Jungsteinzeitliche Ackerbauerkulturen im europäischen Raum

Eine frühe neolithische Kultur stellt z. B. die in Dänemark, Südschweden, Polen und Teilen Mitteldeutschlands verbreitete Schnurkeramik- oder Streitaxt-Kultur dar. Dieser Kulturkreis wurde so bezeichnet, weil die Keramiker Tongefäße durch das Aufdrücken von Schnüren verzierten und als wichtigste Waffe die Streitaxt benutzten. Analog dazu wurden in anderen Teilen Europas verbreitete frühe Kulturen als Glockenbecher-Kultur und als Trichterbecher-Kultur bezeichnet.
Noch heute besonders beeindruckend sind die Zeugnisse der Megalithkulturen, die vor allem im 4. und 5. Jahrtausend v. Chr. in den küstennahen Gebieten Westeuropas, Skandinaviens und in einem schmalen, längs durch Mitteleuropa verlaufenden Streifen verbreitet waren.

Riesige Steinblöcke – „Markenzeichen“ der Megalithkulturen

Kennzeichen aller Megalith-Kulturen (Megalith = „großer Stein“) war die Errichtung von Bauten aus großen Steinblöcken. Die Bauten dienten den jungsteinzeitlichen Menschen für unterschiedliche Zwecke:
Besonders im Mittelmeerraum wurden Tempelanlagen aus riesigen Steinblöcken gefügt. Ein beeindruckendes Beispiel dafür findet sich auf der Mittelmeerinsel Malta.
In Westfrankreich, Südengland oder in Norddeutschland dienten die zahlreichen erhalten gebliebenen Anlagen aus frei stehenden riesigen Steinblöcken, sogenannte Menhire oder Hünensteine, ihren Erbauern als Grab- bzw. Kultstätten. Sie waren folglich Orte des Totenkults.

Die Hünensteine stehen häufig in Reihen oder sind zu Kreisen angeordnet. Dann bilden sie regelrechte „Steinalleen“, wie bei Carnac in Westfrankreich, oder imposante Kreisanlagen, wie beim südenglischen Stonehenge.
Eine Vielzahl kleinerer und größerer, als Großsteingräber oder Hünengräber bezeichnete Grabanlagen findet man auch in Norddeutschland und im Süden der Skandinavischen Halbinsel.

Die Grabwände der Hünengräber sind meist aufrecht stehende Steinplatten, die von großen flachen Steinen abgedeckt werden. Bei den Steinen handelt es sich in der Regel um gewaltige Findlinge, Hinterlassenschaften aus dem Eiszeitalter. Je nach ihrer Form kann man bei den Hünengräbern zwischen den mehr runden Dolmen und den mehr länglichen Ganggräbern unterscheiden.
Die Gräber waren darüber hinaus zum Schutz der Toten und der z. T. kostbaren Grabbeigaben vor Grabräubern ursprünglich mit einem Erdhügel bedeckt. Bei vielen Gräbern ist die Erdbedeckung jedoch über die Jahrtausende Eingriffen des Menschen oder der Witterung zum Opfer gefallen.

Stonehenge – herausragendes Zeugnis der Megalithkultur

Die monumentale Anlage von Stonehenge in Südengland entstand in mehreren Bauabschnitten im 3. bis 2. Jahrtausend v. Chr. Sie ist das größte Steinmonument der Megalithkultur in ganz Europa. Sein heutiges Gesicht erhielt das Bauwerk in einer dritten Bauphase, die um 1500 v. Chr. endete.

Die Anlage besteht aus riesigen Steinblöcken. In mehreren Bauphasen wurden in einen ursprünglichen Wall- und Grabenring fast konzentrische Steinkreise eingefügt. Gut erhalten ist ein äußerer Ring aus 16 von ursprünglich 30 etwa 4 m hohen Steinpfeilern aus Blaustein. Die Pfeiler sind durch Decksteine miteinander verbunden.
Das Zentrum des Heiligtums bildet ein Altarstein, um den sich in der Form eines Hufeisens, eines Totensymbols, fünf riesige torartige Steine gruppieren. Von der Öffnung des Hufeisens aus führt eine etwa 20 m breite und von Gräben eingefasste Straße nach Norden, die am Eingang zur Anlage von Sandsteinblöcken flankiert wird.
Die Sandsteinblöcke von Stonehenge stammen aus einer Region rund 30 km nördlich von Stonhenge. Die Blöcke des äußeren Rings mit meist mehr als 100 Tonnen Gewicht wurden sogar aus etwa 200 km Entfernung aus Südwales herantransportiert.

Die Bearbeitung und Glättung sowie das Aufstellen der Steinblöcke stellen eine herausragende technische Leistung dar:
Die Blöcke wurden auf Schlitten und Rollen von Menschenhand herangeschleppt. Vor Ort wurden sie in eine tiefe Grube mit abgeböschter Wand abgesenkt. Danach wurden sie mittels Seilen und einfacher Zugvorrichtungen aufgerichtet und für den festen Stand mit Steinen verkeilt.
Die Steine haben oben Zapfen, die genau in die Zapfenlöcher der Decksteine passen. Die Decksteine wurde mithilfe eines Hebegerüstes aus Holzbalken aufgesetzt.

Die Frage nach der Funktion der beeindruckenden Anlage beschäftigt seit jeher die Betrachter und ist bis heute in der Wissenschaft noch umstritten.
Aufgrund der besonderen Stellung einiger Steine zum Lauf von Sonne und Mond wird jedoch vermutet, dass Stonehenge das Heiligtum eines Sonnenkultes war, es sich folglich um eine Kultstätte handelt. So verläuft beispielsweise die Achse der Anlage genau in Richtung Sonnenaufgang am Tag der Sommersonnenwende (21. Juni). Und einige Steinblöcke, die Stationssteine, markieren weitere Sonnenpositionen im Jahresverlauf.
Darüber hinaus deutet die große Zahl von Rund- und Langhügeln in der unmittelbaren Umgebung von Stonehenge darauf hin, dass die Anlage wahrscheinlich auch für den Totenkult von Bedeutung war.

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