Deutsche Sprache – fremde Sprache
Es gibt in der deutschen Sprache eine Fülle von Fremdwörtern. Diese stammen aus dem Griechischen, Lateinischen, Französischen, Englischen, Russischen und anderen Sprachen. Meist werden mit ihnen neue Wissensbestände benannt, oft aber sollen sie auch nur Weltläufigkeit beweisen. Von übermäßigem Gebrauch wird sowohl von Sprachwissenschaftlern, aber auch von Politkern und anderen Personen abgeraten, vor allem vom Gebrauch reiner Modewörter wie Briefing, Mainstream und anderen.
Ist es so, dass die „Reinheit“ der deutschen Sprache in Gefahr ist? Oder zeigt sich in der Aufnahme neuer Wörter aus anderen Ländern die zunehmende Integration und die Lebendigkeit der Sprache?
Machen uns Fremdwörter in der deutschen Sprache die deutsche Sprache fremd?
Dass die Diskussion um die Reinheit der deutschen Sprache wieder oder immer noch aktuell ist, beweisen allein die Veröffentlichungen zu diesem Thema.
Die Diskussion über die Beeinflussung bzw. Veränderung des Sprachschatzes durch Fremdwörter ist keine typisch deutsche Problematik und auch nicht auf die unmittelbare Gegenwart beschränkt.
Fremdwörter – ein Phänomen des 20./21. Jahrhunderts?
Bereits im Zeitalter des Barock gab es Bestrebungen von Sprachgesellschaften, die die Beeinflussung der deutschen Sprache durch Fremdwörter einzudämmen versuchten. Der 1885 gegründete Allgemeine Deutsche Sprachverein verband die Verfremdung der deutschen Sprache sogar mit der Frage nach der nationalen Identität.
Natürlich ist die Sprache Ausdruck einer kulturellen Zugehörigkeit und der persönlichen Einstellung zu der den Sprecher unmittelbar beeinflussenden Umgebung.
Aber gerade deshalb ist die Sprache auch besonders geeignet, die sich ständig entwickelnden Verhältnisse abzubilden, wie andere Medien, z. B. bildende Kunst und Musik, auch. Die zunehmenden internationalen Verflechtungen unserer Gesellschaft werden natürlich auch durch die aufgenommenen Fremd- und Lehnwörter widergespiegelt.
Anglizismen – Schuld an der „Verunreinigung“?
So wie in früheren Epochen gegen die „Verunreinigung“ der deutschen Sprache durch lateinische und französische Wörter gekämpft wurde, sind es heute die Anglizismen, gegen die sich vielfältige Proteste richten. Diesbezügliche Diskussionen werden mittlerweile nicht nur von Sprachwissenschaftlern geführt, sondern auch auf politischer Ebene. So forderte der ehemalige Berliner Innensenator ECKART WERTHEBACH eine Art „Sprachreinigungsgesetz“, womit er sich an einem schon existierenden Gesetz in Frankreich orientierte.
Das Gesetz zum Schutz der französischen Sprache, 1994 vom damaligen Kultusminister JACQUES TOUBON erlassen, beschränkte die Anzahl der zu verwendenden Fremdwörter auch im Bereich der Wirtschaft so stark, dass sich ein Rückgang ausländischer Investoren abzeichnete und man die Limitierung in diesem Bereich wesentlich zurücknehmen musste.
Unser heutiger Wortschatz
Heute umfasst der deutsche (allgemeine) Wortschatz zwischen 400 000 und 500 000 Wörter – etwa 3 500 bis 4 000 Wörter davon sind Fremdwörter, die seit 1945 dazugekommen sind. Dabei sind die Mehrzahl Fachwörter, die vorrangig im Bereich Wirtschaft und in der Wissenschaft von Spezialisten verwendet werden.
Viele in der Umgangssprache verwendete Fremdwörter unterliegen auch einem sogenannten Zeitwert, das heißt, man kann davon ausgehen, dass sie mit der Mode, aus der sie entstanden, auch wieder verschwinden.
Letztendlich befinden die Bürger darüber, welche Fremdwörter in den Sprachgebrauch integriert werden.
Ein großer Teil der Bevölkerung gebraucht nach Untersuchungen lediglich ca. 3 000 Wörter in der mündlichen Kommunikation. Gut ausgebildete Leute verwenden einen Gebrauchswortschatz von etwa 50 000 Wörtern.