- Lexikon
- Kunst
- 6 Architektur
- 6.5 Gestaltung
- 6.5.1 Form
- Formgestaltung in der Architektur: Komposition
Der Zweck eines Baues beeinflusst die Form. Die Form wird zum Ausdrucksträger. Sie fungiert als Träger
Form | |||
Funktion | Ausdrucksträger | Ausdruckswert | Gestaltung |
Sakralbau Profanbau ------- Tragwerk Klimatisierung Wirtschaftlich- keit Standort Umwelteinfluss | Material/ Textur Fassade Baukörper | Sicherheit Kosmologie Macht Repräsenta- tion Propaganda Würde Gedenken Mahnung Leichtigkeit Transparenz | Komposition Proportion Kontrast Dimension Hierarchie |
Eines der wichtigsten Gestaltungsprinzipien ist die Komposition. Unter Komposition (lat. = Zusammensetzung, Zusammenstellung) in der Architektur ist die
der architektonischen Mittel (Bauelemente, Material, Form, Farbe, Licht usw.) zu verstehen. Es sind im weitesten Sinne Ordnungsprinzipien gemeint. Grundlage jeder Komposition ist die Beziehung der Teile zum Ganzen. Wichtige Kompositionsprinzipien für die architektonische Form sind:
Unter Gliederungen der Form versteht man zum einen
Fassaden sind meist durch die Umschließungsöffnungen (Fenster, Türen, Balkone, Loggien usw.) gekennzeichnet.
Während im Mittelalter diese Öffnungen sehr zufällig auf der Wand verteilt sein konnten (z. B. Burgwand von Powis Castle, Welshpool, Wales, 13. Jh.), fügte man zu Zeiten der Vorfertigung im Scheiben- und Plattenbau die Öffnungen gleichmäßig aufgereiht in die Wandfläche ein. Die Fassade wurde dadurch monoton; sogenannte „Vorhangfassaden“ erscheinen mit ihrer gleichmäßig gerasterten Fläche zwar sachlich, aber auch langweilig.
Möglichkeiten der senkrechten Wandgliederung und Stabilisierung sind Treppenhäuser, Vorlagen und Vorsprünge. Zum Beispiel sind die Längswände der Aula Palatina in Trier (Anfang des 4. Jh. n.Chr. von KONSTANTIN I. als Thronsaal errichtet) durch eine Reihe gleichmäßig langer, über zwei Fensterreihen reichender Rundbögen gegliedert. Die runden Fenster sind zurückgesetzt, sodass die Wand plastisch profiliert wird.
Waagerechte Gliederungen können durch Metopen (griech. = Tempel), Gesimse, Friese, unterschiedliches Mauerwerk oder Material, Reihungen von Fenstern usw. erzielt werden.
Fensterreihen sind häufig rhythmisch angeordnet. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten: Fenster werden zu Gruppen zusammengefasst (zwei, drei oder mehr Fenster) wodurch beispielsweise ein Risalit (Vorbau) noch besonders betont wird. Fensterreihen in den einzelnen Stockwerken können unterschiedlich hoch, anders geformt bzw. „überdacht“ sein (kleine Giebel über den Fenstern).
Eines der wichtigsten Kompositionsprinzipien ist die Symmetrie (griech. symmetria = Zusammenklang der Maße, Ebenmaß). Sie galt seit der Antike als ein bedeutender Aspekt für das Schöne.
Zentrale symmetrische Anordnungen sind oft als Ausdruck diktatorischer Herrschaftsstrukturen anzusehen (z. B. nationalsozialistische und stalinistische Bauten). Sie signalisieren Geschlossenheit und Gesetzmäßigkeit und lassen nur geringen Spielraum für die Einzelform.
Hingegen wird asymmetrisches Bauen durch Offenheit und individuelle Formungsmöglichkeit demokratischen Systemen zugeordnet.
Allerdings kann Asymmetrie auch den Mangel und die Unkenntnis von Ordnungsprinzipien verdeutlichen, wenn das Gleichgewicht nicht durch andere Kompositionsprinzipien wieder hergestellt wird.
Frei rhythmisch angeordnet sind z. B. die kubischen Einzelteile der großartigen Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit auf dem Georgenberg in Wien (1974, Architekt: FRITZ WOTRUBA, 1907–1975). Große Stahlbetonblöcke scheinen wie Zyklopenmauerwerk gestapelt und verschränkt. Die „Architekturskulptur“ wirkt wie eine „feste Burg“.
Stand: 2010
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