Malerei des Klassizismus
Der Klassizismus ist der letzte große internationale und in allen Kunstgattungen herrschende Stil. Wie die Architektur und die Bildhauerei geht auch die Malerei von der Antike aus und zwar sowohl in der Themenwahl wie in der Form. Die emotionalen Aspekte der Farbe werden vernachlässigt, stattdessen herrscht die konturbestimmte Zeichnung. Der Aufbau der Bild-Kompositionen tendiert zu Klarheit, Strenge und zu von Rationalität gelenkter Einfachheit.
Auch hier wirken sich die Ideen von JOHANN JOACHIM WINCKELMANN (1717–1768) aus:
„Die Zeichnung bleibt bei einem Maler ... das erste, das zweite und das dritte Ding.“ Und: „Der Pinsel, so der Künstler führet, soll im Verstand getunkt sein."
JAQUES-LOUIS DAVID: Der Schwur der Horatier
Epoche machte ein Bild des Franzosen JAQUES-LOUIS DAVID (1748–1825): „Der Schwur der Horatier“, gemalt 1784 in Rom. Es wurde die Sensation des Salons von 1785 in Paris. Allerdings hatte der Künstler geschickt vorgearbeitet. Nach Vollendung des Bildes stellte er es in seinem Atelier aus (auch GOETHE, der damals in Rom weilte, sah und bewunderte es), lud die internationale Presse ein, die mit Vorberichten dafür sorgte, dass es, als es im Salon gezeigt wurde, schon bekannt, ja sogar berühmt war und prompt eine Medaille errang.
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Jaques-Louis David - © 2003 The Yorck Project
So berichtete der Korrespondent des „Teutschen Merkur“ am 16. August 1785 aus Rom:
„Man ließt in der Geschichte der Kunst von keinem Gemälde, das mehr Geräusch erwekt hätte, als die Erscheinung von diesem. Nicht nur die Künstler, Liebhaber und Kenner, sondern selbst das Volk läuft truppweise vom Morgen bis zum Abend herbey, es zu sehen ... Keine Staatsangelegenheit des älteren Roms, und keine Pabstwahl des neuern, setzte je die Gemüther in eine größere Bewegung.“
Das Bild zeigt eine von LIVIUS überlieferte Szene aus der Zeit der römischen Republik (7. Jahrhundert v.Chr.): Die drei Horatier werden von ihrem Vater vor dem Kampf gegen ALBA LONGA auf die Waffen eingeschworen. Die jungen Männer sind bereit, ihr Leben fürs Vaterland zu opfern. Ein Appell an Patriotismus und Bürgertugend, vorgetragen mit einer Malerei, in der spartanische Schlichtheit herrscht – also eine Absage sowohl an Barock und Rokoko, wie an den Absolutismus.
DAVID wurde der Staatsmaler der Französischen Revolution und NAPOLEONs. Im Auftrag des Nationalkonvents entwarf er das Bild „Schwur im Ballhaus“, 1791, und das des „Ermordeten Marat“, 1793 – eine Märtyrerdarstellung, die das Motiv des toten Christus profaniert.
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Jacques-Louis David - © 2003 The Yorck Project
Für NAPOLEON „Die Krönung des Kaisers und der Kaiserin“, 1806/07.
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Jaques-Louis David - © 2003 The Yorck Project
Unter DAVIDs zahlreichen Schülern ist JEAN-DOMINIQUE INGRES (1780–1867) der bedeutendste. Er ist der erste formale Purist einer selbstgenügsamen Kunst, die in der Zukunft eine große Rolle spielen sollte.
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Jean-Dominique Ingres - © 2003 The Yorck Project
Das Bild der „Badenden von Valpincon“, 1808, das nichts zeigt als einen weiblichen Rückenakt, erzählt nichts und will nichts als sich selbst: Reine Schönheit von Linien und Flächen, die mit äußerster Präzision gemalt sind.
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Jean-Dominique Ingres - © 2003 The Yorck Project
Die Malweise des FRANCISCO DE GOYA Y LUCIENTES
Ein Zeitgenosse von GOETHE und des Klassizismus war der Spanier FRANCISCO DE GOYA Y LUCIENTES (1746–1828).
Im Gegensatz zum Klassizismus stellen seine Gemälde und Druckgrafiken eine ganz und gar nicht ideale Welt dar, sondern eine, in der Bosheit, Dummheit, Eitelkeit, Mordlust, Unheimlichkeit herrschen.
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Francisco de Goya y Lucientes - © 2003 The Yorck Project
1810–1813 entstand unter dem Eindruck von Kriegen, napoleonische Kriege, die (erst postum veröffentlichte) Aquatintafolge „Die Schrecken des Krieges“. Es ist die Schilderung von Grausamkeiten auf beiden Seiten der Front. GOYA ist ihr entsetzter, nicht ihre Partei nehmender Protokollant.
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Francisco de Goya y Lucientes - © 2003 The Yorck Project
Das gilt auch für sein Bild „Die Erschießung der Aufständischen am 3. Mai 1808 in Madrid“, gemalt 1814. Ein Historienbild als Momentaufnahme: Im Zentrum ein namenloser Held, zu seinen Füßen die Leiber der bereits Hingerichteten, hinter ihm die folgenden Opfer, er selbst Ziel der nächsten Salve der Erschießungsmaschinerie – eine statische Filmsequenz und ein prägnantes Bild, das wiederholt zitiert wurde (E. MANET, P. PICASSO).
Das ist dramatisch gesehen und geschildert, aber nimmt der Künstler Partei? Mit einem unauffälligen Indiz: Auf den Handflächen des Mannes mit dem weißen Hemd und den emporgerissenen Armen erkennt man die Stigmata von Christi Kreuzigung.
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Francisco Goya y Lucientes - © 2003 The Yorck Project
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