlust von Elsass-Lothringen nicht verwinden konnte und jede sich ergebende Gelegenheit nutzen würde, um einen Revanchekrieg zu beginnen. Ein erklärtes Ziel seiner Außenpolitik bestand deshalb darin, Frankreich gegenüber den anderen Großmächten politisch zu isolieren.
Zeitweise gelang ihm das auch, indem er das Interesse Frankreichs auf koloniale Ziele lenkte. Dabei hoffte er gleichzeitig, dass das zu Konflikten zwischen Frankreich und der Kolonialmacht England führte. Als Haupansatzpunkt für die Isolation Frankreichs in Europa betrachtete er aber ein Bündnissystem Deutschlands mit anderen europäischen Großmächten.

  • BISMARCKS Bündnisgeometrie

Die Bündnisgeometrie von BISMARCK

Das erste Bündnis des Systems war das 1872 geschlossene Dreikaiserabkommen zwischen Deutschland, Österreich und Russland, das in der monarchischen Tradition der Heiligen Allianz von 1815 stand. Mit der Verständigung zwischen den drei Monarchen setzte BISMARCK die traditionelle Freundschaft zu Russland fort. Gleichzeitig erreichte er durch die Einbeziehung des österreichischen Kaisers, dass die Gegensätze zwischen dem Zarenreich und Österreich bei der Erlangung der Vorherrschaft auf dem Balkan nicht weiter ausuferten und zum Krieg führten.
Die Konflikte und die fortwährenden außenpolitischen Spannungen um Herrschaftsansprüche auf dem Balkan waren Auslöser für ein weiteres Abkommen. Im Jahre 1879 schlossen sich Österreich und das Deutsche Reich zum Zweibund zusammen.
Beide Länder vereinbarten in diesem Beistandspakt die gegenseitige Bündnispflicht im Falle eines russischen Angriffs. Sollte der Angriff durch eine andere Macht erfolgen, z. B. Frankreich, dann verpflichtete der Pakt den jeweils anderen Vertragspartner zur wohlwollenden Neutralität. Der Zweibund hielt bis zum ersten Weltkrieg. Im Jahre 1882 trat ihm noch Italien bei, gerade nachdem Frankreich in Nordafrika Tunis besetzt und damit italienische Pläne durchkreuzt hatte.
Das gab dem nunmehrigen Dreibund zwischen Deutschland, Österreich und Italien die von BISMARCK erwünschte Frontstellung gegen Frankreich, trug also zu dessen außenpolitischer Isolierung bei. Die Bündnispartner mussten aber dabei mit dem stillschweigenden Einverständnis Großbritanniens rechnen, das seiner traditionellen „Teile-und-herrsche-Politik“ entsprach.
Als das Dreikaiserabkommen, bedingt durch die unüberbrückbaren Gegensätze zwischen Russland und Österreich, nicht mehr aufrechterhalten werden konnte, gelang es BISMARCK 1887, ein geheimes Neutralitätsabkommen mit Russland abzuschließen. Dieses von BISMARCK selbst als Rückversicherungsvertrag bezeichnete Abkommen verhinderte noch einmal die befürchtete Annäherung Frankreichs an Russland. Im Kriegsfall minderte es für Deutschland die Gefahr eines gleichzeitigen Zweifrontenkrieges, im Westen gegen Frankreich, im Osten gegen Russland.

BISMARCK bemühte sich mit seiner Außenpolitik und dem von ihm ins Leben gerufenen Bündnissystem bzw. -geflecht, das Kräftegleichgewicht zwischen den europäischen Großmächten und damit den Frieden zu erhalten. Gleichzeitig sollte eine militärische Einkreisung des Deutschen Reichs verhindert werden. Die von Bismarck geschlossenen Bündnisse belegen andererseits seine Führungsrolle in der europäischen Politik der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH): "Bismarcks Bündnisgeflecht zur Kriegsverhinderung." In: Lernhelfer (Duden Learnattack GmbH). URL: http://www.lernhelfer.de/schuelerlexikon/geschichte/artikel/bismarcks-buendnisgeflecht-zur-kriegsverhinderung (Abgerufen: 20. May 2025, 04:27 UTC)

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  • Außenpolitik
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Emser Depesche

In BISMARCKS Plänen zur Gründung eines deutschen Einheitsstaates war Frankreich der außenpolitisch wichtigste Faktor.
In der Frage der spanischen Thronfolge wusste er genau um die Chancen und Risiken. Dass er sich nach anfänglichem Zögern doch für eine Kandidatur LEOPOLDS VON HOHENZOLLERN-SIGMARINGEN einsetzte und dann auch verstärkt betrieb, lag an seiner geänderten Einschätzung der politischen Lage in Frankreich. Über die nationale Erregung in Frankreich als Reaktion auf die Kandidatur LEOPOLDS war BISMARCK sich bewusst. Er glaubte aber die Situation beherrschen zu können, solange die Urheberschaft Preußens geheim bliebe. Ausgerechnet sein eigener König, WILHELM I., gestand aber dem französischen Botschafter die politische Urheberschaft Preußens ein. Dies hatte nicht nur den Rückzug LEOPOLDS von seiner Kandidatur zur Folge, sondern brachte auch BISMARCK in eine fast aussichtslose politische Lage, sodass er sogar an Rücktritt dachte.
Die Maßlosigkeit der französischen Forderungen rettete BISMARCK. Seine berühmte Emser Depesche, der unmittelbare Kriegsauslöser, war seine Antwort auf die vorausgegangenen französischen Provokationen.

Frankreichs Bemühen, ein preußisches Deutschland zu verhindern

Für Frankreich war es schon immer von herausragendem Interesse, dass sich kein deutscher Einheitsstaat bildete. Durch einen deutschen Nationalstaat glaubte sich Frankreich in seiner Sicherheit bedroht und fürchtete um seine Ostgrenze. Ein politisch in viele Einzelstaaten zersplittertes Deutschland ließ sich auch wesentlich leichter kontrollieren und konnte zu Frankreich auch machtpolitisch nicht in Konkurrenz treten. Die von BISMARCK betriebene preußische Außenpolitik musste daher in den Augen der Pariser Regierung bedrohlich wirken. Zielte sie doch genau darauf ab, was diese zu verhindern suchte: die Gründung eines deutschen Nationalstaates.
Zu diesen langfristigen politisch-strategischen Überlegungen Frankreichs kamen kurzfristig noch innenpolitische Motive hinzu. Die Regierung NAPOLEONS III. war durch außenpolitische Fehlschläge unter immer größeren innenpolitischen Druck geraten. Die liberale Opposition wurde immer stärker. NAPOLEON III. brauchte den politischen Erfolg gegen Preußen, um das Überleben des 2. Kaiserreiches zu sichern. Seine Regierung musste deshalb die Gründung eines deutschen Einheitsstaates unter der Führung Preußens um jeden Preis verhindern. Dies schloss auch einen Krieg mit ein. Und wegen der aufgeheizten nationalistischen Stimmung in Frankreich hatte die Regierung nach Bekanntwerden der Emser Depesche keine andere Möglichkeit mehr als die Kriegserklärung. Zu groß waren für das Ehrgefühl und das Nationalbewusstsein der Franzosen die vermeintlichen Demütigungen durch die Politik BISMARCKS gewesen.

Die Niederschlagung der Pariser Kommune

Am 18. März 1871 erhob sich die Nationalgarde und die Arbeiterschaft von Paris gegen die antinationale und antisoziale Haltung der bürgerlichen Regierung Frankreichs beim Friedensschluss mit Deutschland nach dem Deutsch-Französischen Krieg. Die Aufständischen gaben damit den Auftakt zur Pariser Kommune. Der vom Volk gewählte Rat der Kommune strebte mit seinem Manifest vom 19. April programmatisch die Umwandlung Frankreichs in einen Bund souveräner Gemeinden (Kommunen) an. Außerdem führte er die Volksbewaffnung, die Gleichberechtigung der Frau und weitere im Interesse der einfachen Menschen stehende politische und soziale Regelungen ein. Mit Unterstützung des deutschen Reichskanzlers Bismarck gelang es Truppen der Regierung, bereits im Mai 1871 in Paris einzudringen, die Kommunarden in blutigen Kämpfen niederzuschlagen und die Pariser Kommune zu beenden.

Preußens Vormachtstellung im Norddeutschen Bund

Nach dem Sieg über Österreich im Deutschen Krieg 1866 beherrschte Preußen den Norden Deutschlands. Mit dem Norddeutschen Bund wurde ein Bundesstaat geschaffen, in dem Preußen schon allein aufgrund seiner Größe und seiner militärischen Stärke die Vorherrschaft hatte. Die übrigen Einzelstaaten auf dem Gebiet des Norddeutschen Bundes mussten diese Vormachtstellung Preußens anerkennen, konnten aber ihre Eigenständigkeit behalten. Dies war auch in der Einschätzung der politischen Lage durch BISMARCK begründet. Er wollte die preußische Monarchie durch die Annexion der Einzelstaaten, die sich gegen die Interessen anderer europäischer Mächte, vor allem Frankreich, gerichtet hätte, nicht aufs Spiel setzen. Deshalb ging er den Weg über den Bundesstaat. Auch in den einzelnen politischen Institutionen des Bundes sicherte Preußen seine Vormachtstellung ab. Von besonderer Wichtigkeit war hier der Bundesrat, in dem sich Preußen ein Vetorecht sicherte. Geschaffen in Anlehnung an den Bundesrat des ehemaligen Deutschen Bundes, war er das wichtigste politische Organ. Von besonderer Bedeutung war die Position des Bundeskanzlers, zu dem BISMARCK vom preußischen König ernannt wurde. Auf militärischem Gebiet sicherte sich Preußen seine Vormachtstellung dadurch, dass laut Bundesverfassung der preußische König in Friedens- und Kriegszeiten oberster Feldherr der Bundestruppen war.

Schlacht bei Sedan

Mit der Niederlage in der Schlacht bei Sedan im September 1870 war auch das Ende der französischen Kaiserherrschaft besiegelt. Sedan war nicht nur ein militärisch bedeutsamer Sieg der Deutschen, sondern war vor allem von politischer Bedeutung. Zwei Tage nach der Kapitulation NAPOLEONS III. und der französischen Armee wurde in Paris die Republik ausgerufen. Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71 war für Preußen nach Sedan noch nicht gewonnen. BISMARCK fiel aber die politische Argumentation für die Fortführung des Krieges nach der Ausrufung der Republik wesentlich leichter. Er musste nun die Intervention anderer europäischer Mächte nicht mehr befürchten. Sedan wurde in den folgenden Jahrzehnten zum Symbol für den unversöhnlichen Gegensatz zwischen Deutschland und Frankreich. Sedan war für Frankreich eine nationale Schande, die getilgt werden musste. Für das deutsche Kaiserreich war Sedan Nährboden für ein übersteigertes Nationalbewusstsein, das seinen Ausdruck in jährlich wiederkehrenden sogenannten Sedanfeiern fand.

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