Formgestaltung in der Architektur: Komposition

Form

Der Zweck eines Baues beeinflusst die Form. Die Form wird zum Ausdrucksträger. Sie fungiert als Träger

  • von Programmatik,
  • von Symbolik und
  • von Identifikation und
  • bezeugt Ideen und Absichten des Architekten oder Bauträgers.

Form

FunktionAusdrucksträgerAusdruckswertGestaltung
Sakralbau
Profanbau
-------
Tragwerk
Klimatisierung
Wirtschaftlich-
keit
Standort
Umwelteinfluss
Material/ Textur
Fassade
Baukörper
Sicherheit
Kosmologie
Macht
Repräsenta-
tion
Propaganda
Würde
Gedenken
Mahnung
Leichtigkeit
Transparenz
Komposition
Proportion
Kontrast
Dimension
Hierarchie

Komposition

Eines der wichtigsten Gestaltungsprinzipien ist die Komposition. Unter Komposition (lat. = Zusammensetzung, Zusammenstellung) in der Architektur ist die

  • Auswahl,
  • Anordnung und
  • Abstimmung

der architektonischen Mittel (Bauelemente, Material, Form, Farbe, Licht usw.) zu verstehen. Es sind im weitesten Sinne Ordnungsprinzipien gemeint. Grundlage jeder Komposition ist die Beziehung der Teile zum Ganzen. Wichtige Kompositionsprinzipien für die architektonische Form sind:

  • Gliederung,
  • Reihung,
  • Symmetrie,
  • Stufung,
  • Proportion,
  • Rhythmus,
  • Kontraste.

Gliederung

Unter Gliederungen der Form versteht man zum einen

  • Gliederungen der Fassade, zum anderen
  • Gliederungen des Baukörpers.

Fassaden sind meist durch die Umschließungsöffnungen (Fenster, Türen, Balkone, Loggien usw.) gekennzeichnet.

Während im Mittelalter diese Öffnungen sehr zufällig auf der Wand verteilt sein konnten (z. B. Burgwand von Powis Castle, Welshpool, Wales, 13. Jh.), fügte man zu Zeiten der Vorfertigung im Scheiben- und Plattenbau die Öffnungen gleichmäßig aufgereiht in die Wandfläche ein. Die Fassade wurde dadurch monoton; sogenannte „Vorhangfassaden“ erscheinen mit ihrer gleichmäßig gerasterten Fläche zwar sachlich, aber auch langweilig.

Möglichkeiten der senkrechten Wandgliederung und Stabilisierung sind Treppenhäuser, Vorlagen und Vorsprünge. Zum Beispiel sind die Längswände der Aula Palatina in Trier (Anfang des 4. Jh. n.Chr. von KONSTANTIN I. als Thronsaal errichtet) durch eine Reihe gleichmäßig langer, über zwei Fensterreihen reichender Rundbögen gegliedert. Die runden Fenster sind zurückgesetzt, sodass die Wand plastisch profiliert wird.

Waagerechte Gliederungen können durch Metopen (griech. = Tempel), Gesimse, Friese, unterschiedliches Mauerwerk oder Material, Reihungen von Fenstern usw. erzielt werden.

Fensterreihen sind häufig rhythmisch angeordnet. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten: Fenster werden zu Gruppen zusammengefasst (zwei, drei oder mehr Fenster) wodurch beispielsweise ein Risalit (Vorbau) noch besonders betont wird. Fensterreihen in den einzelnen Stockwerken können unterschiedlich hoch, anders geformt bzw. „überdacht“ sein (kleine Giebel über den Fenstern).

Symmetrie

Eines der wichtigsten Kompositionsprinzipien ist die Symmetrie (griech. symmetria = Zusammenklang der Maße, Ebenmaß). Sie galt seit der Antike als ein bedeutender Aspekt für das Schöne.

  • Bei Spiegelsymmetrie wird eine Seite um eine Symmetrieachse gespiegelt.
  • Durch Drehen der Teile um eine Drehachse entsteht Rotationssymmetrie (z. B. beim Dreipass).
  • Bei einer Wendung um 180° spricht man von Punktsymmetrie/Punktinversion.

Zentrale symmetrische Anordnungen sind oft als Ausdruck diktatorischer Herrschaftsstrukturen anzusehen (z. B. nationalsozialistische und stalinistische Bauten). Sie signalisieren Geschlossenheit und Gesetzmäßigkeit und lassen nur geringen Spielraum für die Einzelform.

Hingegen wird asymmetrisches Bauen durch Offenheit und individuelle Formungsmöglichkeit demokratischen Systemen zugeordnet.

Allerdings kann Asymmetrie auch den Mangel und die Unkenntnis von Ordnungsprinzipien verdeutlichen, wenn das Gleichgewicht nicht durch andere Kompositionsprinzipien wieder hergestellt wird.

Frei rhythmisch angeordnet sind z. B. die kubischen Einzelteile der großartigen Kirche zur Heiligsten Dreifaltigkeit auf dem Georgenberg in Wien (1974, Architekt: FRITZ WOTRUBA, 1907–1975). Große Stahlbetonblöcke scheinen wie Zyklopenmauerwerk gestapelt und verschränkt. Die „Architekturskulptur“ wirkt wie eine „feste Burg“.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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