Germanen

Germanische Stämme zogen während der Völkerwanderung über die Grenzen des Römischen Reiches, den Limes, weil das kriegerische Reitervolk der Hunnen sie seit ca. 370 aus ihren angestammten Siedlungsgebieten vertrieben hatte.
Diese Wanderungsbewegung beschleunigte den Untergang des Römischen Reiches. Als erstes fiel dem Hunnensturm 375 n. Chr. das Reich der Ostgoten (im Gebiet der heutigen Ukraine) unter ihrem König ERMANERICH zum Opfer. Dies löste eine Abwanderung der Ostgoten über die Grenzen des zerbrechenden Römischen Reiches aus. Sie ließen sich nach dem Tod des Hunnenkönigs ATTILAs (des Königs ETZEL im Nibelungenlied) in der Pannonischen Tiefebene nieder und plünderten unter ihrem Anführer THEODERICH den Balkan.

Nachdem THEODERICH 488 zum Schutzherrn über Italien (Patricius Italiae) ausgerufen wurde, bezwang er ODOAKER, den letzten durch 476 germanische Söldner ausgerufenen Heerkönig und zerstört dessen Reich. THEODERICH eroberte die Hauptstadt des Weströmischen Reiches, Ravenna, und tötete den bereits entmachteten ODOAKER eigenhändig.
Die Westgoten wurden von Kaiser VALENS (364–378) im östlichen Teil des Römischen Reiches angesiedelt, fügten den Römern 378 in der Schlacht von Adrianopel eine vernichtende Niederlage bei und wurden nach Thrakien umgesiedelt.
Unter König ALARICH (370–419) zogen sie plündernd über den Balkan und die peloponnesische Halbinsel, um schließlich zwischen 401 und 403 einen Angriff auf Italien zu unternehmen. Dieser scheiterte zunächst scheitert, endete dann aber 408 mit der Belagerung Roms. Während sich die Westgoten 408 noch mit der Zahlung von Lösegeld zufriedengaben, eroberten und plünderten sie in einem zweiten Anlauf im Jahre 410 die alte Hauptstadt des römischen Weltreiches. Von dort aus wandten sie sich in das Gebiet des heutigen Spanien, wo ein Teil verblieb. Ein anderer Teil setzte nach Afrika über.
Die Wandalen gehörten zu den germanischen Völkerstämmen, die durch die Goten aus ihren alten Siedlungsgebieten (wahrscheinlich Südjütland sowie Mittelschweden) verdrängt wurden. Sie suchten neue Siedlungsgebiete

  • zunächst im heutigen Ungarn,
  • in der Slowakei sowie
  • in Siebenbürgen auf.

Sie überschritten 406 die römische Reichsgrenze und wurden 409 in Spanien als Föderaten angesiedelt, von wo sie 20 Jahre später über die Meerenge von Gibraltar nach Nordafrika zogen. Die Burgunder, die ursprünglich zwischen Oder und Warthe ansässig waren, überschritten ebenso wie viele andere germanische Stämme die römische Reichsgrenze im Jahre 406. Sie wurden als Föderaten im Gebiet zwischen Mainz und Worms angesiedelt. Nachdem sie 436 eine vernichtende Niederlage gegen die Hunnen hinnehmen mussten, zogen sie auf Geheiß des römischen Feldherrn FLAVIUS AETIUS (390–454) ins Rhônegebiet, wo heute noch der Name Burgund auf sie verweist. Die Langobarden, ein zu den Sueben gehörender germanischer Volksstamm, wurden aus ihren Siedlungsgebieten an der unteren Elbe (um Chr. Geb.) verdrängt und zogen plündernd durch das südliche Europa. Sie fassten in der Pannonischen Tiefebene Fuß, drangen von dort in das damals byzantinische Italien ein und beherrschten zunächst nur den Norden, drangen später aber auch nach Süditalien vor. Auf die Langobarden gehen eine der dauerhaftesten Reichsbildungen der Germanen auf römischem Boden zurück. Auf sie verweist der geografische Begriff der Lombardei im Norden Italiens.
Die Alemannen gingen ebenfalls aus dem westgermanischen Stamm der Sueben hervor. Sie sind im 2. und 3. Jh. n. Chr. am Limes anzutreffen. Im 4. und 5. Jh. nahmen alemannische Stämme auch Zuwanderer aus dem heutigen Mitteldeutschland und Böhmen auf. Sie überquerten den Limes und besiedelten nun in der Mitte des 5. Jh.s das Elsass sowie Teile der heutigen Schweiz. Erst der Merowingerkönig CHLODWIG konnte der weiteren Ausbreitung der Alemannen Einhalt gebieten, nachdem er sie 496 und 506 unterworfen hatte und aus der Main-Gegend verdrängte.
Die Markomannen (die „Markleute“) siedelten ursprünglich an der Elbe, wurden dann aber nach Böhmen abgedrängt. Als sie im 2. Jh. die Donau überschritten, führte dies zu Streitigkeiten mit Rom, bei denen der Stamm aufgerieben wurde. Bis zum 4. Jh. wurden die anderen germanischen Stämme ein Auffangbecken für die markomannische Bevölkerung.
Angeln, Sachsen und Jüten, verließen ihr damaliges Siedlungsgebiet um 450:

  • Jütland - Angeln, Jüten,
  • untere Elbe - Sachsen,

zogen in das von den Römern aufgegebene Britannien und drängten die britannische Bevölkerung nach

  • Wales,
  • Schottland,
  • Cornwall und in
  • die Bretagne ab.

Ein Teil der Sachsen verblieb im Gebiet zwischen Weser und Elbe und konnte erst von den Franken unterworfen werden.
Als Franken bezeichnet man einen westgermanischen Stammesverband, der sich aus westgermanischen Kleinstämmen gebildet hatte

  • Chattuarier,
  • Bataver,
  • Brukterer,
  • Ripuarier u.a.

Ihr Siedlungsgebiet war noch im 3. Jh. das Nieder- und Mittelrheingebiet. Von hier drangen sie im 4. und 5. Jh. über den Rhein hinweg auf das Gebiet des Römischen Reiches vor. Wie viele andere germanische Stämme auch wurden auch die Franken als Föderaten anerkannt und ihre Niederlassung geduldet. Viele Franken dienten im römischen Heer als Söldner. Im 4. und 5. Jh. kam es zu einer dauerhaften Ansiedlung von Franken, die zu diesem Zeitpunkt bereits von Kleinkönigen regiert wurden. Diese Entwicklungen waren die Grundlage für die Entstehung des Frankenreiches der Merowinger.
Unter dem Eindruck der

  • Germaneneinfälle im Westen des Römisches Reiches,
  • des entstehenden Christentums sowie
  • der Sassaniden- Slawen- und Awareneinfälle im Osten des Reiches

begann das Imperium Romanum allmählich auseinanderzubrechen. Trotz

  • neuer Herrschaftsformen (Dominat) sowie
  • neuer Maßnahmen in Militär und Verwaltung (Kolonat)

erwies sich das Römische Reich als Ganzes nicht mehr lebensfähig. Im Jahre 395 wurde es unter die beiden Söhne Kaiser THEODOSIOS' (röm. Kaiser 379-395) aufgeteilt.

  • HONORIOS (395-423) erhielt die Westhälfte,
  • ARKADIOS (395-409) die Osthälfte.

Während der Untergang des Weströmischen Reiches 476 mit dem Sieg des germanischen Heermeisters ODOAKER über ROMULUS AUGUSTULUS († 507/511) besiegelt war, hat das Oströmische Reich unter der Bezeichnung Byzanz bzw. Byzantinisches Reich die europäische Geschichte des Mittelalters entscheidend mitgeprägt.

Stand: 2010
Dieser Text befindet sich in redaktioneller Bearbeitung.

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