Kurse, Werkstätten und Lehrfächer am staatlichen Bauhaus

Kurse, Werkstätten und Lehrfächer am staatlichen Bauhaus

Ausbildung am staatlichen Bauhaus

Die Idee der Vereinigung von Handwerk, Kunst und Industrie war nicht neu. Mit dem Bauhaus entstand jedoch eine Schule, die dies programmatisch vertrat und konsequent in der Ausbildung umsetzte, auch wenn die Schwerpunkte sich mit der Entwicklung des Bauhauses verschoben.

Die einzelnen Kurse

Der Vorkurs
JOHANNES ITTEN (1919–1922)
Der Vorkurs schuf die Grundlagen für den eigentlichen Unterricht in den Werkstätten.
Die Untersuchung von Bildwerken alter Meister diente der Erkundung von Kontrasten, Formen und Farben in ihren Zusammenhängen. In der Gestaltungslehre wurden grundlegende Kenntnisse über die Wirkung der geometrischen Grundformen, wie Quadrat, Kreis und Dreieck vermittelt. Mithilfe praktischer Übungen mit abstrakten Formelementen und verschiedenen Materialien sammelten die Studenten Erfahrungen über Kontraste, Harmonien und Materialeigenschaften.

LASZLO MOHOLY-NAGY (1923–1928)
Nachdem JOHANNES ITTEN das Bauhaus verlassen hatte, übernahmen MOHOLY-NAGY und JOSEPH ALBERS den Vorkurs.
Der Kurs befasste sich mit dem Zusammenhang zwischen dem gewünschten Ausdruck einer künstlerischen Arbeit und den verwendeten Elementen. Weiterhin arbeiteten sie mit den Schülern an ausgewogenen Flächengliederung und dreidimensionalen Konstruktionen in visuellem und realem Gleichgewicht.

Die Werklehre
JOSEPH ALBERS (1923–1933)
Hier erlernten die Schüler die wichtigsten Werkstoffe, ihre Eigenschaften und erprobten die Methoden des werkstoffgerechten Umgangs. Nacheinander beschäftigte man sich mit den Materialien und ihren Kombinationen. Von großer Bedeutung war der ökonomische Umgang mit dem Werkstoff. Gegenständliches Zeichnen gehörte genauso zum Lehrprogramm wie die Bearbeitung konkreter praktischer Aufgabenstellungen aufgrund dreidimensionaler Studien.

Primäre künstlerische Gestaltung
WASSILY KANDINSKI (1923–1933)
Neben dem Kurs „Analytisches Zeichnen“ erteilte KANDINSKY (Bild 2) im zweiten Semester den Kurs für primäre künstlerische Gestaltung, der sich mit den Merkmalen des Bildaufbaus und dem Phänomen der Farbe beschäftigte. Besonders bekannt wurde die Zuordnung der drei Grundfarben zu den Grundformen Quadrat, Kreis und Dreieck.

Elementare Gestaltungslehre
PAUL KLEE (1921–1931)
Der Kurs beschäftigte sich vor allem mit der Anwendung der künstlerischen Mittel, angefangen von der Linie bis hin zu einem Farbmodell und perspektivischen Darstellungen. Ziel war das Erreichen einer bildnerischen Harmonie.

Die Werkstätten

Die Möbelwerkstatt
In der Werkstatt entstanden vor allem Prototypen, die als Modelle für die industrielle Produktion vorgesehen waren oder als Kleinstserien am Bauhaus produziert wurden. Erste Ergebnisse der Möbelwerkstatt waren im Musterhaus „Am Horn“ 1923 zu sehen. Die Entwürfe zeichneten sich durch eine sachlich-funktionale Formensprache aus und gliederten sich hervorragend in den modernen Bau ein.
1925 entwickelte MARCEL BREUER die ersten Stahlrohrmöbel, die bis heute ein Markenzeichen des Bauhauses sind. HANNES MEYER stellte den sozialen Aspekt der Möbelproduktion in den Mittelpunkt, sodass schlichte und preiswerte Standardmöbel entstanden.

Die Werkstatt für Wandmalerei
Großformatige Wandbilder entstanden unter dem Einfluss KANDINSKYs und SCHLEMMERs. In Dessau konzentrierte man sich wieder stärker auf die architekturgebundene Wandgestaltung nicht im Sinne von Wandmalerei, sondern als farbige Ausgestaltung von Räumen. Besonders in den Meisterhäusern in Dessau ist das Bestreben zu erkennen, funktionale Unterscheidungen der Räume mittels Farbe vorzunehmen oder Teilbereiche abzugrenzen. Der Leiter der Werkstatt, HINNERK SCHEPER (ab 1925), entwickelte farbige Konzeptionen aus Pastelltönen im Kontrast mit Grau, Schwarz und Weiß, die sich immer der Konstruktion des Baus unterordneten und diese unterstützten.

Die Werkstatt für Weberei
Die Werkstatt existierte von 1919–1933 und beschäftigte vor allem Studentinnen. Es entstanden Wandbehänge und Teppiche aus zum Teil selbstgefertigten oder gefärbten Materialien. In der Ausführung waren die Einflüsse der Form- und Farblehren von ITTEN oder KLEE erkennbar.
Während in Weimar die traditionellen handwerklichen Techniken vermittelt wurden, verlagerte sich der Schwerpunkt in Dessau unter der Leitung von GUNTA STÖLZL auf die Entwicklung von Gebrauchsstoffen, zum Beispiel zur Bespannung der Stahlrohrmöbel. In den letzten Jahren leitete LILLY REICH die Werkstatt.

Die Metallwerkstatt
Am Anfang der Werkstatt ging es vor allem, ähnlich wie in den meisten Werkstätten, um das Erlernen traditioneller Verarbeitungstechniken von Materialien, wie Gold, Silber und Messing. 1922–1925 stand die Werkstatt deshalb unter der Leitung des erfahrenen Silberschmieds CHRISTIAN DELL. Unter der Leitung von MOHOLY-NAGY gewann der funktionale Aspekt an Bedeutung. Die entstandenen Gebrauchsgegenstände orientierten sich an den Grundformen und sollten auch industriell produziert werden. Weiterhin experimentierte man mit neuen Materialkombinationen wie Glas und Metall (Bauhausleuchte von WILHELM WAGENFELD).
Die maschinelle Ausstattung der Dessauer Werkstätten ermöglichte vor allem die serielle Abdeckung des Eigenbedarfes mit modernen Lampen für das neue Schulgebäude und die Meisterhäuser. Viele Entwürfe wurden auch von Lampenherstellern übernommen und produziert.

Die Töpferei
In Weimar war die Herstellung von Gebrauchsgefäßen neben den traditionellen Herstellungsverfahren auch in den Formen und der Gestaltung der Oberflächen den volkstümlichen Thüringer Traditionen verhaftet. Die Leitung hatten der Bildhauer GERHARD MARCKS und der Töpfermeister MAX KREHAN.
Um die Modelle auch industriell herstellen zu können, entwickelten die Gesellen OTTO LINDIG und THEODOR BOGLER ein spezielles Gießverfahren. Da die auf Grundkörpern basierenden Formen dem Massengeschmack nicht entsprachen, blieben die Versuche der industriellen Umsetzung nur begrenzt erfolgreich. Versuchsweise Produktionen liefen unter anderem in der staatlichen Porzellanmanufaktur Berlin.
Im Dessauer Bauhaus wurde keine Töpferwerkstatt mehr eröffnet.

Weitere Lehrfächer

„Der Mensch OSKAR SCHLEMMER (1927/28)
Neben der Proportionslehre und der Vermittlung von flächigen und körperlich-plastischen Zeichentechniken wurde der Mensch in seinen räumlichen Beziehungen, der Mensch als Bestandteil der Natur und der Mensch im Verhältnis zwischen Realität und Idee betrachtet und künstlerisch bewältigt.

Architekturausbildung WALTER GROPIUS (1919–1927)
Größtenteils beschränkte sich der Architekturunterricht anfangs auf den Lehrbetrieb nach der Bearbeitung von Aufträgen des privaten Architekturbüros von GROPIUS.
Eigenständige Aufgabe war zum Beispiel, 1922 die Planung von Wohnhäusern mit einem zentralen Mittelpunkt. Auch die Dessauer Architektur blieb stark unter dem Einfluss GROPIUS’ und wurde damit zum Markenzeichen des Bauhauses. Ein geregeltes Architekturstudium gab es jedoch noch nicht.

Baulehre HANNES MEYER (1927–1930)
Unter der Leitung von HANNES MEYER gewann die Architekturausbildung an Systematik. Seine Lehre basierte auf der Idee der funktionalen Optimierung aller baulichen Aspekte. Dazu wurden konkrete Bauaufgaben benutzt. So stand die Gestaltung von vier Laubenganghäusern in Dessau allein in der Verantwortung der Bauabteilung. Wissenschaftlich-theoretische Kenntnisse bildeten hierfür die Grundlage. Für die Realisierung der Bauaufgaben wurden auch Spezialisten, wie der Wohnungs- und Städteplaner HILBERSEIMER herangezogen.

Architektur MIES VAN DER ROHE (1930–1933)
Grundlage und Zentrum der Ausbildung wurde die perfekte Beherrschung des Einfamilienhauses, da es in sich alle grundlegenden Fragen der Architektur vereint.
Neben der Bearbeitung von Modellen befasste sich der Kurs mit übergreifenden Aufgaben, wie der Planung von Stadtteilen und Verkehrszonen. Es entstand so unter anderem ein neuer Bebauungsplan für die Berliner Innenstadt. Neben der Planung funktionaler Aspekte rückten wieder die ästhetischen Fragen in den Vordergrund.

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