Heute bezeichnet man Produkte der Kunst als Kitsch, die einerseits Originalkunstwerke auf eine besonders primitive Art imitieren und damit hochwertige Eigenschaften (Material, Herstellungstechniken) vortäuschen und andererseits Werke, welche eine übertriebene, vereinfachte oder vorgetäuschte Darstellung von Gefühlen beinhalten.
Damit zielt Kitsch vor allem auf einen unkritischen und oft mehrheitswirksamen Geschmack. Die Komplexität der Gefühle und Zusammenhänge werden klischeehaft vereinfacht und versetzen den Konsumenten in eine „heile“ Welt ohne Konflikte und Auseinandersetzungen.
Kitsch findet man in allen Lebensbereichen, so können Filme, Musik, Mode oder sogar Verhaltensweisen kitschig (im Sinne von übertrieben emotional, einseitig, unangemessen imitiert) sein.
Während in der Kulturgeschichte der Menschheit die Stile kommen und gehen, hält sich der Kitsch hartnäckig und steigt zuweilen in der Gunst des Konsumenten sogar zum Kultobjekt auf. Die Abwertung der Kunstwerke verwandelt sich in das Gegenteil, Kitsch ist schick.
Im Bereich des Design wird der Kitsch mit der Industrialisierung (1780–1894) gesellschaftsfähig. Maschinen machen es möglich, dass gepresstes Glas wie handgeschliffen funkelt und das handgemalte Rosenbukett sich als Abziehbild entpuppt. Dem Wunsch des bürgerlichen Mittelstandes nach üppiger Dekoration konnte mithilfe von Maschinen schnell, massenhaft und preiswert nachgekommen werden.
Das kunstvoll gefertigte Einzelstück wird zur reproduzierbaren Massenware.
Das Vortäuschen bestimmter Materialien und Fertigungstechniken beginnt seinen Siegeszug und bestimmt bis heute einen großen Anteil der produzierten Warenwelt.
In der Porzellanproduktion der DDR hatte das übertriebene Dekorieren in Zeiten des Mangels neben der ästhetischen „Aufwertung“ auch noch eine viel wichtigere Funktion, die Überdeckung von fehlerhaften Oberflächen. Wir haben uns längst daran gewöhnt, dass die historisierende Ornamentik nicht mehr handgemalt ist.
Noch stärker verwischt der Kitsch die Grenzen zur Kunst beim sogenannten Nippes. Als Nippes bezeichnet man kleine Zierfiguren mit rein dekorativer Funktion. Jeder kennt den Wunsch, sich mit schönen Dingen zu umgeben. Hier zeigt sich besonders stark die subjektive Einstellung zum Schönen. Wer bestimmt, was schön ist?
Kennzeichen aller Kitschprodukte ist die übertriebene Emotionalität. Gartenzwerge, Porzellanengel, röhrende Hirsche, weiße Schwäne, Kunstblumen und anderes zeigen uns eine weiche bunte Welt, deren Anblick uns friedlich stimmt und uns von eigenen Problemen ablenkt. Mit der Reduzierung der Inhalte (z. B. gut und böse) und deren vereinfachter Wiedergabe wendet sich der Kitsch an ein unkritisches Publikum und bedient einen breiten Massengeschmack.
Niedlicher Kitsch: Gartenzwerg
Religiöser Kitsch: Kissen mit Kreuzigungsmotiv
Ein Jesuskissen
Gemütlicher Kitsch: Rosenlampe
Eine „gemütliche“ Rosenlampe
Nippes: Röhrender Hirsch und Pferdedose
Nippes in Reinkultur: Der röhrende Hirsch
Eine „Pferde“dose
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