Die Zeit hängt vom jeweiligen Bezugssystem ab. Man spricht deshalb auch von der Relativität der Zeitmessung.
Die Relativität der Gleichzeitigkeit ist mit der Vorstellung einer absoluten Zeit nicht vereinbar. Damit entsteht die Frage, wovon die Zeitdauer eines Vorganges in einem Inertialsystem abhängig ist und ob man für den gleichen Vorgang in einem dazu bewegten Inertialsystem die gleiche Zeitdauer oder eine andere misst.
Die Zusammenhänge lassen sich mithilfe eines Gedankenexperiment s verdeutlichen. Wir betrachten dazu ein Inertialsystem S, in dem sich zwei synchronisierte Lichtuhren befinden (Bild 2). Es ist üblich, ein solches System als Ruhesystem zu bezeichnen. Es zeichnet sich allerdings gegenüber anderen System nur durch das Vorhandensein von mindestens zwei synchronisierten Uhren aus.
In einem dazu bewegten System S' befindet sich eine Lichtuhr C, die sich mit der konstanten Geschwindigkeit v an A und B vorbeibewegt.
Dabei gehen wir von folgenden Bedingungen aus:
Analysiert man den Vorgang zunächst aus der Sicht eines Beobachters, der sich ruhend im System S befindet, so ergibt sich:
Eine bewegte Uhr geht langsamer als eine ruhende Uhr. Ein Vorgang in einem bewegten System dauert länger als der gleiche Vorgang in einem Ruhesystem.
Das Ruhesystem ist dabei immer das System, in dem sich zwei synchronisierte Uhren befinden.
Herleitung des quantitativen Zusammenhangs
Der quantitative Zusammenhang lässt sich leicht herleiten, wenn man von Bild 2 ausgeht und auf ein dort markiertes rechtwinkliges Dreieck den Satz des PYTHAGORAS anwendet. Dann erhält man:
(c ⋅ t) ² = (v ⋅ t) ² + (c ⋅ t ') ²
Dabei ist t die Zeit im Inertialsystem S (Ruhesystem), t' die im System S', v die Relativgeschwindigkeit und k der LORENTZ-Faktor. Unter den gegebenen Bedingungen gilt immer:
Das hätte z.B. die Konsequenz, dass Personen, die sich in zueinander bewegten Inertialsystemen befinden, unterschiedlich schnell altern. Eine große Rolle spielt dieses Phänomen insbesondere beim „Uhrenparadoxon“ und dem „Zwillingsparadoxon“.
Nachfolgend sind einige Beispiele für die Größenordnung der Zeitdilatation genannt.
Objekt | Geschwindigkeit | Prozent der Licht-geschwindigkeit | Faktor der Zeitdehnung |
Fußgänger | 5 km/h | 0,000 000 4 | 1,000 000 000 000 000 02 |
Pkw | 100 km/h | 0,000 009 | 1,000 000 000 000 004 |
Düsenjäger | 2000 km/h | 0,000 002 | 1,000 000 000 002 |
Geschosskugel | 1 km/s | 0,000 003 | 1,000 000 000 005 |
Erde um die Sonne | 30 km/s | 0,000 1 | 1,000 000 005 |
Elektronen | 100 000 km/s | 33 | 1,059 |
Herleitung mithilfe der LORENTZ-Transformation
Im System S', das sich gegenüber einem System S mit der Geschwindigkeit v in positiver x-Richtung bewegt, dauert ein physikalischer Vorgang, der in einem bestimmten Punkt x' stattfindet, das Zeitintervall:
Für einen Beobachter in S dauert der gleiche Vorgang
Unter Anwendung der LORENTZ-Transformation ergibt sich:
Das ist das gleiche Ergebnis wie oben genannt, hier aber bezogen auf ein Zeitintervall.
Eine erste experimentelle Bestätigung der Zeitdilatation erfolgte im Oktober 1971 durch die US-amerikanischen Physiker JOSEPH C. HAFELE und RICHARD KEATING. Zum damaligen Zeitpunkt war die Entwicklung von Atomuhren soweit vorangeschritten, dass transportable Atomuhren zur Verfügung standen und damit sehr genaue Zeitmessungen in unterschiedlichen Bezugsystemen möglich wurden.
HAFELE und KEATING synchronisierten einige Atomuhren. Eine Uhrengruppe aus vier Atomuhren verblieb auf der Erde. Eine zweite Gruppe umkreiste innerhalb von zwei Tagen in einem Flugzeug die Erde in östlicher Richtung, die dritte in westlicher Richtung (Bild 3). Verglichen wurde dann der Gang der Uhren. Es wurden jeweils mehrere Uhren genutzt, um Mittelwerte bilden zu können.
Ein relativ zur Erde ruhender Beobachter, der nicht an der Erdrotation teilnimmt, würde dann feststellen:
Ergebnis dieses Experiments war: Gegenüber den auf der Erde verbliebenen Atomuhren wurden sowohl beim Flug in östlicher wie auch beim Flug in westlicher Richtung deutliche Zeitdifferenzen festgestellt:
Diese experimentellen Daten stimmten im Rahmen der Messgenauigkeit mit den berechneten Daten überein, wobei die Berechnung überaus kompliziert war, weil z.B. der unterschiedliche Gang der Uhren in Abhängigkeit vom Gravitationsfeld (Gravitations-Zeitdilatation) berücksichtigte werden musste und auch zu beachten war, dass sich weder die Atomuhren auf der Erdoberfläche noch die in den Flugzeugen in einem Inertialsystem befanden.
Die Messergebnisse wurden lange angezweifelt. Heute werden sie als erste experimentelle Bestätigung der Zeitdilatation allgemein anerkannt.
Eine weitere experimentelle Bestätigung erfolgte 1985 im Rahmen der D1-Weltraummission, an der die deutschen Astronauten R. FURRER und E. MESSERSCHMID teilnahmen. Hier wurde im Rahmen des NAVEX-Experiments der Gang von Atomuhren auf der Erde und in einem Raumschiff miteinander verglichen. Das Navigationsexperiment NAVEX diente vor allem dem Test von Sychronisationstechniken für Atomuhren in Satelliten und Bodenstationen und war damit ein wichtiger Schritt zur satellitengestützten Navigation (GPS).
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