- Lexikon
- Mathematik Abitur
- 3 Funktionen und ihre Eigenschaften
- 3.3 Eigenschaften von Funktionen
- 3.3.5 Nullstellen
- Nullstellen ganzrationaler Funktionen (dritten und höheren Grades)
Näherungsweise kann man Nullstellen auch grafisch bestimmen. Man zeichnet den Graphen der Funktion und liest den Abszissenwert beim Schnittpunkt des Graphen mit der x-Achse als Nullstelle ab.
Bei ganzrationalen Funktionen vom Grad ergeben sich bei der Nullstellenbestimmung Gleichungen, für die man (anders als bei linearen und quadratischen Funktionen) im Allgemeinen keine Lösungsformeln mehr zur Verfügung hat. Für Gleichungen dritten und vierten Grades wurden zwar bereits im 16. Jahrhundert „Lösungsformeln“ entwickelt, die jedoch in der Ausführung so kompliziert sind, dass sie praktisch kaum verwendet werden. Für eine Reihe von Problemen lassen sich die Nullstellen mit Näherungsverfahren oder mit einem Computeralgebrasystem bestimmen.
Für einige Sonderfälle existieren auch spezielle Lösungsverfahren, z.B. Lösen durch Ausklammern.
Nullsetzen von f(x) ergibt:
Auf der linken Seite kann man x ausklammern:
Ist ein Produkt gleich null, so ist mindestens einer der Faktoren gleich null, d.h., es ist:
oder
Die Lösung der quadratischen Gleichung ergibt:
und
Ein anderes spezielles Lösungsverfahren ist das Lösen durch Substitution, wenn man es mit so genannten biquadratischen Gleichungen zu tun hat.
Die Gleichung ist zu lösen. Man setzt .
Mit dieser Substitution erhält man eine quadratische Gleichung in z:
Diese hat die Lösungen und .
Nun wird die Substitution rückgängig gemacht, und die Gleichungen und werden gelöst. Das führt zu folgenden Nullstellen:
Ein weiteres Lösungsverfahren ist das Lösen durch schrittweises Faktorisieren einer ganzrationalen Funktion mithilfe ihrer Nullstellen. Grundlage dafür ist der folgende Zusammenhang:
Dieser Satz lässt sich folgendermaßen beweisen:
Sei eine Nullstelle von f(x). Angenommen durch Polynomdivision erhält man , also mit einem Rest r, der nicht von x abhängt.
Lässt man nun die Werte von x gegen streben, dann erhält man .
Da nach Voraussetzung eine Nullstelle von f(x) ist, gilt auch auf .
Damit ist , d.h., die Polynomdivision ist ohne Rest ausführbar.
Mit g(x) kann man wiederum so verfahren. Bei jedem Schritt verringert sich der Grad des verbleibenden Polynoms jeweils um 1, d.h., es kann höchstens n Linearfaktoren geben. Es gilt also der Satz:
Lässt sich aus der ganzrationalen Funktion f(x) der Linearfaktor mehrfach, etwa k-fach, ausklammern, so nennt man mehrfache Nullstelle (man nennt k auch die Ordnung der Nullstelle). Dabei lassen sich folgende Fälle unterscheiden:
Hat eine ganzrationale Funktion n-ten Grades die Nullstellen , so kann man sie nach dem Nullstellensatz für Polynome, einem fundamentalen Satz der Algebra, folgendermaßen als Produkt aus Linearfaktoren darstellen:
Eine wichtige Hilfe bei der Zerlegung einer ganzrationalen Funktion in ihre Linearfaktoren ist folgender Satz:
Lösung der Teilaufgabe a):
Der Funktionsterm ist bereits in Linearfaktoren zerlegt.
Man liest als Nullstellen sofort ab:
Lösung der Teilaufgabe b):
Die (unmittelbar ablesbaren) Nullstellen sind und . Weitere Nullstellen gibt es nicht, da die aus dem dritten Faktor folgende Gleichung keine reelle Lösung besitzt.
Durch Nullsetzen und Ausklammern erhält man:
Aus folgt die zweifache Nullstelle .
Weitere Nullstellen liefert die Gleichung .
Als Teiler des Absolutgliedes kommen und in Frage.
Man überzeugt sich sehr schnell, dass die Bedingung erfüllt.
Division durch den Linearfaktor ergibt:
Die Lösungen der quadratischen Gleichung sind die restlichen Nullstellen, also und . Das heißt, die gegebene Funktion hat vier Nullstellen; ihre Zerlegung in Linearfaktoren ist:
Nach dem Nullstellensatz gilt:
Mit erhält man daraus und somit die folgende Funktion:
Aus folgt , d.h., der Funktionsterm von f ist auf diese Art und Weise geschickt in zwei Terme zerlegt worden, die wiederum Funktionen darstellen und deren Graphen man besonders einfach zeichnen kann (Normalparabel und Gerade). Die x-Koordinaten der Schnittpunkte der Graphen sind die Nullstellen der Ausgangsfunktion, denn nach den vorgenommenen Veränderungen gilt .
In diesem Fall liest man und als Nullstellen ab (siehe Abbildung).
Variation der graphischen Methode des Bestimmens von Nullstellen ganzrationaler Funktionen
Nullstellen ganzrationaler Funktionen ermittelt man rechnerisch durch
bzw. grafisch durch
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